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Klima und Gesundheit: Wie der Klimawandel das Gesundheitswesen grillt

Klima und Gesundheit

Wie der Klimawandel das Gesundheitswesen grillt

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    Der Klimawandel sorgt nicht nur für einen steigenden Meeresspiegel und mehr Dürren – er gefährdet auch die Gesundheit.
    Der Klimawandel sorgt nicht nur für einen steigenden Meeresspiegel und mehr Dürren – er gefährdet auch die Gesundheit. Foto: Julian Stratenschulte, dpa

    Es gibt Tage im politischen Berlin, wo in Pressekonferenzen Weltuntergangsszenarien gemalt werden und sich die Öffentlichkeit anschließend fragt, ob sie diese ganzen Negativmeldungen überhaupt noch hören und ertragen kann. Am Donnerstag war es einmal wieder so weit. Gesundheitsminister Karl Lauterbach enterte die Bundespressekonferenz, um zusammen mit Wissenschaftlern und Ärzten auf die Gefahren hinzuweisen, die der Klimawandel für die Gesundheit der Menschen und das Gesundheitswesen hat. "Die Klimakatastrophe ist die Mutter aller Probleme", erklärte der SPD-Politiker und machte in seinem eigentümlichen Satzbau deutlich, dass die Uhr tickt: "Die Jahre laufen uns weg, wo wir die Dinge noch beeinflussen können."

    Auch wenn manche Menschen den Klimawandel immer noch leugnen beziehungsweise sich davor fürchten, ihn anzuerkennen, sind die Fakten klar: Die Durchschnittstemperaturen steigen, Hitzeperioden kommen häufiger und dauern länger. Auf die Dürre folgt der Starkregen, die Polkappen schmelzen und der Meeresspiegel steigt. Die Auswirkungen der Erderhitzung auf die Gesundheit sind vielfältig. Heiße Tage und Nächte können lebensbedrohlich sein, die Zahl der Hitzetoten steigt kontinuierlich, besonders Menschen ab 65 Jahren sowie Säuglinge und Kleinkinder sind davon betroffen. Wenn es warm ist, die letzten Tage haben es gezeigt, halten sich die Menschen öfter und länger draußen auf. Dadurch steigt das Risiko, sich mit Erregern zu infizieren, die durch Mücken oder Zecken übertragen werden. Außerdem können die Folgen des Klimawandels zu einer Zunahme von Allergien, Hautkrebs oder Asthma führen.

    Lauterbach warnt vor Pandemie-Zeitalter

    Lauterbach warnte, dass Pandemien in Zukunft schneller aufeinander folgen werden. "Das Zeitalter der Pandemien ist schon da", sagte der Minister und ergänzte: "Die Bekämpfung des Klimawandels ist gleichzeitig die Bekämpfung der Pandemien und des Risikos neuer Pandemien." Zur Eindämmung des Klimawandels präsentierte der Arzt zwei Rezepte. Wer weniger Auto fahre, dafür das Rad benutze, und weniger Fleisch esse, tue der CO2-Bilanz und dem eigenen Körper Gutes, riet der Professor.

    Seinen Berufsstand forderte Lauterbach auf, sich vermehrt zu engagieren. "Ärzte müssen sehr viel stärker Verantwortung übernehmen in der Klimapolitik", appellierte der Minister. Neben ihm saß da der Vorstandsvorsitzende des Vereins Deutsche Allianz Klimawandel und Gesundheit, kurz KLUG, und nickte zustimmend. Martin Herrmann ist Arzt, er spricht für ein Netzwerk der Gesundheitsberufe und malte die Zukunft noch ein wenig düsterer als Lauterbach. "Der Klimawandel ist die größte Bedrohung für die Gesundheit unserer Zeit", sagte Herrmann und warf der Politik vor, das Thema erst seit 2019 ernst zu nehmen. Es gebe, wetterte er, noch sehr viele, "die diese Zusammenhänge nicht verstehen".

    Der Klimawandel sorgt dafür, dass sich immer mehr Stechmücken aus dem Süden auch in Deutschland wohlfühlen.
    Der Klimawandel sorgt dafür, dass sich immer mehr Stechmücken aus dem Süden auch in Deutschland wohlfühlen. Foto: Ennio Leanza, dpa

    Die Kosten für das gesamte deutsche Gesundheitswesen lagen im vergangenen Jahr laut Statistischem Bundesamt bei 465 Milliarden Euro. Diese Angabe ist auf Basis bereits vorliegender und fortgeschriebener Werte geschätzt und gibt den Stand vom April dieses Jahres wieder. Der Löwenanteil von 255 Milliarden fiel in den Bereich der gesetzlichen Krankenkassen. Die Steigerung gegenüber den Vorjahren ist enorm und vor allem auf die Corona-Pandemie zurückzuführen: 2020 betrugen die Kosten rund 441 Milliarden Euro, 2019 waren es 414 Milliarden und im Jahr davor rund 393 Milliarden Euro.

    Die Energiewende muss schneller werden

    Es ist ein Teufelskreis. Expertinnen wie die Charité-Virologin Sandra Junglen weisen schon lange auf den Zusammenhang zwischen einem intakten Ökosystem und dem Infektions- beziehungsweise Übertragungsrisiko hin. Studien belegen, dass sich Viren viel leichter als früher bis in menschliche Siedlungen ausbreiteten, weil die natürlichen Barrieren fehlen, intakte Wälder zum Beispiel. Nicht ausgeschlossen, dass sich deswegen auch das Corona-Virus leicht über die ganze Welt verbreiten konnte. Die Pandemie wiederum hat das Gesundheitssystem an die Belastungsgrenze gebracht und nun soll es auch noch mit den Herausforderungen der Klimakrise zurechtkommen, wie Herrmann erklärte.

    Damit die Lage nicht weiter eskaliert, muss nach Einschätzung der Experten nicht nur das Gesundheitswesen stubenrein werden. Noch trägt es weltweit mehr als fünf Prozent zum Emissionsausstoß bei, die Abläufe in den Kliniken wie die Gebäude selbst müssen energieeffizienter werden. Die wichtigste Ursache für den Klimawandel sei jedoch, sagte Herrmann, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Wer die Energiewende nicht umsetze, trage "die Verantwortung für Schäden an Leib und Leben". Es gelte deshalb, die

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