Als Ungarns Minister für europäische Angelegenheiten János Bóka vor wenigen Tagen zur Pressekonferenz einlud, strömte fast die gesamte EU-Journaille in die ungarische Botschaft in Brüssel. Während die Medienvertreter Erklärungen über die selbsternannten „Friedensmissionen“ von Viktor Orbán nach Moskau und Peking hören wollten, ratterte Bóka jedoch erst einmal zehn Minuten lang den Terminplan für die kommenden Wochen herunter. Hier das informelle Treffen der Energieminister, dann das der Justizminister, dort noch die Zusammenkunft der Gesundheitsminister. In der Regel ist bei diesen Runden stets ein Kommissar vertreten, aber damit ist nun Schluss.
Als Reaktion auf die Extratouren Orbáns ließ die EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Montagabend ankündigen, dass an künftigen informellen Ministertreffen unter der Leitung des derzeitigen EU-Ratsvorsitzes keine Kommissarinnen oder Kommissare, sondern nur ranghohe Beamte teilnehmen werden. Der Rechtspopulist war wenige Tage nach Beginn des ungarischen Ratsvorsitzes erst nach Kiew, dann zu Gesprächen mit Kremlchef Wladimir Putin nach Moskau sowie nach Peking zu einem Treffen mit Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping gereist. In den USA kam er mit dem republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump zusammen, auch das ein diplomatischer Fehltritt.
Ob Budapest Einsicht zeigt, darf bezweifelt werden
Ein Kommissionssprecher teilte mit, dass die Brüsseler Behörde auch auf den traditionellen Antrittsbesuch bei der ungarischen Präsidentschaft verzichten werde. Wird Budapest mit dem Boykott zur Einsicht gebracht? Es darf bezweifelt werden. Dort heißt es, man wisse nicht, was die ganze Aufregung soll. Derweil sah eine Abgeordnete der Regierungspartei Fidesz hinter der Maßnahme der Kommission „eindeutig“ ein Teil der Bewerbung von der Leyens um eine zweite Amtszeit. An diesem Donnerstag stimmt das EU-Parlament über die politische Zukunft der Deutschen ab – und die Europaabgeordneten verlangen seit Jahren, dass die Kommission härter gegen den Rechtsstaatssünder vorgeht.
Viktor Orbán hatte in einem Brief an den EU-Ratspräsidenten Charles Michel und die EU-Staats- und Regierungschefs Bilanz über seine Besuche bei Putin, Trump und Xi Bilanz gezogen und den republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump als „Friedensvermittler“ im Russland-Ukraine-Krieg empfohlen.
An diesem Dienstag antwortete Michel in einem Schreiben, das dieser Redaktion vorliegt. Darin betont der EU-Ratspräsident die gemeinsame Position der Gemeinschaft: Keine Diskussion über die Ukraine könne ohne die Ukraine geführt werden, heißt es. Man habe sich stets bemüht, „eine breite internationale Unterstützung für einen umfassenden, gerechten und dauerhaften Frieden auf der Grundlage der UN-Charta und des Völkerrechts im Einklang mit den wichtigsten Grundsätzen und Zielen der ukrainischen Friedensformel aufzubauen“. Der Belgier wies zudem Orbáns Vorwurf als inakzeptabel zurück, nach der die EU eine „Pro-Kriegs-Politik“ betrieben hätte. „Es ist genau das Gegenteil der Fall“, schreibt Michel. „Russland ist der Aggressor und die Ukraine ist das Opfer, das sein legitimes Recht auf Selbstverteidigung ausübt.“ Darüber hinaus wies er darauf hin, dass die rotierende Ratspräsidentschaft, die Ungarn bis Ende des Jahres innehat, keine Rolle habe, die Union auf der internationalen Bühne zu vertreten. Gleichwohl habe sie „kein Mandat des Europäischen Rates erhalten, sich im Namen der Union zu engagieren“.
Tatsächlich ist der Ärger über den „Tabubruch“ der Ungarn groß, auch im Rat, also dem Gremium der 27 Mitgliedstaaten. Ungarn habe gegen die laut EU-Vertrag geltende „Pflicht zur Loyalität“ verstoßen. EU-Diplomaten berichten von einem Treffen in der vergangenen Woche, als sich Ungarns Gesandter von seinen Amtskollegen – mit Ausnahme der Slowakei – eine „beispiellose“ Standpauke anhören musste. Vorwürfe wie „Vertrauensbruch“ seien noch „harmlose Begriffe“ während des zweieinhalbstündigen Meetings gewesen. Ein Offizieller verriet, dass man hinter verschlossenen Türen mit dem juristischen Dienst über die Option gesprochen habe, den Ungarn den bis Ende des Jahres andauernden Ratsvorsitz schon im Herbst zu entziehen.
Nun wird gefordert, dass das EU-Parlament Orbán auslädt
Rechtlich ist ein solcher Schritt seit dem Beginn der Präsidentschaft aber nicht mehr möglich. Eigentlich hätte Orbán bereits in dieser Woche bei der ersten Plenarsitzung des neu gewählten EU-Parlaments in Straßburg seine große Rede halten sollen. Doch die Ansprache, in der er aufzeigen will, wie er das provokante Präsidentschaftsmotto „Make Europe Great Again“ (Macht Europa wieder großartig) umzusetzen gedenkt, wurde auf September verschoben. Der Grünen-Europaabgeordnete Daniel Freund forderte nun das EU-Parlament auf, von der Leyens Beispiel zu folgen und den ungarischen Regierungschef auszuladen. „Orbáns Vorgehen ist nicht nur ein deutlicher Verstoß gegen die EU-Verträge, sondern es schwächt die EU in einer Zeit enormer außenpolitischer Instabilität“, sagte Freund an diesem Dienstag in Straßburg.
Ein Orban, welcher die EU vorführt; eine EU, welche schon seit Jahren nicht in der Lage ist, konsequent und angemessen zu handeln; was soll folglich eine EU, wenn man nicht in der Lage ist, auf Herausforderungen zu reagieren?
Am Ende werden nur die staunchest ( standhaftesten) Mitgliedsländer und Unterstürtzerländer der UA sich dem Boykott Ungarns anschliessen; der Rest wird weiterhin Business as usual machen und einfach schweigen. Staunchest das war doch der Spruch von G.W. Bush im Irak Krieg mit Lob für Tony Blair.
Sehen sie das meinte ich mit Kontrolle.. ! Mann kann aus Erfahrung sagen, dass die Medien früher oder später immer von Politik und Bürger abgestraft wurden..
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