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Kommentar: Joe Biden – ein Beispiel für Merz und Scholz

Kommentar

Joe Biden – ein Beispiel für Merz und Scholz

Stefan Lange
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    Friedrich Merz (CDU), CDU-Bundesvorsitzender und Unionsfraktionsvorsitzender, spricht neben Bundeskanzler Olaf Scholz (links, SPD) im Bundestag in der Generaldebatte zum Etat des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramts.
    Friedrich Merz (CDU), CDU-Bundesvorsitzender und Unionsfraktionsvorsitzender, spricht neben Bundeskanzler Olaf Scholz (links, SPD) im Bundestag in der Generaldebatte zum Etat des Bundeskanzlers und des Bundeskanzleramts. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    In den Vereinigten Staaten haben die Demokraten es gerade noch so hinbekommen. Mit Kamala Harris kämpft jetzt eine Politikerin um den Einzug ins Weiße Haus, die bei vielen Leuten beliebt ist. Selbst ihr umstrittener Herausforderer Donald Trump hat eine große Fan-Basis. Deutschland hingegen geht den Joe-Biden-Weg: Bei den etablierten Parteien stehen Männer vorne, die schlecht angesehen und eitel sind.

    In der Union hat sich Friedrich Merz gerade zum Spitzenkandidaten gemacht. Der Sauerländer ist weder der Kandidat der Herzen bei CDU und CSU, noch ist er es bei den Wählerinnen und Wählern. Drei Anläufe benötigte er, bis er endlich Parteivorsitzender wurde. Nach einer aktuellen Umfrage würde sich nur ein Viertel der Wahlberechtigten für Merz als Kanzler entscheiden. Ein Blick in die Archive der Forschungsgruppe Wahlen zeigt, dass er sogar noch schlechter beleumdet ist als Angela Merkel während des Flüchtlingszuzugs 2015. Die CDU-Kanzlerin kam im Ranking der zehn beliebtesten Politiker damals immerhin noch auf einen Wert von 1,6. Eine ähnliche Beurteilung schafft heute nur Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Merz hingegen liegt mit minus 0,1 im Negativbereich.   

    Scholz so unbeliebt wie Merz

    Bei Scholz ist es ähnlich. Als Parteivorsitzenden wollte seine SPD ihn nicht. Kanzlerkandidat wurde er, weil Besseres in den Augen seiner Genossen nicht zur Verfügung stand. Und ins Kanzleramt zog er nicht ein, weil er besser war, sondern weil die Union den Wahlkampf vergeigte. Seine Umfragewerte sind genauso schlecht wie die von Merz. Immerhin ist er noch ein wenig jünger als sein Herausforderer, der bei Amtsantritt 70 Jahre alt und damit von der jungen Wählerschaft und ihrer Lebenswelt meilenweit entfernt wäre. Noch jünger sind Robert Habeck von den Grünen und FDP-Chef Christian Lindner, aber da hört es mit den Pluspunkten auch schon auf. Im Beliebtheitsranking liegen beide im Minusbereich noch hinter Merz. Dass alle vier trotzdem von sich meinen, sie wären die richtigen, ist ein demokratischer Offenbarungseid.

    Experten wie der Politikwissenschaftler Karl-Rudolf Korte haben nachgewiesen, dass die Wahlentscheidung stark vom Spitzenkandidaten abhängt. Das gilt insbesondere dann, wenn die Wähler unentschlossen sind oder Parteiprogramme als ähnlich empfunden werden. Früher konnten Politiker wie Gerhard Schröder, Helmut Kohl oder Helmut Schmidt diese Defizite bei Ansprache und Inhalten durch Persönlichkeit ersetzen. Mehr noch: Die Entscheidung für die eigene Partei wurde oft durch die Abgrenzung zum Kandidaten der anderen Parteien beeinflusst. Diese positive Polarisierung funktioniert im Grunde genommen heute noch, wie der Wahlgewinner Michael Kretschmer (CDU) bei der Landtagswahl in Sachsen bewiesen hat. Für Merz, Scholz und die anderen hingegen gilt das nicht. Sie sind Vertreter der Berliner Blase, kreisen um sich selbst.

    Eine stabile Mehrheit, auf die sich stützen könnten, haben sie nicht mehr. Ihr Rückhalt bei den Wählern ist erodiert, würde heute gewählt, fiele die Ampel krachend durch. Das Demokratieprinzip verlangt es jedoch, dass sich die politisch verantwortlichen Personen bei ihrem Handeln ausreichend auf den Willen des Volkes stützen können. Damit das weiter funktioniert, braucht es in Deutschland eine Wende wie in den USA: Merz lässt es sein, Scholz lässt es sein, Habeck und Lindner überlegen es sich noch mal. Sollte mindestens einer von ihnen einer Frau den Vortritt lassen, würde das auch nicht schaden.

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    5 Kommentare
    Walter Koenig

    Nun ja, Herr Lange, Ihr Vorschlag, eine Frau als Spitzenkandidatin für die Wahl einzusetzen, in allen Ehren - nur sollten Sie dann vielleicht auch einen Vorschlag machen, wen Sie sich in der Rolle vorstellen könnten. Ich persönlich sehe weder bei CDU/CSU noch bei SPD, FDP oder Grünen eine geeignete Frau, die auch über entsprechende Umfragewerte verfügt. Allerdings gilt das auch für die Männer in den Parteien, Söder hat zwar gute Umfragewerte, aber bei näherem hinsehen hat er die nur wegen seiner guten Selbstdarstellung, nicht wegen seiner politischen Erfolge. Er weiß eben, im Gegensatz zu Scholz, wie man sich gut verkauft. Aber innerhalb der CDU hat er sich bereits bei Corona unbeliebt gemacht mit seinen Vorpreschereien, die Quittung hat er jetzt bekommen. Einzig die SPD könnte mit Pistorius vielleicht aus dem Umfragetief heraus kommen, aber da sehe ich wenig Chancen.

    Marianne Böhm

    Warum soll uns eine Kamala Harris fehlen .. die hat doch nichts gebracht bis heute, die ist nur gepuscht worden.. mit Geldern, Stars usw.. Amerika muss aufpassen dass sie sich keine Niete an die Spitze wählt.. Harris kann es nicht.. sie ist keine ausgefuchste Merkel. Es geht ja nur darum, Trump zu verhindern und am besten noch eine Frau, in der patriarchischen Männerwelt, an die Spitze zu bekommen.. und nicht einen qualifizierten Nachfolger für Biden zu finden.. Alles was man unbedingt haben will um den Gegner zu verhindern, ist für keinen gut.. Deutschland kann man doch nicht mit der Weltmacht Amerika vergleichen.. das ist ein anderes Kaliber wie unser kleines Land mit ihren ideologischen denkenden Politiker.. Piep, piep piep wir haben uns alle lieb..

    Rainer Kraus

    Trump sollte ein Beispiel für unsere Politiker sein, der versprochen hat, diesen provozierten und unsinnigen Ukraine-Krieg zu beenden.

    Esther Ern

    Lindner hat leider schon zu oft gedroht, nicht gehalten. Wie viele Schlappen will Lindner seiner FDP noch einhandeln? Geht die Ampel weiter in der Akzeptanz der Mehrheit unter, geht die FDP mit. Worauf wartet man noch und warum? Es gibt immer nur eine zeitliche Chance, den “richtigen” Zeitpunkt: Der ist JETZT. Gestern ist vorbei, Wirtschaft, Sicherheit und Bürgermehrheit wollen kein “bald”, kein “dann” mehr. Es ist mehr als genug, es ist längst zu viel Bewährtes, solide Funktionierendes rückgebaut worden.

    Esther Ern

    Herr Linder: Warum immer noch die nächste Wahlschlappe förmlich herbei betteln? Merz hat Ihnen bzw. der FPD in seinem Interview mehr als deutlich eine Brücke gebaut. Nehmen Sie diese an, bevor Grüne ihn Realokreide-fressend für sich vereinnahmen und Sie weiter verdrängen!

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