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Impfstoff-Knappheit? Wurde zu wenig Corona-Impfstoff bestellt?

Corona-Pandemie

Im neuen Jahr wird der Impfstoff knapp

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    Gibt es einen Impfstoffmangel? Jens Spahn und Karl Lauterbach sind sich nicht ganz einig.
    Gibt es einen Impfstoffmangel? Jens Spahn und Karl Lauterbach sind sich nicht ganz einig. Foto: Kay Nietfeld, dpa (Archivbild)

    Der Kinderarzt Jacob Maske ist unzufrieden mit der Bundesregierung. Denn er bekommt nicht so viel Impfstoff, wie er bräuchte. „Das ist ein Skandal und widerspricht dem Sinn der Impfkampagne“, sagt Maske im Gespräch mit unserer Redaktion. Der Mediziner aus Berlin ist Sprecher des Verbands der Kinder- und Jugendärzte. Maske, so beschreibt er es, kann pro Woche 30 Dosen Biontech-Impfstoff bestellen, den er den Kindern ab zwölf Jahren verabreichen kann. „Das verimpfen wir in Nullkommanix.“ Doch selbst diese 30 Dosen kämen nicht immer zuverlässig in den Praxen an. „Teilweise sind die Kollegen nicht beliefert worden. Es ist alles sehr undurchsichtig und das ist unerfreulich“, beklagt Maske. Seit kurzem kann er auch die Fünf- bis Elfjährigen impfen. Doch die anlaufende Belieferung mit dem Kinderserum laufe ebenfalls wackelig, was die Terminvergabe erschwere.

    Beim Impfen droht ein Stotter-Start ins neue Jahr

    Der gerade erst wieder in Fahrt gekommenen Impfkampagne gegen das Coronavirus droht damit eine jähe Bremsung. Davor jedenfalls warnt der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nach einer Inventur der Serum-Bestände. Anfang Januar droht der Stotter-Start ins neue Jahr. „In der Tat, wir haben zu wenig Impfstoff. Das hat viele überrascht – mich auch“, sagte Lauterbach. Reserven und neu eintreffende Lieferungen reichen seiner Abschätzung nach nicht aus, um den Bedarf zu decken. Am Donnerstag will er vor die Presse treten und erklären, wie er die festgestellte Lücke wieder schließen will. Das Ziel, bis Jahresende 30 Millionen Auffrischungsimpfungen zu geben, sei aber nicht in Gefahr, erklärte sein Ministerium. Erreicht sind zwei Wochen vor dem Jahreswechsel danach bereits mehr als 20 Millionen.

    Impfstoff-Knappheit? Die Zahlen sorgen für Verwirrung

    Für Verwirrung sorgt ein Blick auf die Zahlen, die das Ministerium zur Verfügbarkeit der Impfstoffe liefert. Demnach dürfte eigentlich kein Engpass bestehen, denn in den letzten Wochen sind 19 Millionen Einheiten mehr geliefert als gespritzt worden. Zudem werden bis Silvester noch 40 Millionen Dosen erwartet, hauptsächlich von Moderna. Bis Mittwochabend konnte oder wollte Lauterbachs Ministerium nicht aufklären, ob es Meldeverzüge, Lieferschwierigkeiten der Hersteller oder eine stockende Logistik sind, die sich zu einem Flaschenhals verdichten. Es widersprach allerdings einem Bericht, wonach bis zu 60 Millionen Impfdosen fehlen werden. Die Lücke sei deutlich kleiner.

    Schlecht aussehen lässt das Ex-Minister Jens Spahn. Seine CDU wittert hinter Lauterbachs Alarmruf eine Intrige. „Karl Lauterbach ruft Feuer, um dann Feuerwehr zu spielen – obwohl er weiß, dass es gar nicht brennt“, schreibt der gesundheitspolitische Sprecher der Unions-Fraktion, Tino Sorge, an seine Kollegen. Spahn habe die Grundlage gelegt, dass überhaupt genug Impfstoff für das Boostern zur Verfügung stehe. Laut Sorge werden Biontech und Moderna zusammen zwischen Januar und März 2022 jeden Monat 16 Millionen Einheiten bereitstellen.

    Gibt es einen Impfstoffmangel?

    „Karl Lauterbach inszeniert nun einen dramatischen Mangel, um sich in einigen Wochen als Retter in der Not zu feiern“, schimpfte Sorge. Der CDU-Europaabgeordnete Peter Liese betonte gegenüber unserer Redaktion: „Das Problem in diesem Fall ist Herr Lauterbach. Seit einigen Wochen denke ich, seine Profilierungssucht ist größer als seine Intelligenz.“ Es sei „eine Unverschämtheit“ von Lauterbach, die Leute so zu verunsichern. Es sei mehr als genug Impfstoff da, um jeden, der das wolle und der im Rahmen der Regeln geboostert werden könne, auch zu boostern. „Ob das immer vor Ort an der richtigen Stelle ankommt, ist eine andere Frage.“

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