Ministerworte haben, zumindest in der grauen Theorie, ein höheres Gewicht als die Worte anderer Politiker. Wobei das bei Karl Lauterbach zu hinterfragen ist. Schon als noch Jens Spahn von der CDU Bundesgesundheitsminister war, trauten nicht wenige Bürgerinnen und Bürger dem Mediziner von der SPD die größere Corona-Expertise zu. Jetzt ist Lauterbach selbst Chef im Gesundheitsressort, zum Expertenstatus ist der Minister-Nimbus gekommen und umso bedachter sollte er seine Worte wählen.
Das gelingt ihm noch nicht immer. Unglücklich wirkt etwa seine Ankündigung, jetzt erst mal eine Liste geeigneter Tests erstellen zu lassen, die auch die sich rasend schnell verbreitende Omikron-Variante des Erregers zuverlässig erkennen. Das kann nämlich auch als Eingeständnis gewertet werden, dass die Bundesregierung gar nicht so recht weiß, ob und wie gut die gängigen Schnelltests auch Omikron-Infektionen anzeigen. Und weil die Ergebnisse erst in ein paar Wochen vorliegen sollen, schafft er eine Zeit der Verunsicherung.
Die Akzeptanz der Corona-Strategie droht Schaden zu nehmen
Die Akzeptanz einer Corona-Strategie, die stark auf einem möglichst engmaschigen Netz von Tests beruht, droht Schaden zu nehmen. Zwar ist es richtig und schafft Glaubwürdigkeit, wenn die Regierung zugibt, wenn ihr noch Erkenntnisse fehlen, dies ist im Verlauf der Pandemie leider nicht immer der Fall gewesen. Doch im Moment sind Tests neben Impfungen einer der Eckpfeiler im Kampf gegen Corona. Selbst wenn sie in manchen Fällen nicht das richtige Ergebnis anzeigen, selbst wenn diese Trefferquote bei der Omikron-Variante weiter sinkt, sind flächendeckende Tests derzeit unverzichtbar.
Es gibt ja die Erkenntnisse aus Deutschland, den USA und anderen Ländern, nach denen die meisten Tests eine Ansteckung mit der Omikron-Variante aufdecken. Das hat Lauterbach auch gesagt, aber es ging weitgehend unter in der Ankündigung, die Tests noch einmal genauer auf ihre Omikron-Tauglichkeit untersuchen zu lassen.
So wird der Eindruck riskiert, dass die Tests, denen sich Kinder und Jugendliche vor dem Kita- oder Schulbesuch unterziehen müssen und die in vielen Situationen auch für geimpfte Erwachsene vorgeschrieben sind, gar nicht mehr als sicher gelten. Lauterbach muss eben noch lernen, dass seine Worte als Minister nun noch deutlich schwerer wiegen als zuvor.