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Corona-Pandemie: Bundesgesundheitsminister Lauterbach sieht Lücke von 20 Millionen Impfdosen

Corona-Pandemie

Bundesgesundheitsminister Lauterbach sieht Lücke von 20 Millionen Impfdosen

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    Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, will mehr Impfstoff beschaffen.
    Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, will mehr Impfstoff beschaffen. Foto: Michael Kappeler, dpa

    Tempo, Tempo, Tempo. Karl Lauterbach sieht seine erste Aufgabe als neuer Gesundheitsminister darin, die derzeit hohe Impfgeschwindigkeit beizubehalten. Sein Kalkül: So viele Menschen wie möglich eine Auffrischungsimpfung geben, bis sich die hochansteckende Omikron-Mutation auch in Deutschland durchgesetzt hat. „Ich möchte nicht, dass dieses Tempo ausgebremst wird“, sagte der SPD-Politiker am Donnerstag in Berlin.

    Damit dies nicht geschieht, soll Deutschland mit Impfstoffen vollversorgt sein. Doch nach einem Blick auf die Verträge mit den Herstellern Biontech und Moderna sieht Lauterbach einen gefährlichen Mangel heraufziehen. Der 58-Jährige beziffert ihn mit 20 Millionen Impfdosen. Seiner Kalkulation nach werden in den ersten drei Monaten des kommenden Jahres etwa 70 Millionen Einheiten benötigt, aber nur 50 Millionen wird er von den beiden Pharmakonzernen erhalten.

    Knifflig für den neuen Minister ist, dass gerade im Januar die Serum-Versorgung nach derzeitiger Planung angespannt sein wird. Das ist aber wahrscheinlich der Monat, in dem die Omikron-Variante dominant wird. Um den Engpass aufzulösen, hat sich Lauterbach nach eigenen Angaben bei Moderna 35 Millionen Einheiten zusätzlich gesichert, die so schnell wie möglich eintreffen sollen.

    Ein Arbeiter in der Impfstoffproduktionsanlage von Biontech in Marburg.
    Ein Arbeiter in der Impfstoffproduktionsanlage von Biontech in Marburg. Foto: -

    Außerdem bemüht er sich um Kontingente, die EU-Partnerländer, wie Polen, Portugal oder Rumänien, kurzfristig an Deutschland abgeben könnten. „Ich möchte, dass in Deutschland deutlich mehr Impfstoff da ist, als abgerufen wird“, betonte der Minister.

    Lauterbach will seine Äußerung nicht als Kritik an Spahn verstanden wissen

    Er rechnet damit, dass der gelieferte Impfstoff am Ende nicht komplett verimpft wird, weil zum Beispiel Pannen bei der Kühlung passieren oder angebrochene Serumfläschchen am Abend weggeschüttet werden müssen. Derzeit werden in der gesamten Republik zwischen einer und 1,5 Millionen schützende Spritzen gegeben, die übergroße Zahl davon als Booster. Doch schon in der kommenden Woche könnte der Nachschub stocken. Acht Millionen Bestellungen von Impfzentren und Praxen stehen 4,6 Millionen Dosen gegenüber, die laut Lauterbach bereitgestellt werden.

    Die allgemeine Verfügbarkeit der Anti-Corona-Mittel schmälern und den Mangel weiter verschärfen könnte auch ein Wechsel der Impfstrategie, wie es gerade wissenschaftlich untersucht wird. Danach könnten die Auffrischungsspritzen wegen der Omikron-Mutation nicht mehr wie bisher mit der halben, sondern mit einer vollen Einheit Moderna verabreicht werden.

    Den von ihm festgestellten Engpass wollte der gerade erst vereidigte Gesundheitsminister ausdrücklich nicht seinem Vorgänger Jens Spahn (CDU) in die Schuhe schieben. „Das ist ausdrücklich keine Kritik an meinem Vorgänger“, sagte er.  In der Union wird es dennoch genauso aufgefasst, dass der eigene Mann nachträglich schlecht gemacht werden soll. „Die sogenannte „Inventur“ von SPD-Gesundheitsminister Lauterbach dient nicht dazu, Fakten zu schaffen, sondern nur in der Bevölkerung Verunsicherung zu schüren und sich dann als Retter zu inszenieren“, sagte der CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger unserer Redaktion. Spahn habe für das kommende Jahr 160 Millionen Impfdosen allein mit dem Biontech-Serum bestellt. "Karl Lauterbach inszeniert nun einen dramatischen Mangel, um sich in einigen Wochen als Retter in der Not zu feiern. Schlechter Stil", hatte der neue gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion, Tino Sorge, geholzt.

    Mittlerweile haben fast 25 Millionen Menschen eine dritte Dosis erhalten. Selbst mit den sicher zu erwartenden 50 Millionen Einheiten könnten im ersten Quartal sowohl Auffrischungen als auch Erst- und Zweitimmunisierungen vorgenommen werden. Die Verwirrung um angeblich große Mengen ungenutzten Impfstoffs, wie sich aus Zahlen aus seinem Haus ergeben hatten, konnte Lauterbach nicht aufklären.

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