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Porträt: Silvia Breher, die unbekannte Erststimmen-Königin der CDU

Porträt

Silvia Breher, die unbekannte Erststimmen-Königin der CDU

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    Silvia Breher steigt in die oberste Riege der CDU auf - dabei ist sie weitgehend unbekannt.
    Silvia Breher steigt in die oberste Riege der CDU auf - dabei ist sie weitgehend unbekannt. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Wenn die CDU den Kontakt zur Basis nicht ganz verlieren will, dann hat sie sich mit Silvia Breher vermutlich die richtige Frau ausgesucht. Die Bauerstochter aus Niedersachsen, die beim Parteitag in Leipzig zur stellvertretenden Vorsitzenden aufrücken soll, hat ihren Wahlkreis bei der letzten Bundestagswahl mit 57,7 Prozent gewonnen – damit war sie Deutschlands Erststimmenkönigin.

    Silvia Breher schließt die Lücke im CDU-Vorstand

    Dass die 46-Jährige mit der punkigen blonden Sturmfrisur jetzt in den Olymp der CDU aufrückt, hat allerdings etwas profanere Gründe: Weil Ursula von der Leyen sich mit dem Wechsel an die Spitze der EU-Kommission auch aus der Parteipolitik verabschiedet, wird ihr Platz im Präsidium frei. Silvia Breher schließt diese Lücke aus Sicht der CDU mit ihrem Proporzdenken perfekt: eine Frau, eine aus Niedersachsen noch dazu – und wie ihre Vorgängerin eine auf der Höhe der Zeit.

    Deutlich wie wenige Kolleginnen sonst in der Union prangerte sie bei ihrer Rede zum Internationalen Frauentag im März die aktuellen Probleme an: Gewalt gegen Frauen, Ungerechtigkeiten bei der Rente, die großen Unterschiede beim Gehalt. „Alleine durch Gesetze, durch Verbote und am Ende auch durch Quote erreichen wir keine Gleichberechtigung“, warnte Breher dann noch, auch wenn sie selbst keine Anhängerin der Frauenquote ist. „Gleichberechtigung muss eine Grundüberzeugung sein. Sie muss in Fleisch und Blut übergehen, bei Männern und bei Frauen.“

    Breher soll der CDU in der Frauen- und Familienpolitik Profil verpassen

    Silvia Breher, geborene Lucke, war erst unsicher, ob sie überhaupt in die Politik gehen sollte, nachdem der örtliche Abgeordnete nicht mehr antreten wollte und sie selbst als potenzielle Nachfolgerin gehandelt wurde. Dann aber erkämpfte sie sich in einer Urwahl gegen drei Männer die Kandidatur für den Bundestag in Cloppenburg-Vechta, einem der konservativsten Wahlkreise der Republik. Trotzdem ist sie Realistin genug, um zu wissen, dass sie ihre steile Karriere in der CDU dem Geschlechterproporz verdankt: Ohne ihn, räumt sie ein, „wäre ich nicht für den Vizeposten vorgeschlagen worden“. Ein Amt, in dem sie auf Augenhöhe mit Parteigranden wie Volker Bouffier, Armin Laschet, Julia Klöckner und Thomas Strobl operiert – eine einfache Bundestagsabgeordnete neben gestandenen Ministern und Ministerpräsidenten.

    Jünger, moderner, emanzipierter: Siliva Breher soll der CDU vor allem auf dem Feld der Frauen- und Familienpolitik zu neuer Sichtbarkeit verhelfen. Als Mutter von drei Kindern weiß sie, wie schwer es oft ist, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Sie selbst allerdings hat es immer irgendwie hinbekommen – erst als selbstständige Rechtsanwältin, die vor allem Handwerker in Fragen von Bau-Streitigkeiten vertrat, später als Geschäftsführerin des Bauernverbandes in ihrem Landkreis. Folgerichtig sitzt die Pferdenärrin aus dem Oldenburgischen daher im Bundestag nicht nur im Familien-, sondern auch im Agrarausschuss.

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