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Kommentar: Viel zu viel Impfstoff: Die Regierung hat nicht aufgepasst

Kommentar

Viel zu viel Impfstoff: Die Regierung hat nicht aufgepasst

Stefan Lange
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    In Deutschland gibt es mehr Impfstoff als Nachfrage. Was passiert mit den überzähligen Dosen?
    In Deutschland gibt es mehr Impfstoff als Nachfrage. Was passiert mit den überzähligen Dosen? Foto: Sven Hoppe, dpa

    Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie wusste zunächst niemand so recht, wie auf das Virus zu reagieren ist. Es war nicht klar, welche Technologien und Impfstoffe nötig sind. Produktionsstätten mussten aufgebaut, rechtliche Fragen geklärt werden. Als mehr Licht ins Dunkel kam, war es im Sinne des bestmöglichen Schutzes der Bevölkerung richtig, dass sich Deutschland zusammen mit ganz Europa so viel Impfstoff wie möglich sicherte. Leben wurden gerettet, Immunität baute sich auf. 

    Die Regierung machte aus dem Gießkannenprinzip nie ein gezieltes Vorgehen

    Nachdem die Erkenntnislage besser wurde, mehr Daten zur Verfügung standen und Prognosen möglich wurden, versäumte es die Regierung, ihre Strategie zu ändern und aus dem Gießkannenprinzip ein gezieltes Vorgehen zu machen. Das Beispiel der teils skandalösen, vor allem aber viel zu massenhaften Beschaffung von Corona-Schutzmasken war Warnung genug, es mit den Impfstoffen ruhiger angehen zu lassen. 

    Gute Kaufleute schließen Verträge ab, die für verschiedene Szenarien taugen und das Risiko minimieren. Nicht die Regierung: Man gab das Geld aus, das nicht das eigene war, die Steuerzahlerinnen und Steuerzahler werden es schon richten.

    Wer verzeiht Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn?

    Noch immer laufen Lieferverträge, die Lagerung verschlingt täglich große Summen und über die teure Entsorgung mag niemand so richtig sprechen. Die amtierende Regierung duckt sich weg, die Vorgänger tun so, als ob sie an der Entwicklung nicht schuld sind. Eine Entschuldigung wäre mindestens angebracht. Ex-Gesundheitsminister Jens Spahn beispielsweise könnte seinem Ausspruch, man werde sich wegen der Pandemie einst wohl einiges zu verzeihen haben, Taten folgen lassen. 

    Zu Pandemiebeginn agierten die reichen Industriestaaten mit ihrer Portfolio-Strategie zulasten der armen Länder, sie könnten jetzt Wiedergutmachung leisten. Wenn überzählige Impfdosen an arme Länder verteilt würden, sähe die Sache anders aus. Der politische Wille ist zwar grundsätzlich da, Deutschland hat schon geliefert, aber eine konsequente Umsetzung scheitert bis jetzt auch an Kostengründen. Es wäre mehr Geld da, wenn es nicht für die Entsorgung ausgegeben würde. 

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