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Robert Koch-Institut: Lothar Wieler – der Corona-Mahner verlässt das RKI

Robert Koch-Institut

Lothar Wieler – der Corona-Mahner verlässt das RKI

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    Verlässt das RKI: Lothar Wieler.
    Verlässt das RKI: Lothar Wieler. Foto: Carsten Koall, dpa (Archivbild)

    Der Kampf gegen das Coronavirus war auch sein eigener. Lothar Wieler brauchte Personenschutz, weil er von radikalen Querdenkern bedroht wurde. Der Präsident des Robert Koch-Instituts zog den Hass auf sich. In den ersten beiden Corona-Jahren warnte er Welle um Welle, dass die harten Einschnitte in die Freiheit sein müssten, um den Erreger zurückzudrängen. Wenn man ihn auf einen Moment nach einem seiner Auftritte ansprach, dann sprach Erschöpfung aus seinen Zügen. 

    Der Kampf gegen das Virus kostete Kraft. Dunkle Ringe lagen unter den Augen, die Haut grau. Er erklärte trotzdem unermüdlich weiter. Jetzt, da das Virus seine Bedrohlichkeit verliert, geht auch Wieler. Am 1. April ist Schluss. „Es war ein Privileg, in dieser Krise an exponierter Position zusammen mit einem motivierten Team hervorragender Expertinnen und Experten arbeiten zu dürfen“, lässt sich der 61-Jährige zitieren. Worte, die fallen, ohne dass sie viel sagen.

    Gemeinsam mit dem damaligen Gesundheitsminister Jens Spahn bildete der RKI-Chef das mahnende Duo der Pandemie. Spahn-Wieler das war ein feststehender Begriff, wie Batman und Robin, Beckenbauer und Schwarzenbeck. Anders als bei den anderen Doppeln war die Macht aber nicht so eindeutig verteilt. Spahn brauchte die wissenschaftliche Autorität Wielers, um Kontaktverbote, geschlossene Läden, dichtgemachte Schulen und geschlossene Kneipen zu rechtfertigen.

    Lothar Wieler: Sein RKI war anfangs genauso überfordert wie der Rest der Gesellschaft

    Wieler zog auch deshalb den Hass auf sich, weil er das personifizierte schlechte Gewissen einer Gesellschaft war, der das Selbstverständliche abhandengekommen war. Aber auch der Fachmann und sein Institut lagen in manchen Bewertungen daneben. Als Corona im Januar 2020 in Deutschland angekommen war, unterschätzte das RKI die Gefährlichkeit des Keims. Das Tragen von Masken wurde gar als nutzlos eingestuft. Wieler musste sich anhören, dass er überhaupt keine Ahnung haben könne, weil er kein Humanmediziner, sondern Tierarzt ist. Bevor er die Leitung des RKI übernahm, war er Professor für Tierseuchen und Mikrobiologie in Berlin. Mit dem Überspringen von Viren auf den Menschen von Tieren hatte er sich intensiv befasst.

    Dennoch war sein Institut zu Beginn der Jahrhundertseuche genauso überfordert wie der Rest der Gesellschaft. Zu klein, zu langsam, zu schlecht ausgestattet, in der Kommunikation mit einer verunsicherten Öffentlichkeit völlig unerfahren. Die arme Pressesprecherin war schlichtweg überlastet, als plötzlich Journalisten aus ganz Deutschland auf sie einstürmten und mit dem Chef reden wollten. Es war das Deutschland der Fax-Geräte, das einen sich schnell ausbreitenden Virus einhegen wollte.

    Wieler stand vor dem Rauswurf, als plötzlich der Genesenenstatus verkürzt wurde

    Als Lehre aus der Pandemie soll das RKI zum Kompetenzzentrum Deutschlands in Fragen der öffentlichen Gesundheit ausgebaut werden. Ständige Überwachung von Gefahren, Forschung an den Ursachen, Beratung der Politik und Krisenmanagement soll es in der Vision 2025 können. Wieler wollte die Vision nicht für Karl Lauterbach umsetzen. Er und der Nachfolger Spahns auf dem Posten des Gesundheitsministers hatten zeitweise ihre Schwierigkeiten. 

    Wieler stand vor dem Rauswurf, als plötzlich der Genesenenstatus über Nacht verkürzt wurde. Lauterbach und Wieler rauften sich zusammen, aber das Verhältnis war ein grundsätzlich anderes. Lauterbach als Medizinprofessor brauchte Wieler nicht als Begründer seiner Politik. Der SPD-Mann war neben Wieler und dem Virologen Christian Drosten selbst der oberste Corona-Erklärer der Republik. „Ohne Prof. Wieler wäre Deutschland deutlich schlechter durch diese Pandemie gekommen“, erklärte Lauterbach. Der scheidende RKI-Präsident will sich wieder verstärkt der Forschung widmen. So steht es in der Pressemitteilung.

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