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Merkel und Merz: Ein unerwarteter Schulterschluss bei Geburtstagsfeier

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Schulterschluss zum Geburtstag der Alt-Kanzlerin: Merkel wünscht Merz Glück

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    Friedrich Merz überreicht Angela Merkel zum 70. Geburtstag einen Blumenstrauß.
    Friedrich Merz überreicht Angela Merkel zum 70. Geburtstag einen Blumenstrauß. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Er hatte eine spezielle Note, der 70. Geburtstag der Alt-Kanzlerin. Normalerweise bekommen Geburtstagskinder Geschenke von den Gästen, aber bei Angela Merkels Jubiläum war es anders. Sie war es, die ihrerseits ein Geschenk zur Feier mitgebracht hatte. Es bestand aus einem Satz: „Ich wünsche Dir für die nächsten Monate alles Gute und viel Erfolg!“, sagte Merkel. Sie sprach diese Worte zu Friedrich Merz, dem Kanzlerkandidaten ihrer gemeinsamen Partei CDU. Gemeinhin ist es eine Selbstverständlichkeit, dass die Veteranen ihre Nachfolger beim Kampf um die Macht unterstützen. Nur nicht, bei Angela Merkel und Friedrich Merz.

    Merkel und Merz, das hat irgendwie nie gepasst. Das Verhältnis der beiden mit verkorkst oder frostig zu beschreiben, wäre untertrieben. Vergiftet trifft es eher. Er hat ihr nie verziehen, dass sie ihn einst aus aussichtsreicher Position verdrängte. Es war die Zeit in der CDU nach der Ära Kohl. Der Gekränkte kam erst zurück in die Politik, als Merkel politisch schon Geschichte war. Er dreht die CDU auf konservativ, weg von der Mitte-Partei der Altkanzlerin, weg von ihrer Flüchtlingspolitik der offenen Grenzen. Merkel wiederum ging auf Distanz zu ihrer Partei, lehnte den Ehrenvorsitz ab, wollte sich ihre Politik in der Rückschau nicht von den eigenen Leuten madig machen lassen. Sie sprach lieber bei der Verabschiedung des Grünen Ex-Ministers Jürgen Trittin als auf CDU-Veranstaltungen. Man muss dazu wissen, dass Trittin für Konservative ein rotes Tuch war und ist. Nun also dieser Satz: „Ich wünsche Dir für die nächsten Monate alles Gute und viel Erfolg!“

    Merz und Merkel galten als Kontrahenten

    Im schlichten Festsaal der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften wirkten die beiden beinahe herzlich. Der amtierende CDU-Vorsitzende empfing seine Vorgängerin am Mittwochabend gemeinsam mit CSU-Chef Markus Söder. Nebeneinander nahmen Merkel und Merz in der ersten Reihe Platz. Nicht dabei bei der Feier war übrigens Horst Seehofer, der in der Asylpolitik schon seit 2015 die Position vertritt, die heute Friedrich Merz verfolgt.

    Merkel, begleitet von ihrem Ehemann Joachim Sauer, war bei ihrem Festakt umgeben von Weggefährten, aber auch von Kritikern. Die CDU hat sich unter Friedrich neu ausgerichtet. Die Gewissheiten der Merkel-Jahre gelten nicht mehr viel. Christdemokraten wie Jens Spahn sprachen zuletzt öffentlich von Fehlern und Versäumnissen der Altkanzlerin in Bezug auf die Themen Migration und den Umgang mit Russland. Das neue Grundsatzprogramm enthält Passagen, die als subtiler Vorwurf gegen Merkel gelesen werden können: „Wir wollen die Kontrolle über die Migration zurückerlangen“, heißt es.

    Merz rückt CDU weiter nach rechts

    Doch bei Merkels Geburtstagsempfang wurde dieses Reizthema ausgeklammert - Harmonie war Trumpf. Merz würdigte in seiner Begrüßungsrede die Altkanzlerin, hob ihre wissenschaftliche Neugier und ihre Freiheitsliebe hervor. Besonders während der Euro-Krise und im Laufe der Corona-Pandemie habe Merkel zum Zusammenhalt in Europa beigetragen.

    Nach dem Vortrag des Kunsthistorikers Horst Bredekamp über das Licht und Dunkel der Aufklärung und die Bedeutung von Bildern sprach Merkel in einer kurzen Dankesrede die „Höhen und Tiefen“ des gemeinsamen politischen Weges von ihr und Friedrich Merz an. Kanzlerkandidat der CDU/CSU zu sein, sei etwas ganz Besonderes, das wisse sie besonders gut, gab Merkel dem Sauerländer mit, es sei Ehre und Auftrag zugleich. Dann kam er, der Satz des Abends: „Ich wünsche Dir für die nächsten Monate alles Gute und viel Erfolg!“, sagte Merkel. Es klang fast wie ein Ritterschlag für den einstigen Kontrahenten.

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    1 Kommentar
    Rainer Kraus

    Sollte Merz Kanzler werden, aber bitte nicht länger als 4 Jahre, denn Merkel war ein schlechtes Beispiel mit Folgeschäden.

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