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Kommentar zu Grünen: Habecks Ego ist zu groß für seine Partei

Kommentar

Habecks Ego ist zu groß für seine Partei

Rudi Wais
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    Wirtschaftsminister Robert Habeck. Muss es unbedingt eine Kanzlerkandidatur sein?
    Wirtschaftsminister Robert Habeck. Muss es unbedingt eine Kanzlerkandidatur sein? Foto: Sebastian Christoph Gollnow/dpa

    Anton Hofreiter spricht ein großes Wort gelassen aus. Einen Kanzlerkandidaten, sagt der frühere Fraktionschef, dürften die Grünen nur aufstellen, „wenn eine realistische Chance auf einen Wahlsieg besteht“. Die Gefahr, so zu scheitern wie einst Guido Westerwelle, ist zu groß. Der hatte sich 2002 im Lichte steigender Umfragewerte zum ersten liberalen Kanzlerkandidaten ausrufen lassen, 18 Prozent als Wahlziel ausgegeben und am Ende vergleichsweise bescheidene 7,4 Prozent eingefahren. Mit seiner schrillen Wahlkampftour im quietschgelben Guidomobil und einigen bizarren Fernsehauftritten zog der FDP-Chef damals vor allem Hohn und Spott auf sich.

    In die Lächerlichkeitsfalle wird Robert Habeck nicht tappen, falls er die Grünen als Kanzlerkandidat in die nächste Bundestagswahl führt. Westerwelle allerdings sollte ihm trotzdem ein mahnendes Beispiel sein: Sich bei Werten zwischen elf und 13 Prozent als möglicher Kanzler zu präsentieren, hat nicht nur etwas Größenwahnsinniges. Es hat auch etwas ähnlich Unernstes wie seinerzeit die Kampagne der FDP, die mit der Politik gespielt hat, obwohl die ein ziemlich ernstes Geschäft ist. Die meisten Wähler haben ein feines Gespür für das Mögliche – ihnen das Unmögliche zu suggerieren, kann daher auch schnell nach hinten losgehen.

    Annalena Baerbock verzichtet auf einen zweiten Anlauf

    Vor der letzten Bundestagswahl war das noch anders, weil die Grünen in den Umfragen auf Werte kamen, mit denen eine von ihnen geführte Ampelkoalition im Bereich des Möglichen lag. Dass es anders kam, lag nicht zuletzt an ihrer Kanzlerkandidatin Annalena Baerbock, den abgeschriebenen Textstellen in ihrem Buch, Unstimmigkeiten in ihrem Lebenslauf und gefährlich spät nachgemeldeten Nebenverdiensten. Wenn die Außenministerin nun auf einen neuerlichen Anlauf verzichtet, dürfte das allerdings weniger damit zu tun haben, sondern vor allem der Einsicht geschuldet sein, dass die Grünen sie vermutlich kein zweites Mal mehr nominieren würden. Zu lange arbeitet Habeck schon auf eine eigene Kandidatur hin. Dass das Kanzleramt für den Wirtschaftsminister ähnlich unerreichbar ist wie die deutsche Fußballmeisterschaft für den Aufsteiger Holstein Kiel: geschenkt. Wie einst bei Westerwelle ist das Gefühl, auf Augenhöhe mit den anderen agieren zu müssen, offenbar stärker als der Realitätssinn des Aspiranten.

    Nüchtern betrachtet gibt es mit Blick auf die nächste Bundestagswahl nur zwei denkbare Kanzler: den amtierenden – und den Oppositionsführer, also Friedrich Merz. Alles andere ist nicht mehr als störendes Beiwerk, von den nur mühsam unterdrückten Ambitionen eines Markus Söder oder eines Henrik Wüst bis zu Pseudokandidaturen wie der eines Robert Habeck oder gar einer Alice Weidel.

    Robert Habeck als Kanzlerkandidat? Etwas Demut würde den Grünen nicht schaden

    Bei den Grünen kommt noch erschwerend hinzu, dass ihre Ergebnisse bei Bundestagswahlen praktisch immer hinter den Umfragen zurückbleiben – etwas Demut vor dem Wähler stünde ihnen auch deshalb gut zu Gesicht. Dass Deutschland partout von einem grünen Kanzler regiert werden will, wird allen Ernstes ja niemand behaupten. Ein Ausweg aus diesem Dilemma könnte ein auf einen alleinigen Spitzenkandidaten Habeck zugeschnittener Wahlkampf sein – ohne die übliche Quoten-Frau an seiner Seite, aber unter Preisgabe des Kanzleranspruchs.

    Hans-Dietrich Genscher, das nur am Rande, hätte in der Euphorie des Einheitsjahres 1990 auch schon Kanzlerkandidat der FDP werden können. Der Außenminister, einer der Väter der Einheit, aber lehnte ab: Er wollte sich nicht größer machen als er war.

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    2 Kommentare
    Wolfgang Leonhard

    Rudi Wais, was für ein überflüssiger Kommentar. Die Grünen liegen bei der aktuellen Sonntagsfrage mit dreizehn Prozent gerade einmal ein Prozent hinter der Kanzler-Partei SPD und vier Prozent hinter der AfD. Warum also sollten die Grünen angesichts der Volatilität der Umfrageergebnisse keinen Kanzlerkandidaten aufstellen?

    Günter Köhler

    "Geht es nicht auch eine Nummer kleiner?" - Das gilt hier auch für Sie selber, Herr Wais. Ansonsten kann ich mich dem Kommentar von Wolfgang Leonhard voll anschließen.

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