Das Jahr 2024 ist ein globales Superwahljahr. In Indien fand mit der Parlamentswahl ein logistisches Megaprojekt statt. Fast eine Milliarde Wahlberechtigte waren in den vergangenen sechs Wochen dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben. Medienberichten zufolge gab es über eine Million Wahllokale. Die Wahl hatte am 19. April und fand in sieben Phasen statt.
Wer regiert heute in Indien?
Seit zehn Jahren ist der 73-jährige Narendra Modi Premierminister in Indien. Er gehört der hindunationalistischen Partei BJP an. Seine Politik der "Hindus First" ist in dem Land beliebt. Modis Ansicht nach ist es in einem Land mit einer Hindu-Mehrheit den Hindus vorbehalten, die politische und kulturelle Realität zu gestalten. Moslems und Christen seien zwar willkommen, müssten sich aber der hinduistischen Kultur unterordnen.
Unter Modi stieg Indien zur fünftgrößten Wirtschaftsmacht auf, was Investoren anlockt. Der Premierminister lässt stark in moderne Infrastruktur wie Straßen, Schnellzüge sowie Flughäfen investieren. Eine Prognose der Investmentbank Morgan Stanley sagt voraus, dass Indiens Wirtschaft weiter rapide wachsen und 2027 als weltweit drittgrößte Wirtschaftsmacht Japan und Deutschland überholen wird. Doch die Opposition beklagt, dass das Wachstum nicht gleich verteilt sei. Reiche würden begünstigt, während die Arbeitslosigkeit hoch und die Korruption verbreitet sei, heißt es. Hinzu kommt die Inflation.
Kritiker werfen Modi vor, die Macht in seinem Amt zentralisiert zu haben. Er habe die Unabhängigkeit öffentlicher Institutionen wie der Justiz und der Medien des Landes untergraben, einen Personenkult um sich selbst aufgebaut und die ideologischen Ziele seiner Partei mit rücksichtsloser Effizienz verfolgt, schrieb die Zeitschrift Foreign Affairs im Vorfeld der Wahl. "Es gibt keine Demokratie mehr in Indien", kommentierte kürzlich auch Kongress-Anführer Rahul Gandhi.
Wie läuft die Wahl in Indien ab?
Bei der Parlamentswahl in Indien wurde über die Besetzung des mehr als 500 Sitze zählenden Unterhauses (Lok Sabha) abgestimmt. Die Wahl dauerte wegen der Größe des Landes – Indien ist mit 1,4 Milliarden Einwohnern das bevölkerungsreichste Land der Erde – sechs Wochen und fand in sieben Phasen statt.
Knapp 990 Millionen der 1,44 Milliarden Inder waren wahlberechtigt und konnten in ihren Bundesstaaten ihre Stimme abgeben. Am Dienstag (4. Juni) werden die Stimmen ausgezählt. Für eine Mehrheit im Parlament benötigt eine Partei oder Wahlallianz mindestens 272 der 543 Sitze.
Welche Parteien standen in Indien zur Wahl?
Für die Parlamentswahl in Indien waren 2660 Parteien angemeldet. Bei den meisten von ihnen handelt es sich um kleinere Regionalparteien. Aussicht auf den Wahlsieg hat aber wohl nur die Bharatiya Janata Party (BJP). Die größte Oppositionspartei, der Indische Nationalkongress, liegt in Umfragen weit zurück.
Parlamentswahl in Indien 2024: Wie sehen erste Ergebnisse aus?
Nachdem rund ein Viertel der Stimmen ausgezählt wurde, deutet sich tatsächlich ein Sieg von BJP an. Die Modis Partei an. Sie liegt mit 39,9 Prozent in Führung, wie die Wahlkommission mitteilte. Damit kämen die BJP und ihre Koalitionspartner auf mindestens 281 Parlamentssitze. Bereits am Samstag hatte sich Modi zum Sieger der Wahl erklärt. "Ich kann mit Zuversicht sagen, dass die Menschen in Indien in Rekordzahl für die Wiederwahl der NDA-Regierung gestimmt haben", schrieb er auf X, ohne Belege zu nennen.
Die Opposition könnte unter der Führung der Kongresspartei TV-Berichten zufolge deutlich stärker abschneiden als angenommen und sich mehr als 200 Sitze im Unterhaus sichern. Analysten hatten vor der Wahl mit etwa 120 Sitzen gerechnet.
Wie war die Wahlbeteiligung bei der Parlamentswahl in Indien?
Bei der Parlamentswahl in Indien wurden insgesamt rund 642 Millionen Stimmen abgegeben. ei fast einer Milliarde Stimmberechtigter entspricht das einer Wahlbeteiligung von mehr als 66 Prozent. (mit dpa)