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Kommentar: Der Klimawandel lässt sich nicht mehr stoppen: Es ist Zeit für einen Strategiewechsel

Kommentar

Der Klimawandel lässt sich nicht mehr stoppen: Es ist Zeit für einen Strategiewechsel

Stefan Lange
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    Wasserdampf steigt aus den Kühltürmen vom Braunkohlekraftwerk Jänschwalde.
    Wasserdampf steigt aus den Kühltürmen vom Braunkohlekraftwerk Jänschwalde. Foto: Patrick Pleul, dpa

    Es gibt immer noch Zeitgenossen, die beim Gespräch über den Klimawandel auf Rudi Carrells Gassenhauer „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer“ verweisen. Früher habe es doch auch schon heiße Sommer gegeben, wollen sie damit sagen. Die große Mehrheit hingegen weiß mittlerweile, dass sich das Wetter dauerhaft geändert hat und die Klimakrise inzwischen greifbar ist. Der Statistik zufolge war der Sommer EU-weit von Juni bis August der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Die hohen Temperaturen dieser Tage unterstreichen die Entwicklung.

    Kommenden Sonntag beginnt im ägyptischen Sharm El-Sheikh die Klimakonferenz COP27. Etwa 200 Staaten nehmen teil und werden knapp zwei Wochen lang darüber beraten, wie sie bis zur Mitte des Jahrhunderts ihre klimaschädlichen Emissionen auf null bringen (Net Zero). Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) reist auch hin, er wird am kommenden Montag in Ägypten erwartet.

    27 COP-Konferenzen und kein Ergebnis

    Der Name COP27 sagt dabei eigentlich schon alles: Es ist die 27. Klimakonferenz seit dem Start 1995 in Berlin - und die Erderhitzung steigt trotzdem. Die Beschlüsse aus dem Übereinkommen von Paris („

    Ab 2035 dürfen neue Benzin- und Diesel-Autos, die Klimagase ausstoßen, nicht mehr verkauft werden. Das ist in dreizehn Jahren und dürfte den Klimawandel nicht stoppen.
    Ab 2035 dürfen neue Benzin- und Diesel-Autos, die Klimagase ausstoßen, nicht mehr verkauft werden. Das ist in dreizehn Jahren und dürfte den Klimawandel nicht stoppen. Foto: Marcel Kusch, dpa

    Es gibt zahlreiche Bemühungen, den Klimawandel zu stoppen. Die Energiekrise trägt gar dazu bei, den Umstieg auf Erneuerbare Energie zu beschleunigen, wie die Internationale Energieagentur (IEA) in ihrem gerade vorgestellten Jahresbericht attestiert. Der Blick auf Deutschland zeigt indes, dass beispielsweise der Windkraft-Ausbau nur langsam vorankommt. Wenn es bald tatsächlich mehr E-Autos geben sollte - woran angesichts des dünnen Netzes von Ladesäulen zu zweifeln ist -, wird sich die Frage stellen, wo

    Der Klimawandel muss jetzt gestaltet werden

    Die Politik wird bei der COP27-Konferenz in Ägypten einmal mehr hehre Ziele formulieren, mit denen sie den Klimawandel stoppen will. Ehrlicher wäre das Eingeständnis, dass es da nichts mehr aufzuhalten gibt. Der Wandel vollzieht sich, die Erde heizt sich auf. Die derzeitigen Bemühungen reichen laut UN-Umweltprogramm UNEP nicht annähernd, um das 1,5 Grad Ziel zu erreichen. Statt also weiter Zeit mit Durchhalteparolen zu verplempern, sollte diese besser dafür genutzt werden, ein Klima-Armageddon zu verhindern. Die Frage für die Zukunft lautet nicht mehr, wie der Klimawandel zu stoppen ist. Die Frage ist, wie der Klimawandel gestaltet werden kann.

    Die Politik steht beim Klimawandel vor großen Aufgaben

    Erderhitzung als Schulfach, Dürre als Studiengang, mehr Geld für die Erforschung hitzeresistenterer Pflanzen, eine wissenschaftlich untermauerte UV-Warnapp, deutlich mehr Geld für den Deichschutz – die Handlungsfelder sind zahlreich und müssen auch die armen Staaten im Blick haben, die unter der Hitze schon jetzt extrem leiden.

    Teilweise werden diese Felder schon beackert, in anderen Fällen sind sie erst zu definieren. Die Erderhitzung verändert die Welt, das ist die schlechte Nachricht. Eine Katastrophe kann verhindert werden, wenn mit Technologie dagegengehalten wird. Das ist die gute. Nur schnell muss es gehen. Am besten wäre, die COP27-Staaten fangen nächsten Sonntag damit an.

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