Deutschland bekommt einen Nationalen Veteranentag – 75 Jahre nach Gründung der Bundesrepublik. Über viele Jahrzehnte galt das Wort „Veteran“ als belastet durch den Militarismus des Dritten Reichs. Erst nach dem Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan mit Toten und Verletzten begann sich diese Sichtweise zu verändern.
Die Abstimmung am Donnerstag im Bundestag über einen solchen Tag am 15. Juni jedes Jahres verlief, wie erwartet. Der gemeinsame Antrag der drei Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP sowie der Unionsfraktion erhielt die erwartete breite Zustimmung: Lediglich die Abgeordneten der Linken enthielten sich. „Es geht um die Anerkennung derjenigen, die in letzter Konsequenz bereit sind, das Äußerste für andere zu geben, und die ihr Leib und Leben für unser Land einsetzen“, sagte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD). Die jetzt erfolgreiche Initiative hatten CDU/CSU Ende 2023 gestartet.
2012 war ein Vorstoß für einen Veteranentag gescheitert
Die Idee für einen Veteranentag ist allerdings bedeutend älter: 2012 löste der damalige Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) mit seinem Vorstoß eine Debatte aus, die jedoch bald ohne greifbares Ergebnis abebbte.
Dass genau dies nun nicht passiert ist, freut Marcel Bohnert, der als stellvertretender Vorsitzender des Bundeswehrverbandes für Veteranen zuständig ist: „Wir hoffen, diesem Tag einen Volksfestcharakter zu geben – auch, um Veteranen und Gesellschaft näher zusammenzubringen. Was wir nicht wollen, ist ein zweiter Volkstrauertag“, sagte der Oberstleutnant unserer Redaktion. Als Vorbild nennt Bohnert die Niederlande, die ihren Veteranentag ebenfalls im Juni mit ausgelassenen Feiern zelebriert. Aus dieser Sicht dürfte folgende Regelung von Vorteil sein: Fällt der 15. Juni auf einen Wochentag, soll der deutsche Veteranentag an dem darauffolgenden oder vorhergehenden Wochenende begangen werden.
Veteranentag: Es geht um Sichtbarkeit und Anerkennung
Gerade Soldaten, die bei Auslandseinsätzen verletzt oder traumatisiert wurden und denen es mitunter schwerfällt, ihren Platz in der zivilen Gesellschaft zu finden, erhoffen sich durch diesen Tag mehr Sichtbarkeit und Anerkennung. „Genau diese Gruppe, die einen gewissen Leidensdruck empfindet, hat dieses Thema vorangetrieben“, sagte Bohnert. Der Bundeswehrverband fordert schon seit Jahren eine bessere Nachsorge und mehr Therapiemöglichkeiten sowie weniger Bürokratie bei der Antragstellung.
Die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD), hatte am Tag vor der Abstimmung erklärt, dass es darauf ankomme, Stolz, Dankbarkeit und Wertschätzung für die Bundeswehr zum Ausdruck zu bringen. Aber auch das Gedenken an Gefallene und Verwundete gehöre dazu.
Umstritten war die Definition für "Veteran"
Umstritten war die Definition dafür, wer sich „Veteran“ nennen darf. Zunächst hieß es, dass jeder, der sechs Monate bei der Bundeswehr gedient hat, diese Bezeichnung tragen könne. Doch auch diese nicht allzu hohe Hürde wurde vor dem Votum des Bundestags abgeräumt. Bohnert: „Wir haben erfahren, dass sich jeder, der auch nur einen Tag bei den Streitkräften war, zu dieser Gruppe zählen kann.“
Diese Öffnung wurde von vielen früheren Soldaten und Soldatinnen kritisiert. „Das kann ich gut verstehen. Ich sehe es aber pragmatisch, weil ich glaube, dass letztlich in erster Linie die Soldaten mit Auslandserfahrungen den Veteranentag mit Leben erfüllen werden.“
Nicht einbezogen sind Angehörige der Nationalen Volksarmee der DDR oder der Wehrmacht bis 1945. Eva Högl begründete diese Einschränkung damit, dass es sich bei Volksarmee und Wehrmacht, anders als bei der Bundeswehr, nicht um demokratisch legitimierte Streitkräfte gehandelt habe.