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Omikron in Deutschland: Was kommt jetzt auf uns zu?

Corona-Pandemie

Operation Omikron: Was kommt jetzt auf Deutschland zu?

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    Virusvarianten-Bestimmung im sogenannten Sequenzierlabor: Aus Südafrika kommen ernüchternde Forschungsergebnisse.
    Virusvarianten-Bestimmung im sogenannten Sequenzierlabor: Aus Südafrika kommen ernüchternde Forschungsergebnisse. Foto: Jens Büttner, dpa

    Viele reden dieser Tag von einer „Omikron-Wand“. Denn die Zahl der Neuinfektionen schießt in vielen Ländern in den Kurvengrafiken der Corona-Wellen optisch fast senkrecht wie eine Mauer in die Höhe. Das Robert-Koch-Institut meldet auch für Deutschland jeden Tag neue Rekorde: Am Dienstag registrierten die Gesundheitsämter erstmals in der Pandemie über 80.000 Neuinfektionen an einem Tag. Die Tendenz weist steil nach oben, denn die Omikron-Variante übernimmt auch hierzulande immer mehr die Herrschaft über das Infektionsgeschehen.

    Experten erwarten, dass in wenigen Tagen auch die Sieben-Tages-Inzidenz ihren im vergangenen November gemessenen Höchstwert von wöchentlich 485 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner überschreiten wird. Noch scheint sie weit entfernt von Werten wie in Frankreich von knapp 3000 oder Dänemark mit 2500. Doch der Europadirektor der Weltgesundheitsorganisation WHO, Hans Kluge, erklärte gerade, dass sich in den nächsten sechs bis acht Wochen vermutlich die Hälfte der europäischen Bevölkerung mit der Coronavirus-Variante anstecken könnte.

    Omikron in Deutschland: Variante gibt weder für Alarmismus noch Entwarnung Anlass

    Was würde das bedeuten? Erste Erfahrungen aus anderen Ländern zeichnen ein gemischtes Bild der Omikron-Gefahr, das aktuell weder für noch größeren Alarmismus noch für eine wirkliche Entwarnung belastbare Anhaltspunkte bietet. Zumal die Omikron-Variante erst vor knapp zwei Monaten überhaupt entdeckt wurde, weshalb die wissenschaftlichen Erkenntnisse noch Tag für Tag wachsen müssen.

    Die Explosion der Infektionszahlen liegt vor allem daran, dass die neue Variante zu Zigtausenden auch geimpfte und genesene Menschen sehr leicht anstecken kann. Auch wenn die wenigsten dieser Betroffenen an Covid erkranken und wenn überhaupt nur Erkältungssymptome bemerken. Eine Gefahr ist die Variante für geimpfte Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Hier kann eine Booster-Impfung das Erkrankungsrisiko aber sehr deutlich senken. Wenn jene infizierten 50 Prozent der Bevölkerung, von denen der WHO-Europadirektor spricht, gleichzeitig zu den bereits Geimpften oder gar Geboosterten zählen würden, wäre Omikron keine besondere neue Bedrohung.

    Schützt Omikron ähnlich gut wie eine Impfung?

    Für den Großteil würde sich vermutlich sogar der Immunschutz verbessern: Eine erste kleine Studie aus Südafrika zeigt, dass eine Omikron-Infektion – vorausgesetzt sie verläuft mild – für Geimpfte und Genesene wie ein Booster wirkt, da sich ihre Antikörper gegen verschiedene Varianten des Coronavirus vervielfachen. Doch leider nährt die Studie des Africa Health Research Institute aus Durban nicht die große Hoffnung vieler, dass Omikron auch für Ungeimpfte ähnlich gut wirken könnte wie eine Impfung. Die Hoffnung wäre, dass eine – wie das hässliche Wort in der Wissenschaft heißt – Durchseuchung der Bevölkerung mit Omikron auf biologische Weise den Weg aus der Pandemie weist.

    Das südafrikanische Forschungsteam ließ durch eine überwundene Omikron-Infektion im Immunsystem entstandene Antikörper auf die Delta-Variante los. Das Ergebnis war enttäuschend: Die betroffenen Ungeimpften sind zwar recht gut gegen eine erneute Omikron-Infektion geschützt, nicht aber wenn sie auf Delta oder eine ähnliche Virusvariante treffen würden. Diese Studie ist der Auslöser, warum Experten derzeit sagen, eine Omikron-Infektion kann für einen ausreichenden Immunschutz keine Impfung ersetzen.

    Drosten warnt vor neuen Virusvarianten im Winter

    Auch Deutschlands bekanntester Virologe Christian Drosten, der schon lange vor der Pandemie zu den weltweit führenden Corona-Forschern zählte, äußert sich inzwischen vorsichtiger, ob Omikron wirklich zum Ausgang aus der Krise führt. Ungeimpfte Omikron-Infizierte hätten sehr wahrscheinlich keine vollständige Immunität gegen die anderen Virus-Varianten, die im nächsten Winter möglicherweise zurückkämen. „Ich bin momentan nicht davon überzeugt, dass die einfach verschwinden und dass es demnächst nur noch Omikron gibt“, sagt er in seinem aktuellen NDR-Podcast. „Das ist eine Gefahr.“

    Und sie könnte sogar noch zunehmen: „Wir wissen nicht, was wir bis zum nächsten Winter für Viren haben“, betont Drosten. „Das Omikron-Virus ist gut verbreitungsfähig. Das Delta-Virus ist auch sehr gut verbreitungsfähig. In einigen Konstellationen hätten auch gekreuzte Viren, Rekombinanten, gewisse Vorteile und wir wissen bei Coronaviren, auch bei Sars-CoV-2, das Rekombinanten entstehen.“

    Wie ist die Omikron-Lage in Großbritannien und USA?

    Man könne nicht ausschließen, dass eine Variante mit der Angriffsfähigkeit von Omikron und Krankheitsschwere von Delta oder noch gefährlicher heranmutiert. Die Pandemie werde dieses Jahr vielleicht für die Geimpften vorbei sein, für die Ungeimpften aber werde es jetzt richtig gefährlich, betont der Berliner Virologe. Dass Omikron-Infektionen häufiger mildere Verläufe hätten, macht die Variante laut Drosten nicht harmlos. Gerade einmal um 24 Prozent sinke für Ungeimpfte laut ersten britischen Studienergebnissen das Risiko eines schweren Verlaufs im Vergleich zu Delta. Wenn Patientinnen und Patienten mit Corona mit Fieber und beginnender Atemnot ans Bett gefesselt sind, zählt dies übrigens offiziell zu den milden Verläufen.

    In Großbritannien ist die Zahl der Intensivpatienten trotz des Anstiegs der Omikron-Neuinfektionen kaum gestiegen, in der amerikanischen Metropole New York dagegen deutlich. In England sind anders als in den USA 90 Prozent der Bevölkerung über zwölf Jahre mindestens einfach geimpft, die höchste Impfquote gibt es übrigens in der Altersgruppe zwischen 16 und 24.

    Auf den englischen Intensivstationen sind zugleich über 60 Prozent der Covid-Kranken ungeimpft. Was den Medizinern in Großbritannien und den USA derzeit am meisten Sorge macht, ist ein drastischer Anstieg der Patienten auf den Normalstationen, die abseits der Intensivbetten wegen schweren Covid-Verläufen behandelt werden müssen. In England gibt es bereits erste Überlegungen, dass nun das Intensivpersonal auf der Normalstation aushelfen soll, statt umgekehrt.

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