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Kommentar: Verteidigungsminister Pistorius muss Kurs halten

Kommentar

Verteidigungsminister Pistorius muss Kurs halten

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    Boris Pistorius beim Besuch der Streitkräftebasis der Bundeswehr in Mahlwinkel.
    Boris Pistorius beim Besuch der Streitkräftebasis der Bundeswehr in Mahlwinkel. Foto: Klaus-Dietmar Gabbert, dpa

    Für Boris Pistorius sind die Flitterwochen vorbei, die Lorbeeren, die der neue Verteidigungsminister so reichlich als Vorschuss erhalten hatte, muss er sich jetzt umso mühsamer verdienen. Illusionen über den Zustand der Bundeswehr konnte sich ja schon lange niemand mehr machen, doch das Bild wird immer noch alarmierender. Grundlegende Zusagen an die Nato, den wichtigsten Sicherheitsanker, kann Deutschland wohl nicht erfüllen. Es fehlt an Personal, Ausrüstung und Munition, über Jahrzehnte wurde die Truppe kaputtgespart. Im Angesicht des Ukraine-Krieges ein verheerender Befund. Was Pistorius jetzt korrigieren muss, sind auch nicht nur die Fehler einzelner Amtsvorgänger. 

    Misere bei der Bundeswehr mit langer Vorgeschichte

    Grund der gewaltigen Bundeswehr-Misere ist die kollektive Selbsttäuschung der Deutschen, die mit dem Fall des eisernen Vorhangs begann. Was vom Sowjetreich übrig blieb, schien keine Bedrohung mehr zu sein, Russland galt als Energielieferant, Partner für glänzende Geschäfte, ja Freund. Alles Militärische wurde an den Rand gedrängt, was verständlich ist in einer Nation, die zwei Weltkriege angezettelt und verloren, danach Jahrzehnte die nukleare Apokalypse vor Augen hatte. Truppenstärke und Etat sanken stetig und als Karl-Theodor zu Guttenberg 2011 die Wehrpflicht aussetzte, geschah dies mit breiter Zustimmung.

    Bei dieser Mission kann es Boris Pistorius nicht allen recht machen

    Von Boris Pistorius wird nun erwartet, in möglichst kurzer Zeit die Kehrtwende zu schaffen. Doch ein neuer Trainer und frisches Geld machen nicht einmal im Fußball aus einem Abstiegskandidaten zuverlässig einen Meister. Der Neue im Bendlerblock hat einen langen, harten Weg vor sich. Es ist richtig, dass er die eingefahrenen Strukturen in der Heeresführung aufbricht, ohne Ansehen von Hierarchien. Dabei wird er es nicht allen recht machen können, es wird verletzte Gefühle, Kritik und Enttäuschungen geben. Doch bei der Größe der Aufgabe kann das nicht ausbleiben.

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