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Energie: Die Union will Klima-Gas unter die Erde bringen

Energie

Die Union will Klima-Gas unter die Erde bringen

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    Der Kohlendioxid-Ausstoß in der Industrie ist hoch. MAN hat eine innovative Idee, um das Problem zu lösen.
    Der Kohlendioxid-Ausstoß in der Industrie ist hoch. MAN hat eine innovative Idee, um das Problem zu lösen. Foto: Frank Rumpenhorst, dpa

    Jens Spahn hat die schwarzen Halbschuhe gegen klobige Stahlkappen-Treter getauscht. Schließlich wird in den alten Backsteinhallen in Berlin-Tegel mit schweren Stahlteilen hantiert. Und das schon seit Langem: Einst wurden hier eiserne Ungetüme zusammengenietet, die, befeuert mit Unmengen von Kohle, durch die Lande schnauften, dampfende, rauchende, rußende Boten einer neuen Zeit. Entstanden als Teil des 1837 gegründeten Dampflokomotiven-Imperiums von August Borsig, atmet das Gemäuer bis heute den Geist der Ära der Industrialisierung.

    Jens Spahn ist jetzt in der Unionsfraktion für Wirtschaft und Energie zuständig.
    Jens Spahn ist jetzt in der Unionsfraktion für Wirtschaft und Energie zuständig. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Doch der CDU-Mann, seit rund einem Jahr nicht mehr Bundesgesundheitsminister, sondern in der Unionsfraktion für Wirtschaft, Energie und Klima zuständig, ist nicht hier, um in Malocher-Nostalgie zu schwelgen. Zusammen mit anderen Klimapolitikerinnen und Klimapolitikern aus CDU und CSU geht es ihm an diesem kalten Vormittag vielmehr um die Schattenseite des Maschinenzeitalters: Den Hunger nach fossilen Brennstoffen, der die Menschheit an den Rand der Klima-Katastrophe geführt hat. Im früheren Borsig-Werk im Norden Berlins liegt nach Meinung Spahns einer der Schlüssel dazu, den Kollaps noch abzuwenden. 

    Kompressoren für mehrere Millionen Euro

    Statt Kohle fressender Lokomotiven werden dort nun Maschinen gefertigt, die dabei helfen könnten, das Kohlendioxid-Problem in den Griff zu bekommen. Die heutige Niederlassung der Augsburger Firma MAN Energy Solutions ist laut ihrem Vorstandsitzenden Uwe Lauber einer der Weltmarktführer für Hochleistungskompressoren. Die mehrere Millionen Euro teuren Apparate mit ihren hochpräzisen Schwungrädern und Trieben aus Stahl verdichten Gase um ein Mehrfaches, um es transportieren und speichern zu können. Das funktioniert auch mit dem Treibhausgas mit der chemischen Formel CO₂, das bei der Verbrennung von Kohle, Öl oder Gas in Fahrzeugen, Fabriken oder Heizungen entsteht.

    Die Idee, Kohlendioxid bei industriellen Prozessen abzuscheiden und in unterirdische Speicher zu pressen, etwa bereits ausgebeutete Gas- oder Ölvorkommen, ist nicht neu, wird in vielen Ländern erprobt. Doch in Deutschland ist die Technik faktisch verboten, es gibt massive Bedenken etwa in Sachen Gewässerschutz. Zudem fürchten Kritiker, die CO₂-Speicherung könne als Feigenblatt dienen, um munter weiter fossile Brennstoffe zu nutzen. Für Spahn hingegen ist sie "eine wichtige Lösung im Kampf für CO₂-Neutralität". Von Umweltministerin Steffi Lemke und Energieminister Robert Habeck, beide von den Grünen, fordert er "ein Ende des Verbots in Deutschland". 

    Umweltrisiko oder Beitrag zum Kampf gegen den Klimawandel?

    Gerade, sagen auch die Klimapolitikerin Anja Weisgerber (CSU) und der stellvertretende CDU-Chef Andreas Jung, sei auf der Weltklimakonferenz in Ägypten deutlich geworden, wie schwer es werde, die Ziele des Pariser Abkommens zur Begrenzung der globalen Erwärmung zu erreichen. Die Menschheit müsse den Kampf gegen den Klimawandel mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln führen, das betone der Weltklimarat. Mehr Sonnenenergie, mehr Windkraft und weniger Waldzerstörung seien unerlässlich, aber auch die CO₂-Speichertechnik könne einen wertvollen Beitrag leisten, so der Tenor in der Unionsfraktion. 

    Norwegen geht voran

    Aufsehen erregte im August der norwegische Ministerpräsident Jonas Gahr Störe mit dem Angebot, er könne in ehemaligen Gas- und Öl-Lagerstätten unter der Nordsee große Teile des europäischen Kohlendioxids sicher speichern und damit den Weg zur Klimaneutralität beschleunigen. Für Weisgerber eine gute Idee: "Wie die Technik sicher und umweltschonend funktioniert, zeigen uns die Erfahrungen in Norwegen. Die Bundesregierung darf sich dieser Technologie nicht verschließen." Jung verweist auf Industriebereiche, in denen bestimmte CO₂-Emissionen gar nicht vermieden werden könnten, etwa bei der Zement- oder Stahlherstellung und in der Chemie.

    Wer sich also grundsätzlich gegen die Abscheide- und Speichertechnik stelle, "stellt unseren Wirtschaftsstandort infrage", kritisiert er die Bundesregierung. Jens Spahn sagt, es sei unverständlich, dass eine Technologie, in der deutsche Unternehmen Weltmarktführer seien, ausgerechnet in Deutschland nicht genutzt werde. Die Union werde ihr "in der politischen Debatte den Weg bahnen", kündigt er an. Dann zieht er die Sicherheitsschuhe wieder aus. 

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