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Europawahl: AfD-Spitzenkandidat Meuthen will großes Bündnis im EU-Parlament

Europawahl

AfD-Spitzenkandidat Meuthen will großes Bündnis im EU-Parlament

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    Jörg Meuthen ist der AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl.
    Jörg Meuthen ist der AfD-Spitzenkandidat für die Europawahl. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Schritt für Schritt zu mehr Macht: Jörg Meuthen zieht als AfD-Spitzenkandidat in die Europawahl im Mai 2019. Dass ihn der Magdeburger Parteitag gleich mit rund 90 Prozent ins Rennen schickt, hat der 57-Jährige selbst nicht erwartet. Ergebnisse in dieser Größenordnung sind bei der AfD eher selten. Vor dreieinhalb Jahren kam Meuthen quasi aus dem Nichts an die AfD-Spitze - und festigt seitdem beharrlich seine Position.

    Der Wirtschaftsprofessor aus Baden-Württemberg ist schwer zu fassen - genau das scheint sein Kalkül zu sein. Meuthen lächelt meist freundlich, wägt seine Worte sorgsam ab und lässt sich auf keine Strömung der Partei festlegen. Bei kontroversen Themen hält er sich gerne bedeckt - wie in der Spendenaffäre um Fraktionschefin Alice Weidel. Kein Wort der Unterstützung war bislang vom AfD-Parteivorsitzenden zu hören. 

    Aktuell ist Meuthen der einzige AfD-Europaabgeordnete, er kam Ende 2017 als Nachrücker nach Straßburg. Von den einst sieben EU-Mandaten für die Partei von 2014 ist nur noch dieses eine übrig geblieben.

    Meuthen mit Kampfansage gegen das "links-rot-grün verseuchte 68er-Deutschland"

    In Magdeburg formulierte Meuthen weitreichende Ziele für die Zeit nach der Europawahl 2019. "Natürliche Verbündete" einer erstarkten AfD in Europa seien die Rechtspopulisten aus Österreich, Italien und Ungarn, Heinz-Christian Strache, Matteo Salvini und Viktor Orban, sagte er in seiner Bewerbungsrede. Ziel sei eine gemeinsame Fraktion, die zweitstärkste Kraft im Parlament werden solle. 

    Meuthen wirkte anfangs wie ein Werbeträger für ein besseres Image der AfD. Er galt als bürgerlich-liberales Aushängeschild und Gegenpol zu rechten Krawallmachern in der Partei. Doch er gefällt sich auch in der Rolle des rechten Scharfmachers.

    In Magdeburg wiederholte Meuthen seine Kampfansage gegen das "links-rot-grün verseuchte 68er-Deutschland", mit der er bereits den Stuttgarter Parteitag 2016 zum Toben brachte. Neuer Hauptfeind sind allerdings inzwischen die erstarkten Grünen, die er in seiner Bewerbungsrede scharf attackierte.

    Ganz selbstverständlich pflegt Meuthen den Kontakt zum rechten Rand der AfD. So mache Björn Höcke in Thüringen "einen ausgezeichneten Job", bescheinigte er dem Partei-Rechtsaußen. "Ich sehe mich als denjenigen, der die verschiedenen Flügel integriert", sagte er kürzlich. Als Strippenzieher im Hintergrund hat Meuthen dabei stets auch den Ausbau der eigenen Macht im Blick.

    Meuthen kam wegen Lucke zur AfD

    Nach der Bundestagswahl 2013, als die AfD knapp den Einzug ins Parlament verfehlt hatte, schloss sich Meuthen der jungen Partei an. Politisch festgelegt war er bis dahin nicht. Aufgewachsen in einem Essener Arbeiterviertel gründete er als Jugendlicher in Rheinland-Pfalz, wohin die Familie umgezogen war, einen Ortsverband der Jungen Union. Später wählte er nach eigenen Angaben gelegentlich die FDP.

    Der gewiefte Redner studierte unter anderem Politik, Publizistik und Volkswirtschaftslehre. Seine Doktorarbeit schrieb er 1993 über die Kirchensteuer. Im SPD-geführten hessischen Finanzministerium arbeitete Meuthen anschließend als Referent in der Haushaltsabteilung. 1996 kam er als Professor für Volkswirtschaftslehre an die Hochschule für öffentliche Verwaltung ins baden-württembergische Kehl, seine Professur ruht seit längerem.

    Zur AfD kam Meuthen wegen Parteigründer Bernd Lucke. Als Lucke im Sommer 2015 von Frauke Petry aus dem Amt gejagt wurde, kam seine große Stunde: Meuthen wurde Petrys Ko-Parteivorsitzender. Als "Mann im Beiwagen" wurde er damals betitelt. Dank seiner Unauffälligkeit sei er weniger angreifbar als Petry und könne diese politisch überleben - eine Vorhersage, die sich bewahrheiten sollte.

    Nach Berlin zog es den inzwischen zum dritten Mal verheirateten Vater von fünf Kindern nie. Seine politische Basis liegt im Südwesten der Republik. Als baden-württembergischer Landeschef führte er die AfD im März 2016 mit 15,1 Prozent in den Stuttgarter Landtag.

    Sein Amt als Chef der Landtagsfraktion gab er ab, als er ins Europaparlament wechselte. Als AfD-Bundesvorsitzender wurde Meuthen im vergangenen Dezember wiedergewählt, als Ko-Vorsitzender neben Alexander Gauland. Seine Machtbasis in der Partei dürfte Meuthen mit dem starken Ergebnis von Magdeburg weiter ausgebaut haben. (afp)

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