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Deutsche Landwirte schlagen Alarm: Ernte 2024 massiv eingebrochen

Agrarmarkt

Landwirte beklagen schwache Getreideernte

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    Der Bauernverband zieht eine ernüchternde Bilanz der Ernte 2024. (Symbolbild)
    Der Bauernverband zieht eine ernüchternde Bilanz der Ernte 2024. (Symbolbild) Foto: Lars Penning, dpa

    Kein gutes Jahr für die Landwirtschaft: Der Deutsche Bauernverband zieht eine negative Erntebilanz für 2024. Die Getreideernte sei stark unterdurchschnittlich ausgefallen, sagte Präsident Joachim Rukwied am Donnerstag in Berlin. „Wir haben leider eine kleine Ernte eingefahren.“ Insgesamt ernteten die Ackerbauern und Ackerbäuerinnen heuer 39,3 Millionen Tonnen Getreide. Im Vorjahr wurden noch etwa 42 Millionen Tonnen eingefahren.

    Der Regen hatte Mähdrescher zuletzt ausgebremst und im vergangenen Herbst bereits dazu geführt, dass die Aussaat zur Herausforderung wurde. Wegen der anhaltenden Nässe konnten die Landwirte nicht allen Weizen in den Boden bringen: Weniger Fläche, weniger Ertrag. Das Hochwasser in Bayern und Baden-Württemberg führte für einzelne Betriebe zum Totalausfall der Ernte. In Relation zur Landesfläche hatte das Hochwasser aber „keine signifikante Auswirkung“. Die Ernte in Bayern befinde sich auf dem Bundesniveau.

    Qualität und Ertrag der Getreideernte gehen zurück

    In ganz Deutschland führte die Witterung über das Jahr hinweg zu Problemen. Dem Raps machte der Frost in der Blütephase zu schaffen und die Sonne fehlte in den Zeiten, als sich das Korn ausbildete. Das führte zu Qualitätseinbrüchen bei der Ernte. Der Proteingehalt im Winterweizen sinke seit Jahren. „Wir erzeugen immer mehr Futterweizen“, sagte der Präsident des Bauernverbands. Deutschland werde zum „Importland für Back- und Brotweizen“.

    Die negative Erntebilanz folgt einem Trend. Seit zehn Jahren sinken Ertrag und Qualität bei Weizen, Gerste, Raps und Winterroggen. „Diese Entwicklung macht mir Sorge. Ich kann leider kein Ende sehen“, sagte Rukwied.

    2014 fuhren die Landwirte noch 52 Millionen Tonnen Getreide ein. Seither verringerten sich der Ertrag pro Hektar und die gesamte Abbaufläche für Getreide. Zwei Ursachen machte der Präsident des Deutschen Bauernverbands für diesen Abwärtstrend aus. „Unumstritten, die Klimaveränderung wird für den Ackerbau zur Herausforderung“. Dazu kommen laut Rukwied die „politischen Restriktionen“.

    Die Bauern könnten Pflanzen nicht mehr bedarfsgerecht düngen und ausreichend vor Insekten und Krankheiten schützen. Neue Pilze verbreiteten sich als Auswirkung der Klimakrise auf deutschen Felder und könnten laut dem Verbandspräsidenten auch mal zum Totalverlust der Kartoffel- und Zuckerrübenernte führen. Der Bauernverband forderte die Politik vor diesem Hintergrund auf, „praxisferne und nicht praktikable Vorgaben“ für die Branche etwa beim Pflanzenschutz zu streichen.

    Deutscher Bauernverband enttäuscht von der Politik in Berlin

    Um all diese Themen anzugehen, brauche es einen größeren EU-Agrar-Haushalt, sagte Rukwied. Die Landwirtschaft müsse resilienter gemacht werden, dafür braucht es dem Verband zufolge Innovationen und nicht Restriktionen. „Mit Blick auf Berlin sind wir so enttäuscht wie von der Getreideernte“, führte Rukwied fort. Den Landwirten fehle langsam das Verständnis. „Von Bürokratieabbau noch keine Spur.“

    „Leider eine kleine Ernte“: Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, stellt die Erntebilanz 2024 vor.
    „Leider eine kleine Ernte“: Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes, stellt die Erntebilanz 2024 vor. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    So groß auch der Frust der Landwirte über die aktuelle Bundesregierung ist, der Blick des Präsidenten geht nach Thüringen, Sachsen und Brandenburg. Der Bauernverband „blickt mit großer Sorge“ auf die Landtagswahlen im September. „Wir brauchen stabile politische Verhältnisse“, sagte Rukwied und machte klar: „Wir stehen zum Grundgesetz“. Extreme hätte man auch bei den Bauernprotesten zu Beginn des Jahres weggeschickt.

    Mit Blick auf die Demos in Deutschland und Europa sagte Rukwied: „Wir haben die agrarpolitische Agenda in Brüssel ein Stück weit gedreht“. Durch die Proteste „haben wir die Bedeutung der Landwirtschaft omnipräsent platziert“. Momentan gebe es keine Pläne, wieder auf die Straße zu gehen. Dass solche Proteste jedoch in kürzester Zeit wiederholt werden könnten, versicherte Rukwied mit Nachdruck.

    Preisverfall von Getreide macht den Landwirten Sorgen

    Doch eben nicht nur die Politik enttäusche die Landwirte, neben der schlechten Ernte komme auch noch der Preisverfall des Getreides hinzu. Eine Tonne Weizen gehe dieses Jahr für etwa 200 Euro auf den Markt. Das seien etwa zehn bis 15 Prozent weniger als im Vorjahr, erklärt Rukwied. Wie es zu dem Preisverfall kommt, konnte er auch nicht ganz erklären. Nicht nur in Deutschland sei die Ernte klein ausgefallen, auch in Frankreich und Spanien haben die Landwirte kleinere Erträge eingefahren. Seit Ende Mai sinke der Preis, so Rukwied.

    Für die Verbraucher sei mit keinen großen Änderungen der hohen Lebensmittelpreise zu rechnen. Zwischen 2022 und 2023 stiegen die Kosten für Nahrungsmittel um ein Drittel. Auf diesem Niveau haben sich die Preise derzeit eingependelt.

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    3 Kommentare
    Lothar Bock

    2014 war bei vielen Kulturen das ertragsstärkste Jahr in der Statistik. Wenn man dieses als Startjahr für einen Trend angibt, kann es nur einen Rückgang geben. Wenn man z. B. 2010 starten würde, könnte man keinen Trend erkennen. Würde man in den 1950/1960er Jahren starten hätten wir einen Anstieg...

    Nikolaus Kogelmann

    Geb es in der Vergangenheit jemals ein Jahr, wo sich die Landwirte nicht über das Wetter beklagt hatten?

    Klaus Heiß

    Wer ist denn bei seiner Arbeit so vom Wetter abhängig wie die Bauern? Der ignorante Städter geht halt bei schlechtem Wetter ins Freizeitbad statt ins Freibad. Und wer mit den Landwirten ein Problem hat, der braucht ja deren Produkte nicht zu kaufen.

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