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Offenburg: Angehörige und Spitzenpolitiker nehmen Abschied von Wolfgang Schäuble

Offenburg

Angehörige und Spitzenpolitiker nehmen Abschied von Wolfgang Schäuble

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    Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble ist am zweiten Weihnachtsfeiertag im Alter von 81 Jahren verstorben.
    Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble ist am zweiten Weihnachtsfeiertag im Alter von 81 Jahren verstorben. Foto: Marijan Murat, dpa

    Abschied vom Ausnahme-Parlamentarier und Architekten der deutschen Einheit: Spitzenpolitiker und Angehörige würdigen heute im badischen Offenburg den gestorbenen CDU-Politiker Wolfgang Schäuble bei einer Trauerfeier. Den öffentlich übertragenen Gottesdienst in der evangelischen Stadtkirche leitet die Landesbischöfin von Baden, Heike Springhart.

    Der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz hat dabei Schäubles Lebensleistung hervorgehoben. "Wir begleiten ihn in Liebe, in Freundschaft und ganz sicher wir alle zusammen in grenzenlosem Respekt. Was für eine Lebensleistung. Was für ein politisches Leben", sagte Merz am Freitag in einer evangelischen Kirche in Schäubles Heimatstadt Offenburg in Baden-Württemberg.

    Die Gäste kommen zum Gottesdienst bei der Trauerfeier für Wolfgang Schäuble.
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    Der CDU-Politiker starb am zweiten Weihnachtsfeiertag. Im badischen Offenburg verabschieden sich die Familie und Wegbegleiter nun bei einer Trauerfeier von ihm.

    Schäuble habe "Generationen von Abgeordneten unserer Fraktion eine Prägung mitgegeben, auch mir ganz persönlich. Ohne ihn stände ich heute nicht hier", sagte der CDU-Chef. "Wir sind über die letzten drei Jahrzehnte immer engere Freunde geworden." 16 der bisher 24 Regierungen des Landes habe sein ehemaliger Parteikollege erlebt, fast jeder dritten davon habe er selbst angehört. "Zwei hohe Staatsämter sind ihm versagt geblieben. Er hätte sie ohne Zweifel beide ausgefüllt", sagte Merz.

    Winfried Kretschmann spricht von Wolfgang Schäuble als Institution

    Auch der baden-württembergische Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) würdigte Schäuble als Gestalter Europas, leidenschaftlichen Demokraten und großen Sohn des Landes. "Mit Wolfgang Schäuble verliert unser Land eine ganz große politische Persönlichkeit", sagte er. Der dienstälteste Parlamentarier habe das Land maßgeblich gestaltet, geprägt und getragen. Kretschmann bescheinigte ihm Wirkmächtigkeit über ein halbes Jahrhundert. Er habe Schäubles politisches Geschick, seine Ausdauer, seine Überzeugungsstärke und unglaubliche Urteilskraft immer sehr bewundert. "Er dachte die Dinge durch und dachte sie vom Ende her." Er habe auch hart und polemisch sein können, aber er habe immer auch Kompromisse gemacht, die er als Kardinaltugend der Demokratie und nicht als Schwäche angesehen habe.

    Schäuble sei hinter seine Ämter im Dienst am demokratischen Staat zurückgetreten. "Das machte ihn selber zu einer Institution." Für Kretschmann bleibt Schäuble auch mit seiner großen Heimatverbundenheit in Erinnerung und mit seinem Humor. Unvergesslich bleiben für ihn Schäubles vielzitierte Worte: "Isch over".

    Im Anschluss folgte die Beerdingung. Auch die Öffentlichkeit durfte auf ausdrücklichen Wunsch Schäubles daran auf dem historischen Waldbachfriedhof teilnehmen, wie die Stadt Offenburg vorab mitgeteilt hatte. Zahlreiche Menschen wohnten der Zeremonie bei, wobei die nähere Umgebung des Grabs zunächst ausgewählten Gästen vorbehalten war. Schäubles Sarg war zuvor mit einem feierlichen Trauerzug durch die Offenburger Innenstadt bis zum Friedhof gebracht worden.

    Trauerstaatsakt in Berlin für Wolfgang Schäuble folgt

    Das politische Berlin wird sich am 22. Januar von Schäuble verabschieden. An diesem Tag wird der Bundestag den von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier angeordneten Trauerstaatsakt im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes ausrichten. Es werden die Spitzen des deutschen Staates - voran Steinmeier - und Hunderte Gäste aus dem In- und Ausland erwartet. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron will dem

    Schäuble prägte in zahlreichen hochrangigen Ämtern die Politik der Bundesrepublik - so unterschrieb er den Einigungsvertrag für die Bundesrepublik. In seiner politischen Laufbahn war der Badener Minister, CDU-Chef, Fraktionsvorsitzender und Präsident des Deutschen Bundestages. Niemand gehörte dem Parlament länger an als er. Sein Wirken wurde zuletzt über die Parteigrenzen gewürdigt. Steinmeier nannte Schäuble einen "Glücksfall für die deutsche Geschichte".

    Schäuble wurde am 18. September 1942 in Freiburg geboren. Den studierten Juristen zog es früh in die Politik. 1965 trat er in die CDU ein. 1972 errang er erstmals ein Mandat für den Bundestag, dem er über ein halbes Jahrhundert bis zu seinem Tod angehörte. Jedes Mal holte er in seinem Wahlkreis Offenburg das Direktmandat. (dpa)

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