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Kommentar: Putins Strategie geht auf: Die Zeit arbeitet für ihn

Kommentar

Putins Strategie geht auf: Die Zeit arbeitet für ihn

Margit Hufnagel
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    Das von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik veröffentlichte Bild zeigt Wladimir Putin während der Leitung einer Videokonferenz-Sitzung mit Mitgliedern des Sicherheitsrates im Kreml.
    Das von der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Sputnik veröffentlichte Bild zeigt Wladimir Putin während der Leitung einer Videokonferenz-Sitzung mit Mitgliedern des Sicherheitsrates im Kreml. Foto: Gavriil Grigorov, Pool Sputnik Kremlin/AP/dpa

    Die Zeit, in der die politische Führung der Ukraine mit selbstbewusst vorgetragenen Forderungen an den Westen herangetreten ist, ist längst vorüber. Das Ringen um Unterstützung ist mühsamer geworden, bloß keine Verärgerung provozieren, stattdessen mit konzilianten Worten das Verbindende in Erinnerung rufen. 20 Monate schon kämpft Kiew diesen Krieg gegen Russland und Präsident Selenskyj weiß: Er wird noch einen langen Atem brauchen. Und ob seine westlichen Verbündeten mithalten können, ist alles andere als sicher. Längst hat sich die Ukraine in so etwas wie einen Zwei-Fronten-Krieg verheddert. Zum Kampf gegen Russland kommt der Kampf um die Aufmerksamkeit der westlichen Welt.

    Zwar wollen weder Bundeskanzler Olaf Scholz noch US-Präsident Joe Biden auch nur den geringsten Zweifel lassen, dass ihre Solidarität durch nichts zu erschüttern ist. Doch die Fakten sprechen eine andere Sprache. In den USA ist längst ein heftiger politischer Streit entbrannt, wie viel Geld man wirklich in die Kriege der anderen investieren will. Europa ist zerstritten im Umgang mit dem Konflikt vor der eigenen Haustür, Ungarn gefällt sich in seiner Rolle als russlandfreundlicher Blockierer. Die neue Regierung in der Slowakei schert ebenfalls aus. Und Deutschland gibt sich zwar als wackerer Verbündeter – will aber auf keinen Fall vorangehen. Fallen die Vereinigten Staaten aus als Führungsfigur, kann das mühsam aufgebaute Korsett, das die Ukraine stützt, also ganz schnell Risse bekommen. Zur Wahrheit gehört ohnehin: Allein könnte Europa die Ukraine-Hilfe gar nicht stemmen. 

    Will der Westen wirklich den Sieg der Ukraine?

    Als Konsequenz heißt das leider nichts anderes als das: Die Zeit arbeitet für Putin. Er kann immer noch eine Umdrehung weiter drehen an der Eskalationsspirale. Zwar hat es die Ukraine in diesem Sommer geschafft, Russland in eine Pattsituation zu zwingen – mehr aber eben auch nicht. Selenskyj und seinen Militärstrategen ist klar, dass es technologische Aufrüstung braucht. Der Westen wird sich irgendwann ehrlich machen müssen in der Frage, welches Ziel er selbst verfolgt. Den Sieg der Ukraine? Oder reicht es, wenn Russland nicht gewinnt? Die Verhandlungsposition Kiews in einem möglichen Friedensgespräch so stark wie möglich zu machen? So ähnlich sich die drei Positionen auf den ersten Blick sein mögen, so groß wird der Unterschied am Ende für die Ukraine selbst sein. Bislang ist Selenskyj nicht bereit, Gebiete abzutreten. Doch genau das wäre die Konsequenz, sollte er den Krieg nicht klar gewinnen. 

    Doch nicht nur der ukrainische Präsident steckt in Schwierigkeiten, sondern auch seine Unterstützer. Durch den Krieg im Nahen Osten ist ein Schauplatz auf der Weltkarte ins Rampenlicht getreten, der nicht nur die politische Aufmerksamkeit fordert. Auch in den Gesellschaften breitet sich die Kriegsmüdigkeit immer stärker aus. Die vielen Krisen der vergangenen Jahre haben viele Menschen in einen mentalen Erschöpfungszustand versetzt. Dass nun auch noch die Grausamkeiten der Kämpfe zwischen Israel und der Terrororganisation Hamas die Nachrichtenlage bestimmen, verleitet nicht wenige dazu, einfach mal den inneren Aus-Knopf zu drücken. 

    Putin macht diese Welt instabiler

    An den demokratischen Staatschefs wird es nun liegen, diesen durchaus verständlichen Reflex nicht auch noch zu füttern – so wie das Sahra Wagenknecht tut. Nichts wird besser auf dieser Welt, wenn Putin als Sieger vom Schlachtfeld geht. Er ist einer der Hauptverursacher der politischen Instabilität. Ihm müssen Grenzen aufgezeigt werden. Dazu braucht es allerdings mehr als gut klingende Formeln à la „as long as it takes, whatever it takes“. Es braucht eine Strategie. Kiew nicht zu vergessen, wäre ein guter Anfang.

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