Um zu verstehen, welche Dimension der Terror der Hamas gegen Israel hat, genügt ein Blick auf die Zahlen. 900 Tote bei neun Millionen Einwohnern – das entspräche einem Anschlag mit mehr als 8000 Todesopfern in Deutschland. Oder mehr als 30.000 Toten bei einem Attentat auf die USA, also zehnmal so viel wie bei den Angriffen vom 11. September 2001.
Diese Wunde wird in Israel lange nicht verheilen, wenn sie überhaupt je verheilt. Im Glauben, die größte Gefahr drohe aus dem Iran und dem Libanon, in dem die Hisbollah mit ihren riesigen Raketenarsenalen sitzt, haben Regierung, Militär und Geheimdienste die Gefahr unterschätzt, die ihnen aus Gaza drohte. So zuverlässig der Schutzschild „Iron Dome“ die Raketen von dort bisher abgefangen hat, so konsterniert musste Israel zunächst mit ansehen, wie islamistische Killerkommandos immer weiter ins Land vordrangen. Das Gefühl, zwar in einer unruhigen Region, aber doch in relativer Sicherheit zu leben, wird die israelische Politik den Menschen des Landes deshalb nur zurückgeben können, wenn sie die Hamas und ihre Verbündeten jetzt vernichtend schlägt. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu formuliert zwar sehr martialisch, wenn er sagt: „Wir sind erst am Anfang.“ In der Sache aber hat er recht. Die Hamas, die Hisbollah, der Islamische Dschihad und ihre Hintermänner im Iran verstehen nur eine Sprache: Härte und Konsequenz.
Nach jeder Waffenruhe rüstet die Hamas neu auf
Der Hydra namens Terror werden dann zwar wieder neue Köpfe wachsen, möglicherweise auch im Westjordanland. Was aber wäre die Alternative? Wie in früheren Gaza-Kriegen auf die Vermittlung Ägyptens zu vertrauen, Waffenruhen zu schließen, um ein paar Jahre später doch wieder angegriffen zu werden, weil die Hamas noch jede Feuerpause genutzt hat, um wieder aufzurüsten? Der Begriff von der wehrhaften Demokratie, mit dem im neuen Deutschland einst der Aufbau der Bundeswehr begründet wurde, hat in Israel einen ganz anderen Klang. Hier wird die Wehrhaftigkeit der einzigen Demokratie im Nahen Osten immer wieder neu herausgefordert – und vor allem in Europa häufig von einer grotesk verklärten Revolutionsromantik flankiert, die den Palästinensern fast alles durchgehen lässt, sogar Kundgebungen mitten in Berlin, bei denen die Massaker der Hamas gefeiert werden.
Nach dem Angriff vom Samstag kann im Nahen Osten jedenfalls nichts mehr so bleiben, wie es ist. Die internationale Gemeinschaft muss sich sehr genau überlegen, ob sie noch ein Hilfswerk der Uno finanzieren will, das die Palästinenser per se zu einem Volk der Unterdrückten erklärt und Schulen finanziert, in denen die Vernichtung Israels propagiert wird. Die arabischen Staaten, die wie die Emirate in den vergangenen Jahren enge Beziehungen zu Israel geknüpft haben, oder wie die Saudis einer Normalisierung nahe sind, werden sich sehr genau überlegen müssen, ob die Palästinenser der arabischen Sache nicht mehr schaden als nutzen. Und die Mullahs im Iran werden sich sehr genau überlegen müssen, ob sie es auf eine ultimative Konfrontation mit Israel und seiner Schutzmacht USA ankommen lassen wollen.
Angriffe in Israel: Zivilisten als menschliche Schutzschilde
Einen hohen Preis für den blutigen Furor der Hamas zahlen neben den vielen Opfern und ihren Familien in Israel auch Muslime, die der Hamas herzlich egal sind – nämlich die Palästinenser, die einfach nur in Frieden und guter Nachbarschaft in Israel leben wollen. Diese Palästinenser gibt es auch. Sie werden von den Glaubenskriegern aus Gaza als menschliche Schutzschilde missbraucht und in Not und Elend gehalten, als gäbe es kein anderes Leben. Ihre einzige Chance, diesem Teufelskreis aus Armut und Gewalt zu entkommen, ist ein militärischer Sieg Israels.