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Schleswig-Holstein: Daniel Günther – der Mann der Zukunft für die CDU?

Schleswig-Holstein

Daniel Günther – der Mann der Zukunft für die CDU?

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    Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein und Spitzenkandidat für die kommenden Landtagswahlen.
    Daniel Günther (CDU), Ministerpräsident von Schleswig-Holstein und Spitzenkandidat für die kommenden Landtagswahlen. Foto: Christian Charisius, dpa

    Beim Wahlkampf in Eckernförde geht es nicht um die große Politik, sondern um die kleineren Dinge, die deshalb nicht weniger wichtig sind. „Sie sind bestimmt Privatpatient“, unterstellt eine potenzielle Wählerin dem CDU-Spitzenkandidaten und will die Wahrheit zunächst gar nicht zur Kenntnis nehmen. „Nöö, ich bin gesetzlich versichert“, kontert Daniel Günther und muss das in der Fußgängerzone seiner Heimatstadt gleich noch einmal wiederholen. Denn dass sich da einer von ganz oben der Solidargemeinschaft der Krankenversicherten angeschlossen hat und keine Sonderbehandlung will, kann doch wohl nicht stimmen?

    Es stimmt, und die Anekdote ist ein gutes Beispiel dafür, warum der 48-jährige Ministerpräsident in seinem Heimatland Schleswig-Holstein so beliebt ist und die dortige Landtagswahl am kommenden Sonntag sicher gewinnen wird. Günther ist die personifizierte Volksnähe. Einer, der in Bund und Land zu seinem Wort steht.

    Seit 2017 leitet Günther die Geschicke des nördlichsten Bundeslandes mit seinen knapp drei Millionen Menschen, die sich zu jeder Tageszeit mit „Moin“ begrüßen. Ein Jahr vorher lag die Nord-CDU noch am Boden, unter Günther wurde sie mit 32 Prozent der Stimmen wieder zur stärksten Kraft. Der Christdemokrat steht seitdem einer Jamaika-Koalition mit Grünen und FDP vor und kann dem Wahlsonntag ganz gelassen entgegenblicken. Zwischen 36 und 38 Prozent prognostizieren die Meinungsforschungsinstitute derzeit. Es könnten durchaus noch ein paar Stimmen mehr werden, nicht ausgeschlossen, dass Günther einen ähnlichen Triumph einfährt wie die SPD im Saarland, die vor wenigen Wochen bei der dortigen Landtagswahl 43,5 Prozent holte.

    Daniel Günther kann sich die Regierung aussuchen

    Eine absolute Mehrheit wie im Saarbrücker Landtag kann es in Kiel eher nicht geben, dafür werden zu viele andere Parteien über die Fünf-Prozent-Hürde springen. Aber Daniel Günther ist in der komfortablen Position, dass er sich seine Regierungspartner aussuchen kann. Eine Fortsetzung von Jamaika wäre ihm nicht unlieb. Gut möglich aber auch, dass die Grünen auf der Strecke bleiben und Schwarz-Gelb ohne sie weitermacht, nötigenfalls mit Unterstützung des Südschleswigschen Wählerverbandes. Die Liberalen schauen auf stabile neun Prozent, der SSW kann mit fünf Prozent rechnen. Die SPD darf nicht mitspielen, auch wenn sie mit ihrem Spitzenkandidaten Thomas Losse-Müller bei 20 Prozent steht. Die Grünen liegen bei 17 Prozent. Die Linke wird es wohl nicht in den Landtag schaffen, die AfD hingegen knapp schon.

    Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther spricht im Kieler Landeshaus während einer Pressekonferenz.
    Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther spricht im Kieler Landeshaus während einer Pressekonferenz. Foto: Marcus Brandt, dpa

    Im fernen Berlin beobachtet Parteichef Friedrich Merz die Entwicklung mit Genugtuung, denn am 15. Mai wird in Nordrhein-Westfalen auch ein Landtag gewählt und dort steht es zwischen CDU und SPD gerade Spitz auf Knopf. Ein CDU-Sieg in Schleswig-Holstein könnte dem NRW-Spitzenkandidaten Hendrik Wüst den noch nötigen Rückenwind verschaffen. Der frische Wind aus dem Norden würde zudem Merz und der gesamten CDU helfen, die nach einem guten Start in der Opposition gerade ein wenig in sich verharrt. Es entbehrt nicht der Ironie, dass Merz das ausgerechnet einem Merkelianer zu verdanken hat.

    Günther wird dem liberalen Flügel der CDU zugerechnet. Angela Merkel konnte sich als Parteivorsitzende und Kanzlerin auf seine Unterstützung verlassen, Merz hingegen nicht. Drei Versuche unternahm der Sauerländer, um CDU-Vorsitzender zu werden – Günther unterstützte ihn bei keinem davon. Nachdem sich der bayerische CSU-Vorsitzende Markus Söder als Kanzlerkandidat ins Spiel gebracht hatte, forderte der gebürtige Kieler ihn umgehend zum Verzicht auf. Und da es vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges gerade um die Frage geht, wer in der Politik Schuld trägt an der großen Nähe zu Russland: Günther eher nicht. Er hielt schon früh nichts von der Forderung der Ost-Länderchefs, die Sanktionen gegen Russland zu lockern oder gar aufzuheben. Sie seien aus gutem Grund erlassen worden, erklärte er und wies – für einen CDU-Mann besonders bemerkenswert - darauf hin, dass man bei so einem Thema nicht nur auf die Wirtschaft schauen dürfe.

    Daniel Günther könnte Friedrich Merz ablösen

    Auch wenn Günther volksnah und erdverbunden wirkt, ist er nicht der nette Deichgraf von nebenan. Einerseits sagt er zwar, es sei in der Politik nicht hilfreich, wenn man „rumschreie“. Andererseits betont er immer wieder seinen Machtanspruch. Manchmal wirkt er dabei ein wenig abwesend, sein plattdeutscher Akzent erweckt den Eindruck einer gewissen Bräsigkeit. Viele haben ihn deswegen schon falsch eingeschätzt, aber aus den Gremiensitzungen der Parteispitze beispielsweise ist bekannt, dass der Katholik knallhart vorgeht, wenn es drauf ankommt.

    Schon bei der zurückliegenden Unions-Kür für die K-Frage wurde sein Name gehandelt. Günther ließ es laufen, wusste, dass für ihn die Zeit erst noch kommt. Der verheiratete Vater einer Tochter ist ein begeisterter Langstreckenläufer (seine Lieblingsstrecken stehen auf seiner Internetseite) und verfügt über den ganz langen Atem. Er weiß, dass die Jüngeren in der CDU gefragt sind und eine Spitzenkandidatur des jetzt schon 66 Jahre alten Friedrich Merz eher unwahrscheinlich ist. Sollte Wüst die NRW-Wahl verlieren, stünde Günther als Mann der Zukunft da.

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