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Commerzbank-Übernahme durch UniCredit: Verlustgeschäft für Steuerzahler

Geplante Bankenfusion

Commerzbank-Übernahme durch UniCredit: Für Steuerzahler jetzt schon Verlustgeschäft

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    Unicredit wirbt füre eine Komplett-Übernahme der Commerzbank.
    Unicredit wirbt füre eine Komplett-Übernahme der Commerzbank. Foto: Frank Rumpenhorst, dpa

    Zahlen lügen nicht. Mit einer Marktkapitalisierung von knapp 28 Milliarden Euro liegt die Deutsche Bank, das größte Geldhaus der Republik, im europäischen Vergleich nur auf Platz 16, weit entfernt vom britischen Spitzenreiter HSBC, der Schweizer UBS oder der französischen BNP Paribas. Die Commerzbank findet sich mit 14,5 Milliarden erst auf Rang 25. Würden die beiden deutschen Institute fusionieren, wären sie immer noch deutlich kleiner als die italienische UniCredit, die mit einem Börsenwert von 53 Milliarden die achtgrößte Bank in Europa ist und gerade die deutsche Bankenwelt aufmischt.

    UniCredit, der Mutterkonzern der ebenfalls aus einer Fusion entstandenen HypoVereinsbank, hat für rund 1,5 Milliarden Euro neun Prozent an der Commerzbank erworben und würde das Institut gerne ganz übernehmen. Den Vorwurf, er habe Finanzminister Christian Lindner und die gesamte deutsche Politik damit überrumpelt, weist UniCredit-Chef Andrea Orcel im Handelsblatt allerdings zurück: „Unser Interesse an der Commerzbank war bekannt, und wir wären nicht aktiv geworden, wenn wir nicht willkommen gewesen wären.“ Die Bundesregierung habe einen Teil der Aktien, die der Bund seit der großen Finanzkrise vor gut 15 Jahren hält, zum Verkauf ausgeschrieben, sagt Orcel. „Und wir wurden zur Teilnahme an der Auktion eingeladen.“

    Die Deutsche Bank ist nicht wirklich interessiert

    Orcel verteidigt seine Fusionspläne mit dem Argument, von einem Zusammenschluss von UniCredit und Commerzbank würden nicht nur die Aktionäre beider Unternehmen profitieren, sondern auch der Banken-Standort Deutschland. In Berlin allerdings ist es ein offenes Geheimnis, dass man sich zumindest im Kanzleramt auch eine andere Lösung hätte vorstellen können. Dort sitzt mit Jörg Kukies ein gelernter Investmentbanker als Staatssekretär als Wirtschaftsberater des Kanzlers, der sich intern mehrfach für eine rein deutsche Lösung ausgesprochen hat – nämlich eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank. Allerdings ist der Bund auch nach dem Einstieg der Italiener mit einem Anteil von zwölf Prozent immer noch der etwas größere Aktionär bei der Commerzbank und die Deutschen Bank bisher nicht wirklich an ihr interessiert.

    Orcel hat die Gunst der Stunde geschickt genutzt, indem er nicht nur die 4,5 Prozent gekauft hat, die der Bund Investoren über eine Auktion angeboten hatte, sondern darüber hinaus noch weitere 4,5 Prozent über die Börse. Mit der Rolle des stillen Teilhabers will er sich nicht begnügen: „Wir werden ein aktiver Aktionär sein“, kündigt er an. Der deutsche Markt brauche stärkere Privatbanken, die mit den Sparkassen und Genossenschaftsbanken konkurrieren: „Eine fusionierte Bank könnte ihren Marktanteil im Firmen- und Privatkundengeschäft ausbauen.“ Mit einem Marktwert von fast 70 Milliarden Euro würde diese Bank in Europa mindestens auf Platz vier vorstoßen. Für die Wirtschaftsweise Ulrike Malmendier ein logischer Schritt: „Wenn Europa auf dem globalen Finanzmarkt mithalten will, darf die Branche nicht mehr so kleinteilig organisiert bleiben.“ Sie jedenfalls finde die Kombination aus einer italienischen und einer deutschen Bank „ganz schön“, sagt die an der University of California in Berkeley lehrende Professorin.

    Um das angeschlagene Institut zu retten, hatte sich der Bund 2008 und 2009 in zwei Schritten an der Commerzbank beteiligt und 16,5 Prozent der Anteile übernommen. Von den damaligen Kapitalhilfen von gut 18 Milliarden Euro dürfte er allerdings nicht alles zurückbekommen. Zurückgezahlt wurden nach Angaben der Bundesfinanzagentur bisher rund 13 Milliarden Euro. Um das Investment mit einem Gewinn abzuschließen, müsste der Kurs der Commerzbank noch auf 26 Euro steigen. Die UniCredit hat für ihr Paket allerdings nur 13,30 Euro pro Aktie bezahlt. Das heißt: Der Streuerzahler hat bei diesem Geschäft einen Verlust von fast 50 Prozent gemacht.

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