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Panzer in der Übersicht: Waffenlieferungen an die Ukraine

Ukraine-Krieg

Panzer ist nicht gleich Panzer: Was liefert Deutschland?

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    Heiß begehrt: Der Leopard 2, hier ein Exemplar der polnischen Streitkräfte, gilt als schlagkräftiger Kampfpanzer.
    Heiß begehrt: Der Leopard 2, hier ein Exemplar der polnischen Streitkräfte, gilt als schlagkräftiger Kampfpanzer. Foto: Gregor Mayer, dpa

    Es ist nicht immer schön, im Mittelpunkt zu stehen. Wie durch ein Brennglas fokussieren sich die Blicke auf Deutschland – es geht darum, wer der Ukraine welche und wie viele Waffen liefern soll. Jetzt steuert die Debatte auf einen Höhepunkt zu, wenn sich die Verteidigungsminister der Nato-Staaten in der Ukraine-Kontaktgruppe am Freitag auf dem imposanten US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein treffen. Mit dabei ist der just vereidigte neue Minister der Verteidigung, Boris Pistorius (SPD).

    Die Diskussion hat für die Bundesregierung gleich mehrere missliche Aspekte. Nicht nur, dass die Suche nach entbehrlichen Waffen für die Ukraine in ihrem Kampf gegen den russischen Angriffskrieg schmerzlich offenbart, wie katastrophal die Bundeswehr ausgerüstet ist. Auch der wachsende Druck der Nato-Partner, dass Deutschland endlich die begehrten Kampfpanzer Leopard 2 liefern, beziehungsweise der Lieferung von Staaten wie Polen oder Finnland zustimmen soll, versetzt Kanzler Olaf Scholz und sein Kabinett unter Dauerstress. Die Bundesregierung bleibt bis zuletzt ihrem Stil treu, Positionen schrittweise unter sichtbaren Qualen zu räumen. Elegant sieht das nicht aus. "Wir haben keine Zeit, die Welt hat diese Zeit auch nicht", sagt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj und meinte damit für alle ersichtlich Berlin. 

    Gleich volle Programm: der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius kam gestern mit seinem US-Amtskollegen Lloyd Austin zusammen.
    Gleich volle Programm: der neue Verteidigungsminister Boris Pistorius kam gestern mit seinem US-Amtskollegen Lloyd Austin zusammen. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Und so ist der Stand: Scholz ist offenbar bereit, sowohl deutsche Leopard-Lieferungen zuzulassen, als auch Nato-Partnern dies zu erlauben. Bedingung: Auch die USA müsse bereit sein, ihre Abrams-Panzer zur Verfügung zu stellen. Allerdings hat Washington bereits klar signalisiert, dass sie keine Abrams liefern werde. Verteidigungsstaatssekretär Colin Kahl begründete diese Position damit, dass der Abrams ein "sehr kompliziertes" Rüstungsgut sei, das eine langwierige Ausbildung erfordere und mit seinem Turbinenantrieb sehr viel Treibstoff – darunter Kerosin, also Flugbenzin – verbrauche. Experten halten die US-Argumentation für durchaus stichhaltig. Gleichzeitig wird erwartet, dass US-Verteidigungsminister Lloyd Austin, der sich am Donnerstag mit Pistorius getroffen hat, in Ramstein umfangreiche Waffenlieferungen ankündigen wird. 

    Eine Übersicht über die gängigen Panzer-Typen

    Panzer sind ganz oben auf der ukrainischen Wunschliste. Aber Panzer ist nicht gleich Panzer, wie folgende Übersicht über die Welt der bewaffneten Ketten- oder Radfahrzeuge verdeutlicht: 

    Kampfpanzer sind Gefährte mit Gleiskettenantrieb und leistungsfähiger Kanone als Hauptbewaffnung in einem um 360 Grad drehbaren Geschützturm. Einer der prominentesten Vertreter dieser Gattung ist der deutsche Leopard 2. Ein Alleskönner mit Weltgeltung, von dem nach Angeben des Herstellers über 3500 Stück vom Band gelaufen sind. Doch die Unterschiede der verschiedenen Versionen des "Leos" sind gewaltig: Die älteste ist der Leopard 2A4, von dem ab Mitte der Achtzigerjahre 2000 gebaut wurden. Er wird nach wie vor von einer ganzen Reihe von Armeen betrieben, selbst innerhalb der Nato. Allerdings entfaltet die Kanone eine geringere Wirkung, und auch die Feuerleittechnik entspricht nicht mehr den Anforderungen, weshalb die Bundeswehr in ihren Beständen über keinen einzigen 2A4 mehr verfügt. Mit den neueren Versionen hat diese Ur-Version des Leopards nicht mehr viel zu tun. Überarbeitete Modelle haben eine höhere Feuerkraft, treffen präziser und bieten der Besatzung deutlich mehr Schutz. Russland warnt nicht nur vor westlichen Panzerlieferungen, Moskau erwägt nach Einschätzung britischer Militärexperten den Einsatz seines neusten Kampfpanzers vom Typ T-14 Armata in der Ukraine. Das dürfte Kiew jedoch nicht allzu sehr beunruhigen, war doch die Entwicklung des Ungetüms von Pleiten, Pech und Pannen überschattet. Auch dürfte die einsetzbare Stückzahl gering ausfallen. 

    Schützenpanzer Diese Fahrzeuge sind nach Definition des Bundestags keine Kampfpanzer. Trotzdem kommen sie an vorderster Front zum Einsatz und bieten einen annähernd gleichen Schutz. Soldaten können im Gefecht geschützt durch die Panzerung aus dem Fahrzeug heraus feuern. Die Gefährte sind meist mit leichter Kanone und immer öfter mit panzerbrechenden Lenkflugwaffen bestückt. Die Bundeswehr nutzt die Modelle Marder und den wegen seiner technischen Anfälligkeit berüchtigten Puma. 

    Ein Panzergrenadier schaut mit einem G-36 Sturmgewehr aus einem Schützenpanzern Marder heraus. Der Schützenpanzer soll der Ukraine helfen, russische Angriffe abzuwehren.
    Ein Panzergrenadier schaut mit einem G-36 Sturmgewehr aus einem Schützenpanzern Marder heraus. Der Schützenpanzer soll der Ukraine helfen, russische Angriffe abzuwehren. Foto: Robert Michael, dpa

    Spähpanzer Dabei handelt es sich um schnelle, kleine, geräuscharme und nur leicht bewaffnete Fahrzeuge, die meist als Radpanzer gebaut werden. Unter dem Motto "Sehen, ohne gesehen zu werden" wird etwa der Spähwagen Fennek bei der Bundeswehr eingesetzt. 

    Transportpanzer Die Mannschaftstransportwagen sind für den Transport einer Infanteriegruppe, von Verletzten oder Munition konstruiert und nur leicht bewaffnet. Ihre Panzerung kann in der Regel nur gegen leichte und mittlere Infanteriewaffen bestehen. In der Bundeswehr sind die Modelle Fuchs und Boxer im Einsatz. 

    Spezialpanzer Diese Kampffahrzeuge erfüllen auf dem Schlachtfeld einen Sonderauftrag. Mit dem Bergepanzer Büffel rettet die Bundeswehr liegen gebliebene schwere Gefährte unter Beschuss, Flüsse und Gräben macht der Brückenlegepanzer Biber passierbar. Neben Schwimmpanzern, die zu den Amphibienfahrzeugen gehören, oder Minenräumpanzern gibt es auch Flugabwehrpanzer wie den Gepard. Das von der Bundeswehr nicht mehr genutzte Modell wurde Ende 2022 an die Ukraine geliefert. (mit dpa) 

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