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Kommentar zu Corona: Karl Lauterbach sitzt in Corona-Falle

Kommentar

Karl Lauterbach sitzt in der Corona-Falle

Michael Pohl
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    Auf Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kommen harte Wochen zu.
    Auf Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach kommen harte Wochen zu. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Als die Ampel-Koalition an den Start ging, zählte Karl Lauterbach zu ihren beliebtesten Ministern. Fast 80 Prozent erwarteten, dass der Gesundheitsexperte und von den Medien hofierte "Corona-Erklärer" seine Arbeit gut machen wird. Kanzler Olaf Scholz sagte, das Volk habe sich gewünscht, dass der nächste Gesundheitsminister, "

    Corona entscheidet über Karl Lauterbachs Lebenswerk

    Heute, zehn Monate später, zeigen Lauterbachs Popularitätswerte nach unten. Das mag wenig heißen: Schon in den vergangenen beiden Jahren folgte Lauterbachs Beliebtheitskurve ziemlich parallel den Infektionswerten: Im sorglosen Sommer sinkender Corona-Zahlen, galt der Kölner Professor mit seinen Mahnungen als Nervensäge und Schwarzseher. Dann, im angespannten Winter mit heftigen Pandemiewellen, genoss er als gefragter Experte viel Vertrauen.

    Diesmal vor den drohenden Herbst- und Winterwellen geht es für den SPD-Mann nicht um Beliebtheitswerte. Es geht um sein politisches Lebenswerk. Denn Lauterbach wollte nicht Gesundheitsminister werden, um eine Pandemie besser zu managen, als sein Vorgänger Jens Spahn. Lauterbach, der als junger Gesundheitsökonom mit Fliege die deutsche Gesundheitspolitik schon prägte, bevor er in die aktive Politik wechselte, möchte das System an vielen Stellen grundlegend reformieren.

    Lauterbach glänzt in der Theorie und irritiert in der Praxis

    Den Lebenstraum, dazu Gesundheitsminister zu werden, hatte der 59-Jährige eigentlich schon aufgegeben, spätestens als er 2019 bei einem seltsamen Kandidatenrennen erfolglos für den SPD-Vorsitz antrat. Corona schenkte ihm eine zweite Chance und er nutzte sie. Doch nun steckt Lauterbach in der Corona-Falle: Der völlig offene Verlauf der Pandemie entscheidet darüber, ob Lauterbach seine unzähligen Pläne überhaupt erst richtig angehen kann.

    Verschärft sich die Lage, wird Lauterbach, den viele für einen glänzenden Theoretiker, aber einen irritierenden Praktiker halten, Managerqualitäten beweisen müssen. Bislang werden sie ihm kaum zugeschrieben. Dazu kommt, dass das Krisenmanagement für den SPD-Minister sogar um ein Vielfaches schwieriger würde, als für seinen Vorgänger Spahn.

    Die FDP verfrachtete Lauterbach von Anfang an in einen politischen Teil-Lockdown. Sie beraubte den Bundesminister im Infektionsschutzgesetz bei den Corona-Maßnahmen weitestgehend der Handlungsmöglichkeiten. Schon jetzt bleibt ihm wenig, außer Appelle an die Bundesländer, die sich schnell abnutzen.

    Wie gut ist Deutschland auf die Winterwelle vorbereitet?

    Im Rahmen der Möglichkeiten, die ihm die Ampel noch ließ, machte Lauterbach noch das Beste zur Vorbereitung auf den Winter. Der Minister füllte die Lager bis zum Bersten voll mit Impfstoff und Corona-Medikamenten. Das Land könnte sich notfalls wie 2021 bei der Delta-Variante aus der Welle herausimpfen und vielleicht die Sterbezahlen eindämmen. Sollte die nächste Welle aber deutlich harmloser verlaufen, wird Lauterbach sich in der erbarmungslosen deutschen Debattenkultur rechtfertigen müssen, ob seine Vorsorge nicht teure Verschwendung war.

    Noch weiß niemand, wie der Corona-Winter aussehen wird. Auch im Herbst vergangenen Jahres gaben namhafte Stimmen aus der Wissenschaft Entwarnung. Wenige Wochen später musste Bayern in großer Not Intensivpatienten ausfliegen. Nur eines ist sicher: Auf Lauterbach kommen die schwierigen Zeiten erst noch zu.

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