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AfD und Tiktok: Warum Rechte bei jungen Menschen erfolgreich sind

Demokratie

Warum rücken so viele junge Menschen nach rechts?

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    Immer mehr junge Menschen wenden sich der AfD zu. Vor allem auf TikTok ist die Partei erfolgreich.
    Immer mehr junge Menschen wenden sich der AfD zu. Vor allem auf TikTok ist die Partei erfolgreich. Foto: Christoph Schmidt, dpa (Symbolbild)

    Immer mehr junge Menschen in Deutschland wenden sich der AfD zu, immer mehr von ihnen teilen rechtsextremes und populistisches Gedankengut. Was sich bereits bei den Landtagswahlen in Bayern und Hessen im vergangenen Oktober andeutete, ist auch Tenor der jüngsten Ausgabe der Trendstudie "Jugend in Deutschland".

    Einmal jährlich vermessen die Sozialwissenschaftler Klaus Hurrelmann, Simon Schnetzer und Kilian Hampel die junge Generation in Deutschland und befragen dafür über 2000 Menschen zwischen 14 und 29 Jahren. Am Dienstag stellen sie ihre neuen Erkenntnisse in Berlin vor und zeigen unter anderem auf, warum die Rechten bei den Jungen so erfolgreich sind. 

    Die AfD hat besser verstanden, wie sie soziale Medien für sich nutzen kann

    Rechtes Gedankengut immer tiefer in der jüngeren Generation zu verankern, gelingt der AfD vor allem über ihre starke Präsenz in den sozialen Medien. Insbesondere TikTok sieht die Partei als idealen Kanal, um ihre Botschaften zu platzieren, und hat deshalb ihre Arbeit dort im vergangenen Jahr noch einmal massiv ausgeweitet. "Die AfD hat es besser verstanden, junge Menschen auf TikTok abzuholen, und ihre Positionen unterhaltsam aufzubereiten", betont Simon Schnetzer im Gespräch mit unserer Redaktion. Die anderen Parteien seien in den sozialen Medien deutlich unterrepräsentiert oder nutzten sie für klassische Wahlwerbung. "Sie gehen nicht in den Dialog, sind nicht unterhaltsam und damit quasi unsichtbar", so der Jugendforscher.

    Nicht nur die AfD nutzt die sozialen Medien erfolgreich, um extremistische Inhalte und auch Falschinformationen zu verbreiten. "Russland betreibt ganz massiv Propaganda in den sozialen Medien, vor allem auch über TikTok. Und diese Botschaft verfängt bei jungen Menschen. Es sind nicht nur die Inhalte der AfD, die diesen Rechtsruck befeuern", sagt Schnetzer. Wie perfide der russische Propaganda-Apparat dabei vorgeht, hat der Jugendforscher selbst erleben dürfen. Nach einem Interview mit vermeintlichen russischen Journalisten, tauchten in mehreren sozialen Netzwerken echte Zitatschnipsel auf, die mit gefälschter Kritik an der Ampelregierung aus dem Kontext gerissen und verbreitet wurden. 

    Radikale Ansichten verbreiten sich durch TikTok schneller unter Jugendlichen

    Dass sich gerade TikTok ganz ausgezeichnet zur Verbreitung extremistischer Inhalte eignet, stellt auch die Politikwissenschaftlerin Eva Berendsen heraus. Für ihre jüngsten Report hat Berendsen mit Eltern und Lehrkräften gesprochen, um herauszufinden, wie sich antisemitische Inhalte auf TikTok verbreiten. Ihr wurde berichtet, dass nach dem Hamas-Angriff auf Israel am 7. Oktober, selbst Kinder, die sich bisher nicht für Politik interessiert hatten, plötzlich radikale Parolen und antisemitische Narrative verbreiteten, die sie auf TikTok aufgeschnappt hatten. "Dass junge Menschen auch radikale Ansichten vertreten, ist nicht unbedingt neu. Aber die Geschwindigkeit ist eine andere. Viele erleben bei ihren Kindern eine Art Speed-Radikalisierung", sagt die Politikwissenschaftlerin. Erst am Montag hat die EU-Kommission erneut ein Verfahren gegen TikTok eröffnet. Es soll geprüft werden, ob der chinesische Konzern mit der App TikTok Lite die psychische Gesundheit von Minderjährigen gefährdet.

    Der Rechtsruck hänge jedoch auch damit zusammen, sagt Simon Schnetzer, dass sich die Jungen mit ihren Problemen von der Politik nicht gesehen fühlen. Dort müsse man ansetzen. "Die junge Generation wählt sehr programmatisch. Wenn die aktuelle Regierung mitreden will, muss sie sich an den Problemen junger Leute orientieren und dafür Lösungen anbieten." Außerdem plädiert der Jugendforscher für eine Senkung des Wahlalters auf 14 Jahre oder noch jünger. "Sonst ist es für Jugendliche schlicht nicht relevant, sich mit Politik auseinanderzusetzen, und wir überlassen es dem Zufall des TikTok-Algorithmus, ob wir sie nach der Schule noch für demokratische Ideen begeistern können." 

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