Seitdem sich das Coronavirus vor drei Jahren von China aus in die ganze Welt ausgebreitet hat, mutiert es immer wieder. In den USA ist seit Herbst 2022 eine neue Variante aufgetreten: XBB.1.5. Jetzt die auch die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Alarmbereitschaft versetzte. Wie weit das Virus schon verbreitet ist und welche Aussagen es bisher zum Impfschutz gibt.
Wie weit hat sich das Virus bereits verbreitet?
Die Variante XBB.1.5 ist für viele Coronainfektionen in den USA verantwortlich. Die US-Gesundheitsbehörde CDC gibt an, dass diese in der letzten Dezemberwoche 2022 rund 40,5 Prozent aller Neuansteckungen ausmachte.
Nach den vorliegenden Gen-Analysen breitete sich die Variante besonders in den USA und Europa aus und wurde rasch in 29 Ländern nachgewiesen. Dabei handelt es sich um eine Untergruppe der Omikron-Variante, die seit Ende 2021 in Umlauf ist. Wie WHO-Corona-Spezialistin Maria van Kerkhove ankündigte plante die WHO eine Risikoanalyse für diese Variante.
Der amerikanische Kardiologe Eric Topol beschrieb die Variante als "the real deal". Ein solch schnelles Wachstum habe man seit der Omikron-Variante BA.1 nicht mehr gesehen, sagt Topol. Und auch die Vielzahl an Infektionen in China könne zu neuen Sublinien führen.
Die Variante XBB 1.5 hat sich in den USA den Spitznamen "Krake" eingehandelt, weil zeitweise die Hälfte aller Corona-Infektionen auf diese Variante zurückzuführen waren. Seit Mai 2023 hat die Variante auch in Deutschland dominiert, wie das Robert Koch-Institut mitteilt.
Wie ansteckend ist die Corona-Variante XBB.1.5?
CDC vermutet, dass die neue Variante leichter übertragbar sein könnte. „Wir beobachten XBB.1.5 seit Mitte November, und ihre Häufigkeit hat sich ungefähr jede Woche verdoppelt“, sagte Richard Neher, Leiter der Forschungsgruppe Evolution von Viren und Bakterien am Biozentrum der Universität Basel der dpa.
Die Vermutung der US-Gesundheitsbehörde wurde durch die WHO bestätigt. Die Variante, die im Oktober 2022 entdeckt wurde, sei so leicht übertragbar wie keine der bisher bekannten Varianten, sagte van Kerkhove.
Die Variante zeichne sich durch die Mutation F486P im Spikeprotein aus, erklärt Neher. „Diese Mutation verbessert möglicherweise die Bindung an den Rezeptor ACE2 auf menschlichen Zellen. Was genau dies bedeutet, ist aber nicht klar.“ Dem Professor seien keine Hinweise bekannt, dass XBB.1.5 zu schwereren Krankheitsverläufen führe.
„Wir sehen, dass die Krankenhauseinweisungen im ganzen Land insgesamt zugenommen haben“, sagte Barbara Mahon von den CDC damals gegenüber dem Fernsehsender NBC. In den Regionen, in denen die Variante stark verbreitet ist, scheine dies aber nicht häufiger der Fall zu sein.
WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus sagte dazu: "In den vergangenen Wochen häufen sich die Berichte über Krankenhauseinweisungen und Druck auf die Gesundheitssysteme, insbesondere in den Regionen der nördlichen Hemisphäre, wo auch Atemwegserkrankungen wie die Grippe grassieren." Die Symptome der Corona-Variante XBB.1.5 sind mit Omikron vergleichbar.
Könnte durch die neue Variante eine erneute Corona-Welle entstehen?
Sicherlich könne es zu einer neuen Corona-Welle kommen, sagte Isaac Bogoch von der Universität Toronto dem Fernsehsender NBC. Es sei allerdings sehr viel unwahrscheinlicher, dass diese angesichts des bestehenden Grades an Immunität so tödlich oder zu so einer großen Herausforderung für die Gesundheitssysteme wie andere Wellen werde.
Lauterbach schrieb zu der neuen Variante auf Twitter: "Diese jetzt in den US stärker beobachtete Corona-Variante, XBB.1.5, zeigt, dass immer noch neue gefährlichere Varianten kommen. Nicht nur aus China. Variantenmonitoring bleibt wichtig und muss ausgebaut werden."
Wie gefährlich ist die Corona-Welle in China?
Die WHO drängt wegen der Corona-Welle in China auf mehr Informationen der dortigen Behörden. WHO-Chef Tedros kann die Testvorschriften für Reisende aus China, die einige Länder eingeführt haben, nachvollziehen: "Weil die Viruszirkulation in China so hoch ist und umfassende Daten nicht geliefert werden, ist es verständlich, dass einige Länder Maßnahmen ergreifen, um ihre eigenen Bürger zu schützen." Tedros fordert von China "weiterhin schnellere, regelmäßige und verlässliche Daten über Krankenhauseinweisungen und Todesfälle sowie eine umfassendere Sequenzierung von Viren in Echtzeit". Die geforderten Tests seien keine Reisebeschränkungen, erklärte WHO-Nothilfekoordinator Mike Ryan.
Ryan kritisierte, dass die chinesische Definition für die Statistik der Corona-Toten viel zu eng sei. Es würden nur noch die Infizierten gezählt, die an Atemwegsproblemen sterben. Nach Einschätzung der WHO sind die Komplikationen, die zum Tod durch das Coronavirus führen können, allerdings viel umfangreicher. Aus diesem Grund gehe die WHO davon aus, dass die tatsächliche Zahl der Corona-Toten in China deutlich höher liege.
Helfen die aktuellen Impfstoffe gegen die Corona-Variante?
Aufgrund von Hinweisen aus ersten Studien wurde diskutiert, inwieweit XBB.1.5 die Immunabwehr von gegen Corona-Geimpften oder von Menschen nach einer Corona-Erkrankung umgehen könnte.
Stephen Griffin, Professor an der Universität von Leeds, sagte gegenüber Express.co.uk: "Neue Omikron-Subvarianten werden immer dominanter und sind noch besser in der Lage, Antikörperreaktionen zu umgehen, als es BA.4/5 im Sommer war. Dies ist wichtig, weil viele von uns schon seit einiger Zeit nicht mehr geimpft wurden, was bedeutet, dass die Antikörperspiegel im Blut natürlich gesunken sind."
Einem Artikel in der Fachzeitschrift Cell ist zu entnehmen, dass XBB.1.5 eine "dramatisch vergrößerte" Fähigkeit besitzt, sich gegen Immunisierungen und Impfungen durchzusetzen.
Allerdings gibt es seit dem 18. September 2023 in Deutschland einen an die XBB 1.5-Variante angepassten Corona-Impfstoff (Comirnaty XBB 1.5). Zudem wurde ein weiterer angepasster Impfstoff (Spikevax XBB 1.5) in der EU am 15. September 2023 zugelassen.