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Kommentar: Protest gegen Rassismus ist wichtig - aber so kann er nicht aussehen

Kommentar

Protest gegen Rassismus ist wichtig - aber so kann er nicht aussehen

Stefanie Wirsching
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    Zur "Black Lives Matter"-Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz am Samstag kamen Tausende Teilnehmer.
    Zur "Black Lives Matter"-Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz am Samstag kamen Tausende Teilnehmer. Foto: Carsten Koall, dpa

    Die Bilder des Wochenendes waren beeindruckend. Sie kamen aus der ganzen Welt: Menschen, die sich minutenlang auf den Boden legen, die Hände auf dem Rücken, um an das Schicksal des durch Polizisten getöteten George Floyd zu erinnern.

    Allein in Deutschland sollen es etwa 100.000 gewesen sein, die in den Innenstädten gegen Rassismus demonstrierten. 25.000 in München auf dem Königsplatz, 14.000 auf dem Rathausplatz in Hamburg, 15.000 am Berliner Alexanderplatz, 3000 in Augsburg …

    Zur "Black Lives Matter"-Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz am Samstag kamen Tausende Teilnehmer.
    Zur "Black Lives Matter"-Demonstration auf dem Berliner Alexanderplatz am Samstag kamen Tausende Teilnehmer. Foto: Britta Pedersen, dpa

    Die Bilder des Wochenendes waren aber auch in anderer Hinsicht beeindruckend: Hätten die allermeisten Demonstranten nicht Masken getragen, man hätte bei manchen Aufnahmen durchaus vergessen können, in welchen Zeiten wir leben. Coronavirus, Abstandsregeln, Kontaktbeschränkungen – war da nicht etwas?

    Und nun – Schulter an Schulter, weil es halt auch gar nicht anders geht, wenn sich beispielsweise auf dem Königsplatz in München mehr Menschen versammeln als bei den dort stattfindenden Open Air-Konzerten (die aber natürlich abgesagt sind).

    Es gibt niemals einen falschen Zeitpunkt, um gegen Rassismus zu demonstrieren

    Aber wer will da etwas sagen? Wer in den vergangenen Tagen die Beiträge im Fernsehen, in Zeitungen, auf Twitter von schwarzen Deutschen gehört hat, der kann gar nicht anders, als beschämt sein über den alltäglichen Rassismus in Deutschland. Es kann niemals einen falschen Zeitpunkt geben, um dagegen zu demonstrieren.

    Wobei man sich schon auch fragen kann, warum sich eigentlich nicht zehntausende Menschen in Deutschland versammelt haben, als es um die NSU-Morde ging, um den Anschlag gegen die Synagoge in Halle, um rechte Gewalt gegen Muslime und Juden. Was das eigentlich über den latenten Rassismus in Deutschland aussagt.

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    Rund 3000 Augsburger haben am Samstag des getöteten Afroamerikaners George Floyd gedacht und vor der Erhard-Wunderlich-Sporthalle gegen Rassismus demonstriert.

    Aber wie gesagt, nun also ist da der Moment, in dem es die Menschen mit besten Absichten auf die Straße drängt. Weil das Video vom Sterben des George Floyd so eindeutig, brutal und erschreckend ist. Und vielleicht auch deswegen, weil sich da nach Wochen, in denen das Corona-Virus das Leben so dominierte und die Menschen auf Abstand hielt, endlich auch einmal die Möglichkeit ergibt, so etwas wie Gemeinschaft zu fühlen, Solidarität zu spüren. Sich da endlich ein anderes, wichtiges Thema in den Vordergrund drängt.

    Proteste gegen Rassismus sind wichtig - Gedränge ist aber falsch

    Wer will da etwas sagen … Auch Gesundheitsministern Jens Spahn klang in seiner Mahnung ähnlich gehemmt wie Eltern, wenn sie ihr Kind zum ersten Mal mit dem Fahrrad losschicken: „Komm, trau dich, aber sei schön vorsichtig.“ Ja, der Kampf gegen Rassismus sei wichtig, sagte Spahn, und zwar jeden Tag. Aber wichtig bleibe dennoch: „Abstand halten, Alltagsmaske tragen, aufeinander acht geben.“ Es machte ihm jedenfalls Sorge, so viele Menschen auf einem Fleck zu sehen. Und so nah beieinander, dass auch Rainer Wendt, der Bundesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft erklärte, die Bereitschaft der Demonstranten sich Abstandsregeln zu halten sei „sei so gut wie nicht erkennbar“ gewesen.

    Deswegen muss man etwas sagen. So sehr man sich wünscht, dass der Protest gegen Rassismus nicht einfach wieder abebbt, so klar muss man leider auch sagen: Trotz hehrer Ziele, auf diese Weise kann er nicht weiterlaufen. Dafür ist die Situation nach wie vor zu ernst. Die Zivilgesellschaft muss in Corona-Zeiten zu einer verantwortungsvollen Art des Protestes finden – als Beispiel wurden schon Lichterketten vorgeschlagen, die sich quer durch Straßenzüge ziehen, wo sich die Menschen nicht an einem Platz drängen. Man muss nicht Schulter an Schulter stehen, um zu zeigen, dass man an Seite an Seite steht.

    Lesen Sie dazu auch unseren Live-Blog: Söder fordert härteren Umgang mit Rassismus in Deutschland

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