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US-Wahlkampf 2024: Donald Trump wütet nach Niederlage im erster TV-Duell

US-Wahlkampf 2024

Donald Trump wütet nach Niederlage im erster TV-Duell

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    Zuschauer versammeln sich, um eine Debatte zwischen der demokratischen Präsidentschaftskandidatin und Vizepräsidentin Kamala Harris und dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten und ehemaligen Präsidenten Donald Trump zu verfolgen.
    Zuschauer versammeln sich, um eine Debatte zwischen der demokratischen Präsidentschaftskandidatin und Vizepräsidentin Kamala Harris und dem republikanischen Präsidentschaftskandidaten und ehemaligen Präsidenten Donald Trump zu verfolgen. Foto: Eric Gay, dpa

    An der amerikanischen Ostküste ging am Mittwoch gerade die Sonne auf, als Donald Trump nach einer wilden Debatten-Nacht schon wieder auf Sendung war. „Jede Menge Leute sind ziemlich wütend“, wetterte der Ex-Präsident in einem Telefon-Interview mit dem rechten Kanal Fox News. Wahrscheinlich beschrieb er damit die Stimmung in seinem Umfeld ziemlich zutreffend. Selbst die Kommentatoren des Murdoch-Senders hatten sich am Abend zuvor enttäuscht von der Performance des 78-Jährigen im TV-Duell mit seiner Kontrahentin Kamala Harris gezeigt.

    Doch Selbstzweifel sind nicht Trumps Ding. Natürlich hatte er längst einen anderen Schuldigen ausgemacht. „Ich habe einen großartigen Job gemacht“, betonte er: „Das war eine manipulierte Show. Sie (die Moderatoren, d. Red.) haben bei mir alles korrigiert (...), aber sie (Harris, d. Red.) konnte sagen, was sie wollte.“ Es habe „3 zu 1“ gestanden, monierte er mit Blick auf die Moderatoren David Muir und Linsey Davis, die Lügengeschichten einem knappen Faktencheck unterzogen. Ernsthaft forderte er, dem Kanal ABC als Veranstalter die Sendelizenz zu entziehen.

    Umfragen sehen Kamala Harris als Gewinnerin des Duells

    Offensichtlich sieht Trump nach seinem Debatten-Auftritt einigen Nachbearbeitungsbedarf. Schon spät am Abend, kurz vor Mitternacht, war er ungewöhnlicherweise persönlich im „Spin Room“ aufgetaucht, wo Unterstützer und Journalisten die Sendung verfolgen. Da hatte der Sender CNN gerade eine Blitzumfrage unter 600 Wählern veröffentlicht. 63 Prozent sahen Harris als Siegerin. Er habe „Umfragen mit 90 zu 10 oder 80 zu 20“ zu seinen Gunsten, fabulierte der Ex-Präsident.

    Unabhängige Beobachter indes waren sich einig: Kamala Harris hatte in der wichtigen Fernsehdebatte acht Wochen vor der Wahl einen starken Auftritt gehabt. Ihr Rivale hingegen bot nichts, um unentschlossene Zuschauer zu überzeugen. „Es war derselbe Trump, den die Wähler seit fast neun Jahren erleben - ein Attacke-Politiker, der in persönlichem Groll aufgeht“, notierte die New York Times. Der konservative Publizist David Frum kommentierte im Magazin The Atlantic: „Harris hatte bessere und schlechtere Momente. Aber sie war menschlich, wo Trump wild war.“ Hart urteilte der konservative Meinungsforscher Frank Luntz auf X: „Je länger Trump sprach, desto schlimmer wurde es.“

    Tatsächlich kam Harris nach einem spürbar nervösen Start relativ schnell in die Offensive. Der Kontrast zu ihrem Vorgänger Joe Biden, dem es Ende Juni nicht einmal gelungen war, seine eigene Politik verständlich darzustellen, war überdeutlich. Die amtierende Vizepräsidentin ging Trump wegen seiner Importzoll-Pläne an, die einer „Umsatzsteuer für alle Amerikaner“ gleichkämen, sie geißelte seine mangelnde „Achtung vor der Verfassung“, und prangerte seine Nähe zu Diktatoren an. Vor allem aber provozierte sie ihn immer wieder zu selbstbezogenen, emotionalen Reaktionen.

    Donald Trump behauptet, dass Einwanderer Haustiere essen

    Zwei Schlüsselszenen des 90-minütigen Schaukampfes dürften sich bei den meisten Zuschauern eingeprägt haben: Einmal forderte Harris die Amerikaner vor den Fernsehgeräten direkt auf, eine Trump-Kundgebung zu besuchen, um zu erleben, welche absurden Äußerungen der Kandidat von sich gebe und zu sehen, „dass Leute aus Erschöpfung und Langeweile die Kundgebung vorzeitig verlassen“. Wie auf Knopfdruck explodierte Trump: Tatächlich seien bei Harris‘ Auftritten keine Menschen, seine Veranstaltungen hingen seien voll: „Es sind die größten der Geschichte.“

    Ein anderes Mal wiederholte Trump in einer Tirade die Falschbehauptung, haitianische Einwanderer würden die Haustiere von Amerikanern töten und verspeisen. „Sie essen die Hunde“, empörte er sich. Moderator Muir wies darauf hin, dass der Verwaltungschef des Ortes Springfield in Ohio, wo sich der Skandal angeblich zutrug, die Geschichte hart dementiert. „Ich habe das im Fernsehen gesehen“, insistierte Trump. Harris lachte spöttisch.

    Inhaltlich erfuhren die Amerikaner wenig Neues. Die wichtigen innen- und außenpolitischen Themen wurden eher gestreift und von beiden Politikern mit bekannten Parolen abgehandelt. Trump malte die Folgen von Inflation und Einwanderung in den düstersten Farben. Harris verteidigte leidenschaftlich das Abtreibungsrecht und präsentierte sich als Vorkämpferin der Mittelschicht.

    Harris beklagte, Trump habe das Land 2021 in einem desaströsen Zustand hinterlassen - mit der höchsten Arbeitslosigkeit seit der Großen Depression, der schlimmste Epidemie im Gesundheitswesen seit einem Jahrhundert und mit dem schlimmsten Angriff auf die amerikanische Demokratie seit dem Bürgerkrieg. „Und was wir getan haben, ist Donald Trumps Chaos aufzuräumen.“

    Trump wiederum beklagte, Harris und US-Präsident Joe Biden hätten das Land während ihrer Amtszeit in den Abgrund gestürzt. „Wir haben eine Nation, die im Sterben liegt“, sagte er. Bei diversen Fragen brachte der Republikaner das Thema Migration auf und beschuldigte Harris und Biden, sie hätten Abermillionen Migranten und Kriminelle unkontrolliert ins Land gelassen. „Sie haben die Struktur unseres Landes zerstört.“

    Taylor Swift will Kamala Harris unterstützen

    Kaum war die Sendung vorbei, erhielt die 59-Jährige Unterstützung von prominenter Seite. „Wie viele von Euch habe ich die Debatte heute Abend geschaut“, schrieb die Sängerin Taylor Swift auf ihrer Instagram-Seite. Sie werde für Harris stimmen, weil die Demokratin „für die Rechte und die Anliegen kämpft, an die ich glaube.“ Die öffentliche Wahlhilfe ist für Harris möglicherweise wichtiger als der gesamte Debatten-Auftritt: Die Pop-Ikone Swift hat eine extrem loyale Fangemeinde und 282 Millionen Instagram-Follower.

    „Ich war nie ein Taylor Swift-Fan“, knurrte hingegen Trump bei Fox News. Auf die Frage, ob er - wie von der Harris-Kampagne vorgeschlagen - zu einem zweiten TV-Duell bereit sei, antwortete der einstige Reality-TV-Star vielsagend: „Ich weiß nicht, ob ich noch eine Debatte machen möchte.“ Als Nächstes sind ohnehin die Vizekandidaten an der Reihe: Tim Walz und J.D. Vance treffen sich am 1. Oktober (Ortszeit) zum Schlagabtausch.

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