„Eine laute und kräftige Stimme für die Grundrechte zu sein, das ist die Aufgabe eines Bundesjustizministers“, erklärte der FDP-Politiker Marco Buschmann einmal. Eine solche Stimme kann der heute 47-Jährige im Justizressort nicht mehr sein, das Ampel-Aus brachte ihm vor der Zeit die Entlassungsurkunde ein. Doch der Hobbymusiker bleibt im Rampenlicht: Er wird FDP-Generalsekretär und damit Nachfolger von Bijan Djir-Sarai der am Freitag als Reaktion auf die Veröffentlichung eines umstrittenen Strategiepapiers der Liberalen zum Ampel-Ausstieg zurückgetreten war. Viel Zeit zur Einarbeitung hat Buschmann nicht. Bereits am Montag wird er zusammen mit dem Parteivorsitzenden Christian Lindner in Berlin eine Pressekonferenz abhalten.
Buschmann ist einer der engsten Vertrauten von Lindner und gilt als Vordenker seiner Partei. „Die Freiheit des Einzelnen vor ungebührlichen Übergriffen des Staats“, das ist sein großes Thema. Es beschreibt genau die liberalen Inhalte, die Lindner im Wahlkampf der nächsten Wochen in den Vordergrund stellen will. Mit Djir-Sarai war der Vorsitzende dem Vernehmen nach schon länger unzufrieden, insofern hat dessen Rücktritt für Lindner auch etwas Gutes.
Lindner über Buschmann: „Ein höchst erfolgreicher Parteimanager“
„Marco Buschmann war nicht nur ein sehr anerkannter Justizminister, sondern zuvor auch ein höchst erfolgreicher Parteimanager. Ich bin erleichtert, dass er sich bereit erklärt hat, eines der schwierigsten Ämter in einem der härtesten Wahlkämpfe der letzten siebzig Jahre zu übernehmen“, sagte Lindner der Rheinischen Post. Die Jobbeschreibung ist, abgesehen von ihrer martialischen Zuspitzung, zutreffend – die Generalsekretäre sind in den Parteizentralen für die Organisation des Wahlkampfes zuständig. Ob Buschmann aber der richtige auf diesem Posten ist, bleibt abzuwarten.
Der gebürtige Gelsenkirchener ist ein hellwacher Kopf, der sich gerne mit Kabinettskollegen anlegte. Legendär sind beispielsweise seine Scharmützel mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach von der SPD, als es um die Verhältnismäßigkeit von Corona-Maßnahmen ging. Gleichzeitig wirkt er ob seiner Begeisterung über die Politik manchmal etwas zu sehr vergeistigt. Buschmann kann mühelos ewig lange Referate zu einem bestimmten Thema halten. Im Bierzelt sind bis zur Bundestagswahl am 23. Februar allerdings andere Qualitäten gefragt, um die angeschlagene FDP über die Fünf-Prozent-Hürde zu hieven.
Marco Buschmann: Hobby-DJ mit speziellem Humor
Buschmanns spezieller Humor ist einerseits erfrischend, kann aber auch verstören. Der Hobby-Discjockey veröffentlicht unter dem Namen „MBSounds“ regelmäßig Elektropop-Stücke, die er im heimischen Tonstudio komponiert hat. Wenige Tage nach dem Ampel-Aus erschien im Internet auf Soundcloud „Gehen, um zu stehen“. Den Beweggrund für das Instrumental-Stück schildert der Komponist so: „Manchmal muss man etwas aufgeben, das man liebt, um zu bleiben, wer man ist. Man muss gehen, um zu stehen.“
In der Politik zeigt Buschmann durchaus sprachliche Raffinesse. Beobachter im politischen Berlin freuen sich schon jetzt auf seine Erwiderungen an Kanzler Olaf Scholz (SPD), der nach dem Bekanntwerden des FDP-Strategiepapiers kritisiert, die FDP habe den Bruch der Regierungskoalition bewusst herbeigeführt.
FDP-Chef Lindner und seine Frau, die Journalistin Franca Lehfeldt (35), erwarten derweil ihr erstes gemeinsames Kind, wie die Nachrichtenagentur dpa unter Berufung auf „Vertraute des Paares“ berichtete. Buschmann hat mit dem Stück „Vorfreude“ zumindest darauf schon einmal die richtige Antwort im Repertoire.
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