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Kemi Badenoch: Erste schwarze Tory-Chefin im Porträt

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Kemi Badenoch: Wer ist die neue Tory-Chefin?

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    Kemi Badenochm ist die neue Hoffnungsträgerin von Großbritanniens Konservativen
    Kemi Badenochm ist die neue Hoffnungsträgerin von Großbritanniens Konservativen Foto: Alberto Pezzali, dpa

    Mit nur 100 Pfund, rund 120 Euro, in der Tasche kehrte Kemi Badenoch im Alter von 16 Jahren aus Nigeria nach Großbritannien zurück, um „eine bessere Zukunft zu haben“, wie sie einmal sagte. Jetzt hat die 44-Jährige die Wahl zur Vorsitzenden der konservativen Partei in Großbritannien gewonnen. Sie ist die erste schwarze Parteichefin des Landes. Nach mehreren Runden, in denen fortwährend Kandidaten aus dem Rennen flogen, besiegte sie nun auch den ehemaligen Einwanderungsminister Robert Jenrick.

    Parteibasis liebt Tory-Chefin Kemi Badenoch wegen ihres kompromisslosen Stils

    Bei der Basis ist Kemi Badenoch wegen ihres kompromisslosen Stils beliebt, andere kritisieren sie genau dafür. In jedem Fall steht die Politikerin vor einer großen Herausforderung: Anfang Juli erlitten die Tories unter Ex-Premierminister Rishi Sunak bei den nationalen Wahlen in Großbritannien eine vernichtende Niederlage. Labour gewann 411 Sitze, die Konservativen nur 121. Verantwortlich dafür waren unter anderem zahlreiche Skandale, allen voran die Partys in der Downing Street während der pandemiebedingten Ausgangssperren und die kurze Amtszeit von Liz Truss, die die Wirtschaft des Landes mit ihrem Haushaltsplan in eine tiefe Krise stürzte.

    Nun versucht die konservative Partei einen Neuanfang, um ihre Chancen bei den voraussichtlich 2029 stattfindenden Parlamentswahlen zu verbessern. In ihrer Dankesrede am Samstag sagte Kemi Badenoch, dass es an der Zeit sei, ehrlich zu sein. „Wir haben Fehler gemacht und Standards vernachlässigt.“ Die Konservativen müssten ihre Politik und ihr Denken neu ausrichten. Wie auch immer man zu ihr stehen mag, betonen Beobachter in Westminster, sie sei keine Konservative von der Stange.

    Kemi Badenoch: In Großbritannien geboren, in Nigeria aufgewachsen

    Die 44-Jährige wurde im Januar 1980 als Olukemi Olufunto Adegoke in einem Krankenhaus in Wimbledon geboren, bevor ihre Eltern mit ihr nach Nigeria zurückkehrten. „Ich wuchs an einem Ort auf, wo das Licht nicht funktionierte und uns oft das Benzin ausging“, erinnert sich die Politikerin an ihre Kindheit und Jugend. 1996 reiste sie schließlich von Lagos nach London und machte dort ihren Schulabschluss. Ihren britischen Pass hat sie einmal mit der goldenen Eintrittskarte verglichen, mit der Charlie Bucket Zugang zu Willy Wonkas Schokoladenfabrik erhielt.

    Nach der Schule studierte sie Computer Systems Engineering an der University of Sussex und heiratete 2012 den Bankier Hamish Badenoch. Sie haben gemeinsam drei Kinder. 2017 wurde sie in das britische Parlament gewählt. In der Regierung von Premierminister Boris Johnson hatte sie verschiedene Regierungsämter inne und bewarb sich nach dessen Sturz im Juli 2022 erfolglos um seine Nachfolge.

    Während der kurzen Amtszeit von Regierungschefin Liz Truss wurde sie Ministerin für internationalen Handel und behielt dieses Amt unter Rishi Sunak. Ihre politischen Ansichten sind geprägt von ihren persönlichen Erfahrungen in Nigeria und den Möglichkeiten, die sie in Großbritannien erhalten hat.

    Kemi Badenoch präsentiert sich als „Anti-Woke-Kulturkriegerin“,

    „Ich bin in jeder Hinsicht eine Einwanderin der ersten Generation“, sagte Badenoch einmal. Sie spricht sich für Meinungsfreiheit und den freien Markt aus, gilt als rechtskonservativ und präsentiert sich als „Anti-Woke-Kulturkriegerin“, die mit Äußerungen gegen das vermeintlich linksliberale Establishment auffällt.

    Ihre Anhänger beschreiben sie als „selbstbewusst” und „furchtlos“, ihre parteiinternen Kritiker als „giftig“ und streitsüchtig. In der Vergangenheit musste sie sich immer wieder für ihre oft provokanten Äußerungen rechtfertigen. Ob sie damit die Richtige ist, um die tief gespaltene Partei hinter sich zu vereinen? Nicht wenige konservative Abgeordnete bezweifeln das. 

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