Nicht zu früh zucken, die anderen kommen lassen, ein Problem notfalls auch mal aussitzen: Olaf Scholz hat sich einiges bei Angela Merkel und Helmut Kohl abgeschaut. Am Ende war es nur noch eine Frage der Zeit, bis Boris Pistorius zurückziehen und dem Kanzler die Bühne überlassen würde. Das kann man Stehvermögen nennen, Sturheit oder Nervenstärke – Scholz aber hat bekommen, was er wollte. Er wird trotz großer Vorbehalte in der Partei ihr Kanzlerkandidat.
Die Personalie Olaf Scholz ist eine Hypothek für den Wahlkampf der SPD
Für den Wahlkampf der SPD ist das eine schwere Hypothek. Wie Helmut Kohl 1998 wollte Scholz nicht wahrhaben, dass seine Zeit vorbei ist, und seinen Platz nicht freiwillig räumen. Damals war Wolfgang Schäuble der Leidtragende, diesmal ist es Boris Pistorius. Auch aus Sicht der SPD ein riskantes Unterfangen: Die Popularitätswerte des Kanzlers sind im Keller, die Ampel ist an ihren eigenen Ansprüchen gescheitert und die Union den Sozialdemokraten in den Umfragen weit enteilt. Scholz kann allenfalls für sich in Anspruch nehmen, schon einmal ein vermeintlich aussichtsloses Rennen gewonnen zu haben. So einfach aber wiederholt sich Geschichte nicht. In ihren Wahlkampf startet die SPD nicht mit einem Kanzlerbonus, sondern mit einem Kanzlermalus.
Mit seinem Verzicht hat der Verteidigungsminister eine quälende Debatte beendet und seiner Partei die Entscheidung abgenommen. Den größten Dienst aber hat er damit Friedrich Merz erwiesen. Für ihn ist Scholz ein deutlich dankbarer Gegner als Pistorius.
Rudi Wais kann das Nachtreten einfach nicht lassen, aber nicht "unabhängige" Journalisten sollten Politik machen, sondern die Politiker. Das Geheule der Unionsleute zeigt nur, wie unsicher sie sind und welchen Respekt sie vor dem Wahlkämpfer Scholz haben. Es gibt viele Themen wie das Renteneintrittsalter, der Wiedereinstieg in die Atomkraft, die aggressive Kriegsrhetorik und der geplante soziale Kahlschlag, die Kandidat Merz erst noch erklären muss.
Schlimm, schlimm einige "Polit-Schnarcher" hoffen auf eine GROKO. Das wäre schädlich für Deutschland und die Wiederholung von Fehlern, die Frau Merkel gemacht hat.
Ich versuchs mal möglichst neutral: Der BK startet - in der Summe - m.e. weder mit einem Bonus noch mit einem Malus. Ich sehe seine Bilanz und die Bilanz der "alten" Ampel als ausgeglichen an, also mit einem Saldo von 0.
Bei der Rechnung sollte man Habeck nicht außen vor lassen. Wer mit Merz so seine Probleme hat, Stichwort mangelnde Erfahrungen und teilweise aus der Zeit gefallene Ansichten und Scholz überdrüssig ist, findet hier noch ein drittes Angebot. Wir hatten das ja schon im letzten Wahlkampf, dass die beiden mit den besten Umfragen am Schluss hinten lagen. Bin gespannt, wie sich auch der kurze Wahlkampf auf das Ergebnis auswirkt.
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