Noch sind nicht alle US-Bundesstaaten ausgezählt, aber die Präsidentschaftswahl ist so gut wie entschieden – Donald Trump wird wohl ins Weiße Haus zurückkehren. Und die traurige Wahrheit ist, dass Deutschland heute genauso wenig auf eine Präsidentschaft Trumps vorbereitet ist, wie vor acht Jahren, als der Mann erstmals in Weiße Haus einzog. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft haben die Zeit seit 2016 nicht genutzt, um Europa unabhängiger von den USA zu machen – eine genauso realistische wie ernüchternde Feststellung.
Die Bundeswehr ist trotz Zeitenwende noch immer nicht so einsatzbereit wie es sein müsste, und Europa ist auch nach beinahe drei Jahren Krieg in der Ukraine noch immer nicht in der Lage, dem Land die Munition zu liefern, die es braucht, um gegen Russland zu bestehen. Das Pariser Klimaschutzabkommen, dem Joe Biden wieder beigetreten ist, wird erneut auf der Kippe stehen – und die Wirtschaft? Da China schwächelt, sind die deutschen Exportunternehmen derzeit mehr denn je auf den US-Markt angewiesen. Keine gute Ausgangslage für die Rückkehr eines Präsidenten, der von sich selbst sagt, sein Lieblingswort laute: Zölle.
Europa muss erwachsen werden – dieser Satz wird wieder oft zu hören sein
Anders formuliert – zu einem Zeitpunkt, an dem Europa die USA mehr denn je braucht, kehrt ein Mann zurück ins Präsidentenamt, für den Europa nicht mehr als eine Fußnote auf der Landkarte ist, ein Mann, der den Ukraine-Krieg mit ein paar Telefonaten mit Putin über die Köpfe der Europäer (und Ukrainer) hinweg regeln will, ein Mann, der insbesondere Deutschland als „Land der Radfahrer und Vegetarier“ (Polens Ex-Außenminister Witold Waszczykowski) beinahe schon verachtet.
Europa muss erwachsen werden – wetten, dass wir diesen Satz heute – wie 2016 – zahllose Male hören? Doch was folgt daraus? Deutschland stellt gerade den Bundeshaushalt für 2025 auf. Sind wir wirklich bereit, weniger Geld fürs Bürgergeld auszugeben und mehr für die Bundeswehr?
Eine zugespitzte Frage, zugegeben. Doch ausgerechnet jetzt, wo Fragen wie diese beantwortet werden müssten, ist Europas wirtschaftsstärkstes Land mit sich selbst beschäftigt. Während Donald Trump die Koffer für das Weiße Haus packt, versucht Kanzler Olaf Scholz, seine zerstrittene Ampel-Koalition beim Krisen-Koalitionsgipfel im Kanzleramt zu retten. Hat Trumps wahrscheinlicher Wahlsieg eine disziplinierende Wirkung auf die Streithähne Scholz, Habeck und Lindner?
Man kann es hoffen. Doch sicher ist selbst das nicht mehr.
"Trump kehrt zurück – und Deutschland ist nicht vorbereitet" Woher wollen Sie das wissen, Herr Müller? Sie lassen doch keine Gelegenheit aus, die Ampel schlechtzuschreiben. Das ist kein seriöser Journalismus. n-tv schrieb bereits im Juli: "Bundesregierung bereitet sich auf Trump-Sieg vor". Was wollen Sie mit Ihrem ständigen Ampel-Bashing erreichen, Herr Müller?
Deutschland ist vorbereitet. Ich traue unserer Obrigkeit ohne weiteres zu, daß sie für beide Alternativen etwas in der Schublade haben. Und beide Alternativen unterscheiden sich vielleicht, einfach so geschätzt, vielleicht um/in 20%. Beide Kandidaten vertreten zu 100% "America first". Wichtig für die Amerikaner wird sein, wie sich die interne Lage entwickelt und nicht was die Deutschen und einige ander so denken... .
Ich sehe es etwa genauso wie Sie und Herr Trump muss wirklich liefern. Ihm hilft kein Lügen und Popolismus mehr. Ich sehe nur wieder mal 4 verlorene Jahre für den Klimaschutz und ja Herr Boeldt Sie haben es gut beschrieben!
Deutschland - oder besser Scholz und seine SPD und gewisse Gesellschaftsgruppen - soznd in jedem Fall nicht vorbereitet auf den seit Alters her bestehenden Agressor aus dem Osten. Das Wichtigste dabei ist: Und sie wollen es auch gar nicht ! Scholz, Mützenich und Co. waren und sind bis heute die Bremser und Blockierer, die der Ukraine einen Klotz nach dem Anderen zwischen die Beine werfen, in der Hoffnung, die Ukraine stolpert endlich und fällt um. Dann ist der Weg wieder frei sein für die erneute Unterwerfung unter Moskaus Willen - so wie es nicht wenige Deutsche doch wollen. Nur diesmal endet das russische Vasallenreich nicht in Ost-Berlin, es wird weiter reichen -bis zum Atlantik und Mittelmeer.
Hierzu fällt mir nur ein, jeder bekommt das geliefert, was er wählt. Scheinbar ist es wirklich so, dass die Talfahrt immer noch nicht ausreicht, um entsprechend notwendige Maßnahmen auf den Weg zu bringen.
So wie sich die deutsche Politik in all ihren Facetten derzeit darstellt, ist sie niemals in der Lage umfassend und folgerichtig zu agieren. Eigene Probleme und Lösungen werden scheinbar doch einfach ignoriert, weggeredet bzw. terminlich verschoben. Von Agilität, Entschlussfreude und Verantwortungsbewusstsein ist doch nichts zu erkennen. Und die direkte Aussprache bzw. Ansprache der Probleme scheint definitiv nicht gewünscht zu sein. Scheinbar glaubt man, dadurch Wähler "vergraulen" zu können; das Gegenteil wäre der Fall.
dem Kommentar von Robert Miehle-Huang ist nichts hinzuzufügen
>>> Sind wir wirklich bereit, weniger Geld fürs Bürgergeld auszugeben und mehr für die Bundeswehr? <<< Auch wenn zugespitzt stellt man sich mit dieser Frage auf die gleiche Stufe wie der alte Donald Trump selbst. Bei den Ärmsten in die Taschen greifen. obwohl nichts drin ist, wäre schon sehr hanebüchen. Dort wo die Leute in Geld schwimmen ohne einen Finger krumm zu machen traut sich wohl keiner hin. Im Übrigen braucht Deutschland die EU, denn alleine ob mit Ampel oder Union verschwindet Deutschland im Nirwana.
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