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Bundeswehr: Mehr junge Leute melden sich freiwillig bei der Bundeswehr

Bundeswehr

Mehr junge Leute melden sich freiwillig bei der Bundeswehr

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    Die Zahlen zeigen nach oben: Verteidigungsminister Boris Pistorius - hier bei einem Seemanöver in Eckernförde - kann sich über wachsendes Interesse für die Bundeswehr freuen.
    Die Zahlen zeigen nach oben: Verteidigungsminister Boris Pistorius - hier bei einem Seemanöver in Eckernförde - kann sich über wachsendes Interesse für die Bundeswehr freuen. Foto: Marcus Brandt, dpa

    Mitten in die Debatte über den Zustand der unterfinanzierten Bundeswehr platzte jetzt die Nachricht, dass die Zahl der jungen Menschen, die sich freiwillig für den Dienst an der Waffe melden, deutlich angestiegen ist. Als überraschend und „sehr erfreulich“ bezeichnete der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag, Marcus Faber (FDP), die Daten im Gespräch mit unserer Redaktion. „Im Vergleich zum Vorjahr haben sich zum Stichtag 8. Juli 15 Prozent mehr Menschen bei uns für den militärischen Dienst beworben“, lieferte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) in einem Interview mit der Rheinischen Post die Zahlen, die einen deutlichen Anstieg des Interesses an den Streitkräften als Arbeitgeber belegen. Derzeit verfügt die Truppe über gut 181.000 Soldatinnen und Soldaten – angestrebt werden allerdings 203.000.

    Gleich mehrere Gründe nennt der Liberale Faber für diese Entwicklung. Einmal habe sich die Werbekampagnen für die Bundeswehr in den letzten Jahren deutlich professionalisiert. Hinzu kämen die eingetrübten konjunkturellen Aussichten und eine stagnierende Lohnentwicklung. „Es ist kein Zufall, dass die Bewerberzahlen im Verhältnis in Ostdeutschland höher sind als in den westlichen Bundesländern.“ In Gesprächen mit Rekruten habe er zudem festgestellt, dass die persönliche Ausrüstung endlich besser wird. Auch die Bestellung moderner Waffensysteme trage dazu bei, dass „die Zufriedenheit in der Truppe wächst“.

    Der FDP-Politiker Marcus Faber pocht dennoch auf ein neues Wehrdienstmodell

    Entschieden wendet sich Faber jedoch gegen den Reflex, von den positiven Zahlen abzuleiten, dass sich beim Thema Wehrdienstmodell nun nichts mehr tun müsse. „Das ändert gar nichts daran, dass wir an der Aufwuchsfähigkeit der Bundeswehr für den Spannungs- und Verteidigungsfall arbeiten müssen. Wir sollten in der Lage sein, über die Sollstärke von gut 200.000 Soldatinnen und Soldaten hinaus schnell auf 500.000 zu kommen. Dazu brauchen wir Leute, die schon eine militärische Grundausbildung absolviert haben. Dieses Ziel können wir mit einem Auswahlwehrdienst erreichen“, sagte Faber zu den Plänen des Verteidigungsministers Pistorius, für das er eine große Zustimmung im Bundestag wahrnimmt. Die Linke hat den Vorstoß allerdings bereits abgelehnt. Auch in der SPD gibt es Vorbehalte.

    Eine Rückkehr zu Wehrpflicht wie sie bis zu ihrer Aussetzung 2011 galt, hatte Kanzler Olaf Scholz abgelehnt. Bestätigt sehen konnte er sich durch eine Analyse des Wirtschaftsforschungsinstituts Ifo, das vor einem Rückgang von 1,6 Prozent der Wirtschaftsleistung pro Jahr warnte – immerhin 70 Milliarden Euro.

    Die Auskunft über die Bereitschaft und die Fähigkeit zum Wehrdienst wird für junge Männer verpflichtend

    Was plant Pistorius? Auf dem Tisch liegt ein sechsmonatiger Grundwehrdienst mit der Option für einen zusätzlichen freiwilligen Wehrdienst von bis zu weiteren 17 Monaten. Verpflichtend soll lediglich die Erfassung für junge Männer sein, die schriftlich über ihre Bereitschaft und Fähigkeit zu einem Wehrdienst Auskunft geben müssen – für junge Frauen ist die Beantwortung freiwillig. Bei rund 400.000 Kandidaten pro Jahrgang könnten ab 2025 jährlich zunächst 5000 zusätzliche Wehrpflichtige rekrutiert werden, später noch mehr, so die Rechnung.

    Parallel dazu plädiert Faber dafür, intensiv die 900.000 Reservisten und Reservistinnen in den Blick zu nehmen. Das sei angesichts der Bedrohungslage kurzfristig der effektivste Hebel, die Bundeswehr zu stärken: „Man sollte systematisch abfragen, ob es die Bereitschaft gibt, wieder regelmäßig an Übungen teilzunehmen und einen Dienstposten zu übernehmen.“

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    2 Kommentare
    Rainer Kraus

    Wenn in der Wirtschaft nicht genügend Arbeitsplätze zur Verfügung stehen, wird man Soldat. Ein böser Kreislauf, denn die Vergangenheit hat gezeigt, dass darauf meistens ein Krieg folgt, um Arbeitsplätze in der Wirtschaft zu schaffen.

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    Gerold Rainer

    Es gibt genug Arbeitsplätze aber zu wenig Fachkräfte. Es könnte bei vielen einfach nur an der mangelnden Bereitschaft zum Lernen liegen.

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