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Finanzen: Die Zinswende bringt den Sparern nichts

Finanzen

Die Zinswende bringt den Sparern nichts

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    Nun ist die Zeitenwende da: Die EZB wird den Leitzins erhöhen.
    Nun ist die Zeitenwende da: Die EZB wird den Leitzins erhöhen. Foto: Frank Rumpenhorst, dpa

    Nein, für die Sparer in Deutschland wird jetzt nicht alles gut. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat zwar das Ende der Negativzinsen ausgerufen, aber das heißt nicht, dass Guthaben auf Girokonten verzinst werden. Die Zinswende bedeutet erst einmal, dass die Sparer weniger oder keine Strafgebühren mehr zahlen, wenn sie größere Summen auf ihrem Konto angesammelt haben.

    Die Deutsche Bank ist vorangegangen und hat angekündigt, den Strafzins von 0,5 auf 0,25 Prozent zu senken. Die Genossenschaftsbanken in Bayern stellen das Gleiche in Aussicht. Dort heißen die

    Den kleinen Verbesserungen für die Sparer steht die massive Geldentwertung gegenüber

    Die bayerischen Sparkassen sind sogar bei den Strafzinsen zurückhaltender. "Im Moment sind wir davon leider noch ein gutes Stück entfernt", sagt Verbandschef Ulrich Reuter. Erst wenn die EZB ihre Leitzinssätze deutlich über null angehoben hat, "könnte auch die Geschäftspolitik der Sparkassen in einen Normal­modus zurückführen". Nach den Schätzungen der Notenbank-Deuter wird das Territorium deutlich über null frühestens Ende des Jahres erreicht.

    In Baden-Württemberg wollen sich die Sparkassen noch nicht festlegen. "Über Preise und Entgelte entscheiden die Sparkassen überall im Land in eigener Verantwortung", sagte ein Sprecher des Sparkassenverbandes. In den vergangenen Jahren hätten die Institute große Anstrengungen unternommen, um die Weitergabe von Negativzinsen zu verhindern. "Wir gehen davon aus, dass sie auch mit den neuen geldpolitischen Rahmenbedingungen verantwortungsvoll umgehen."

    Hendrik Buhrs vom Geldratgeber Finanztip erwartet, dass die Zeit der Strafzinsen über den Sommer ausläuft, weil Schwergewichte wie Deutsche Bank und ING vorangehen und die Konkurrenten unter Druck setzen. "Bei den restlichen Bankgebühren sehe ich noch keine Änderung", berichtet Buhrs. Die Geldhäuser hatten in den vergangenen Jahren für Kontoführung, Überweisungen und Depots deutlich mehr abgerechnet als zuvor. Die Ära des Gratis-Kontos dürfte nach den mageren Gewinnen in der Finanzindustrie so schnell nicht wieder zurückkehren.

    Den kleinen Verbesserungen für die Sparer steht die massive Geldentwertung gegenüber, die diese regelrecht plättet. Mit 7,9 Prozent klettern die Preise so schnell wie seit einem halben Jahrhundert nicht mehr. Das können die Banken über ihre Konto-Zinsen nicht ausgleichen. "Der Vorteil des Bankkontos ist die Verlässlichkeit, nicht die Rendite. Deshalb würde ich zumindest reinschnuppern ins Thema Aktiensparplan", sagt Geldexperte Buhrs. Er rät allen Sparern, ihr Geld für die langfristige Anlage in Indexfonds – sogenannte ETF's zu stecken, die einen breiten Aktienindex nachbauen. Die Gelegenheit ist derzeit allerdings ungünstig, denn die Kurse fallen.

    Weil die Zinsen in den USA schneller steigen, fließt viel Geld in US-Staatsanleihen

    Der Grund: Weil die Zinsen in den USA schneller steigen, fließt viel Geld in US-Staatsanleihen, das zuvor in Aktien gesteckt hat. Die Frage ist, ob Anleger jetzt einsteigen sollten, wenn die Kurse perspektivisch in den nächsten Monaten weiter fallen könnten? Alternativen dazu gibt es wenige: Immobilien sind überteuert, für Festgeld mit Bindung über ein Jahr gibt es immerhin rund 1 Prozent Zinsen. Dieser Zinssatz könnte aber bald von der Realität überholt sein, wenn die EZB den Leitzins schneller anhebt. Beim Tagesgeld rechnet Machtbeobachter Buhrs in den nächsten Wochen mit viel Bewegung. Derzeit liegen die Sätze ihm zufolge noch nahe der Nulllinie.

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