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Bundestagswahl: Brantner und Lang an der Spitze - Grüne starten in Wahlkampf

Bundestagswahl

Brantner und Lang an der Spitze - Grüne starten in Wahlkampf

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    Die neue und die alte Grünen-Bundesvorsitzende: Franziska Brantner (links) und Ricarda Lang führen die Südwest-Grünen in einem Spitzenduo in die Bundestagswahl.
    Die neue und die alte Grünen-Bundesvorsitzende: Franziska Brantner (links) und Ricarda Lang führen die Südwest-Grünen in einem Spitzenduo in die Bundestagswahl. Foto: Bernd Weißbrod/dpa

    Auf der Bühne in der Reutlinger Stadthalle stehen neun große weiße Buchstaben: «Startklar» - das wollen die Grünen sein. Für die Bundestagswahl im kommenden Februar und ein wenig auch schon für die Landtagswahl im Frühjahr 2026.

    Am Wochenende haben die baden-württembergischen Grünen ihre Landesliste für die Bundestagswahl aufgestellt. Die Partei zieht mit einem ungewöhnlichen Spitzenduo in den Winter-Wahlkampf: Die Landesliste führen die neue Co-Bundesvorsitzende Franziska Brantner und ihre Vorgängerin im Amt der Parteichefin, Ricarda Lang, an. Die Delegierten wählten Brantner mit 92,35 Prozent der Stimmen bei einem Parteitag in Reutlingen zu ihrer Spitzenkandidatin. Sie erhielt 181 Ja-Stimmen und 7 Nein-Stimmen - 8 Delegierte enthielten sich. «Das ist ein bombastisches Ergebnis», sagte die 45-Jährige nach der Wahl.

    Brantner bildet gemeinsam mit der ehemaligen Bundeschefin Ricarda Lang ein Spitzenduo für die Bundestagswahl am 23. Februar. Lang wurde mit 94,36 Prozent auf Platz 2 der Landesliste gewählt. Sie erhielt 184 Ja-Stimmen und 6 Nein-Stimmen. Es gab 5 Enthaltungen.

    Lang: Aus der Blase rausgehen

    Zuvor hatten Brantner und Lang die Partei mit kämpferischen Reden auf den Wahlkampf eingestimmt. Lang rief die Delegierten dazu auf, sich nicht nur mit der eigenen Partei zu beschäftigen. «Nabelschau ist niemals ein guter Ausgangspunkt für Politik», sagte Lang. Stattdessen sollten die Grünen «raus aus unserer Blase» und um die Herzen und Köpfe der Menschen kämpfen.

    Brantner warb dafür, das Leben der Menschen zu vereinfachen. Dafür sei ein «digitales Deutschland» nötig. «Deswegen brauchen wir dringend eine Deutschland-App, in der das alles digital möglich ist: die Bestellung vom Reisepass, die Kfz-Zulassung, aber auch die Bestellung vom Kita-Essen», sagte Brantner. Sie betonte in ihrer Rede, dass die Partei auf soziale Gerechtigkeit setze. Viele Menschen spürten die Last gestiegener Kosten beim Wohnen, beim Heizen und bei Lebensmitteln.

    Die Heidelbergerin hatte die Liste schon bei der Bundestagswahl 2021 angeführt. Sie ist seit wenigen Wochen gemeinsam mit Felix Banaszak Bundesvorsitzende der Grünen. Lang hatte nach der Wahlschlappe der Partei in Brandenburg Ende September mit ihrem Co-Vorsitzenden Omid Nouripour ihren Rückzug von der Parteispitze angekündigt. Sie ist seit 2021 Bundestagsabgeordnete und hat ihren Wahlkreis in Schwäbisch Gmünd und Backnang.

    Frust bei der Grünen Jugend

    Nicht zufrieden mit der Bundestagswahlliste war die Grüne Jugend. «Wir sind enttäuscht», sagte die Co-Landesvorsitzende der Jugendorganisation, Tamara Stoll. Bei der Europawahl hätten sich viele junge Menschen von den Grünen abgewendet und Antidemokraten gewählt. Man müsse jungen Menschen ein Angebot machen, das sie anspreche. «Aus diesem Grund ist es so schade, dass wir Menschen, die sich für diese so wichtige Gruppe in unserem Land - für junge Menschen - einsetzen, gestern so schmerzhaft abgewiesen haben», sagte Stoll.

    Am Vortag war die Kandidatin der Grünen Jugend, Sarah Heim, bei Kandidaturen für die aussichtsreichen Listenplätze neun und zehn gescheitert und am Ende auf Platz 23 gelandet. Bei der letzten Bundestagswahl hätte dieser Platz nicht für einen Einzug ins Parlament ausgereicht. Derzeit stellen die Südwest-Grünen im Bundestag 17 Abgeordnete.

    Nicht mehr für den Bundestag kandidiert Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir, der seit dem Aus der Ampel-Koalition auch das Bundesbildungsministerium führt. Stattdessen will Özdemir bei der Landtagswahl im Frühjahr 2026 als Spitzenkandidat der Partei für die Nachfolge von Ministerpräsident Winfried Kretschmann antreten.

    Die Delegierten feierten Özdemir nach einer langen Rede mit minutenlangem Applaus und Standing Ovations. Während der Rede brach in der Halle Jubel aus, als Özdemir sagte, er habe sich entschieden, als Kandidat für das Amt des Ministerpräsidenten anzutreten. «Ich trete an, um die Wahl zu gewinnen», sagte er. Er wolle fortführen, was Kretschmann in dreizehn Regierungsjahren gezeigt habe: «Vorne dabei sein, wenn an allen Ecken und Enden Neues entsteht», sagte Özdemir.

    Kretschmann froh über Özdemirs Kandidatur

    Ministerpräsident Winfried Kretschmann fand am nächsten Tag in seiner Rede ebenfalls lobende Worte: «Ich bin verdammt froh, dass Cem es macht», sagte Kretschmann zur Kandidatur Özdemirs. Der Bundesminister sei aus «echtem Ministerpräsidenten-Holz» geschnitzt. Er habe die nötige Erfahrung und wisse, wie man regiere, er schwätze gerne mit den Leuten, weil er sie verstehen wolle und er habe eine klare Haltung, lobte Kretschmann.

    Trotz derzeit schwacher Umfragen ist Kretschmann von Özdemirs Chancen überzeugt. Vor 15 Jahren habe kaum einer gedacht, dass die Grünen den nächsten Ministerpräsidenten stellen würden. Und doch sei er der erste grüne Ministerpräsident des Planeten geworden, sagte Kretschmann. «Ich bin überzeugt: Cem kann der zweite grüne Ministerpräsident werden.»

    Özdemir forderte mit Blick auf die Bundestagswahl von den demokratischen Parteien mehr Kompromissbereitschaft. «Für uns Grüne heißt das beispielsweise, dass wir mehr Offenheit zeigen für Marktanreize und über Preissignale zu arbeiten», sagte Özdemir. Als Beispiel nannte Özdemir den Emissionshandel. Die SPD müsse sich von einer reinen «Transfer-Sozialpolitik» lösen, von der CDU verlangte er mehr Offenheit für eine Reform der Schuldenbremse.

    Cem Özdemir will Nachfolger von Ministerpräsident Winfried Kretschmann werden. Dafür bekam er viel Applaus.
    Cem Özdemir will Nachfolger von Ministerpräsident Winfried Kretschmann werden. Dafür bekam er viel Applaus. Foto: Bernd Weißbrod/dpa
    «Startklar» wollen sich die Grünen für den Bundestagswahlkampf zeigen.
    «Startklar» wollen sich die Grünen für den Bundestagswahlkampf zeigen. Foto: Bernd Weißbrod/dpa
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