Der ehemalige italienische Ministerpräsident Silvio Berlusconi ist am Montagmorgen gestorben. Das bestätigte ein Sprecher auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatten italienische Medien über den Tod des 86-Jährigen in einem Mailänder Krankenhaus berichtet. Berlusconi war seit vergangenem Freitag in der Klinik gewesen. Er litt an einer chronischen Form von Leukämie. Wie die italienische Zeitung Corriere della Sera berichtet, waren sein Bruder und seine Kinder am Montagmorgen in das Krankenhaus geeilt. Der zweimal geschiedene Politiker hinterlässt fünf Kinder und viele Enkel. Zuletzt war er mit der Forza-Italia-Abgeordneten Marta Fascina zusammen, die mehr als 50 Jahre jünger war als er selbst.
Berlusconi hatte seit Jahren gesundheitliche Probleme
Berlusconi hatte in den vergangenen Jahren immer wieder gesundheitliche Probleme. 2016 wurde er am Herzen operiert, 2020 musste er wegen einer Corona-Infektion und einer Lungenentzündung ins Krankenhaus. Auch 2022 wurde er wegen einer Harnwegsinfektion stationär behandelt. Bereits 1997 wurde er wegen eines Tumors an der Prostata operiert. Schon seit mehreren Jahren hatte er zudem einen Herzschrittmacher. Zuletzt wurde bekannt, dass er an chronischer Leukämie leidet.
Noch im April schrieben Ärzte in einer offiziellen Mitteilung von einer "schrittweisen und beständigen" Verbesserung seines Gesundheitszustands. Die angewandten Therapien, denen Berlusconi unterzogen worden war, hätten die erwarteten Ergebnisse gezeigt. Damals war der frühere Ministerpräsident wegen einer Lungenentzündung eingeliefert worden.
Berlusconi bestimmte Politik in Italien wie kein anderer
Berlusconi hatte die Politik in Italien in den vergangenen Jahren wie kein zweiter bestimmt. Zugleich hat er aber auch extrem polarisiert.
Er wurde am 29. September 1936 geboren, war zunächst Geschäftsmann und stand seit 1994 insgesamt vier Regierungen in Italien als Ministerpräsident vor. Er bestimmte die Geschicke des Landes mehr als zwei Jahrzehnte mit. Für den früheren Regierungschef Mario Monti war Berlusconi der "Vater aller Populisten", er selbst nannte sich einmal "Jesus Christus der Politik". Immer wieder gab es Vorwürfe von Interessenkonflikten zwischen seinem Amt und dem von ihm kontrollierten Medienimperium Mediaset. Auch musste er sich zahlreichen Gerichtsprozessen stellen.
Berlusconi polarisierte in den vergangenen Jahren
2011 hatte Berlusconi im Zuge der Finanzkrise endgültig als Ministerpräsident abtreten müssen. Zwar versuchte er das politische Comeback für ein Spitzenamt, doch eine Rückkehr auf die ganz große Bühne blieb aus. Auch sein letzter Traum, Staatspräsident zu werden, platzte Anfang 2022.
2013 wurde er im Zusammenhang mit einer Strafe wegen Steuerhinterziehung aus dem Parlament ausgeschlossen und durfte in den folgenden Jahren keine öffentlichen Ämter ausüben. Er klagte dagegen vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte. Zuletzt war er Abgeordneter im Senat, der kleineren der zwei Parlamentskammern in Rom.
Im März 2015 wurde er im "Bunga-Bunga"-Prozess um Sex mit minderjährigen Prostituierten und Amtsmissbrauch in letzter Instanz freigesprochen. Auch bei einem Folgeverfahren wegen Zeugenbestechung wurde er freigesprochen. Doch seiner Beliebtheit bei vielen Italienern taten die Konflikte mit dem Gesetz keinen Abbruch. Berlusconi sorgte auch privat immer wieder für Schlagzeilen.
Forza Italia von Berlusconi schrumpft
Seine Partei, die Forza Italia, die er bei den Parlamentswahlen 1994 aus dem Stand zur größten Partei gemacht hatte, schrumpfte in Italien immer weiter zusammen – was auch daran lag, dass Berlusconi kaum politische Erben zuließ und Forza Italia immer mit seinem Namen verbunden war. Im Herbst 2022 schaffte es die Forza Italia als kleiner Partner von Giorgia Meloni immerhin nochmal in die Regierung. (mit dpa)