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Buchvorstellung: Mit Leidenschaft und Emotion: So ist das Buch von FDP-Politikerin Strack-Zimmermann

Buchvorstellung

Mit Leidenschaft und Emotion: So ist das Buch von FDP-Politikerin Strack-Zimmermann

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    Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP ist jetzt auch Buchautorin.
    Marie-Agnes Strack-Zimmermann von der FDP ist jetzt auch Buchautorin. Foto: Kay Nietfeld, dpa

    Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist meistens zügig unterwegs. Die FDP-Verteidigungsexpertin fährt Motorrad auf der Straße und Tretroller im Reichstagsgebäude. Beim Ausbruch des Ukraine-Krieges stand sie mit ihren Analysen ganz vorne in der Reihe, und nun hat sie in nur wenigen Monaten ein Buch verfasst. Von Mitte Juli bis Ende September machte sich die 64-Jährige vor allem nachts ans Schreiben, es entstand ein schmales Werk mit 133 Seiten Klartext. Der CDU-Politiker Thomas de Maizière stellte „Streitbar – Was Deutschland jetzt lernen muss“ gemeinsam mit der Autorin am Dienstag in Berlin vor und fasste es ganz gut zusammen. „Der Titel des Buches gibt Auskunft sowohl über den Inhalt als auch über die Autorin“, sagte der ehemalige Bundesminister.

    Strack-Zimmermann gehört zu denen, die nach schweren Panzern für die Ukraine rufen, sie hat gegen Kanzler Olaf Scholz (SPD) deswegen schon ordentlich ausgeteilt. Manchmal schießt sie selbst zu scharf. Nach dem Raketeneinschlag auf polnischem Gebiet verdächtigt sie in einer ersten Reaktion die Russen, um sich später dafür zu entschuldigen. Ein schnelles Ende des Krieges sieht sie nicht, der ehemalige Verteidigungsminister de Maizière stimmt ihr zu: Er rechne „mit einer längeren Phase des Konflikts“, sagt er. Aber vielleicht könnte der Krieg durch Verhandlungen beendet werden, anstatt immer neue Waffen in die Ukraine zu liefern?

    Marie-Agnes Strack-Zimmermann besichtigt eine zerstörte Brücke in der Nähe der ukrainisch-belarussischen Grenze.
    Marie-Agnes Strack-Zimmermann besichtigt eine zerstörte Brücke in der Nähe der ukrainisch-belarussischen Grenze. Foto: Cord C. Schulz/Büro Strack-Zimmermann , dpa

    Strack-Zimmermann: Gespräche über Frieden kann es erst geben, wenn Putin weg ist

    Strack-Zimmermann schreibt die Frage mit, überlegt kurz, nickt – und verneint. Gespräche über eine Friedenslösung könne es erst geben, wenn der russische Präsident Wladimir Putin nicht mehr im Amt sei. Bis dahin müsse „das Ganze militärisch beantwortet werden, das ist die Sprache, die Putin versteht“, sagt die dreifache Mutter, die inzwischen Großmutter ist und sich in der Widmung des Buches wünscht, dass ihre Enkelkinder so wie sie „in einer friedlichen und freien Welt aufwachsen und leben dürfen“.

    Dem Thema Bundeswehreinsätze hat die Autorin vergleichsweise viel Raum gegeben. Da kennt sie sich aus, dazu formuliert sie in vielen Talkshows pointiert, ihre Kritiker sagen: zugespitzt. In „Streitbar“ macht sie deutlich, dass sie sich für die deutsche Armee mehr vorstellen kann als die Lieferung von Ausrüstung und die Ausbildung fremder Soldaten. Zu den Einsatzmöglichkeiten gehörten „auch Kampfeinsätze“, schreibt sie und ergänzt: „In der Vergangenheit haben wir unsere Verbündeten immer wieder enttäuscht, wenn es um die Frage ging, ob wir uns an robusten Einsätzen beteiligen.“ Herbeireden wolle sie solche Einsätze nicht, aber die internationalen Partner erwarteten „von uns auch das militärische Engagement“.

    Das Tempo ist im Buch von Strack-Zimmermann phasenweise zu hoch

    Andere Kapitel hingegen sind kurz geraten. „Deutschland muss führen“ beispielsweise ist nicht einmal anderthalb Seiten lang. Darin wirft die Düsseldorferin der Bundesregierung Zögerlichkeit in der Außen- und Sicherheitspolitik vor. Deutschland wage selbst nach dem russischen Überfall auf die Ukraine „keine Alleingänge“ und ziehe sich damit den Unwillen der Partner zu. Das werden Teile der Kanzler-Partei SPD ganz anders sehen, und ein paar Sätze der Begründung mehr hätten dem Diskurs gutgetan. Zumal das Stakkato von „Streitbar“ dem Buch einerseits Tempo verleiht, phasenweise aber auch die spannenden wie kontroversen Standpunkte der Autorin unschön zerhackt.

    De Maizière ist vier Jahre älter als Strack-Zimmermann, er hat mehr Zeit seines Lebens in der Bundespolitik zugebracht als sie. Sein Zeitfenster als aktiver Regierungspolitiker hat sich geschlossen, das von Strack-Zimmermann könnte klein sein – die FDP steht in den Umfragen gerade nicht besonders gut da und muss am stärksten darauf setzen, dass die Ampel-Koalition nicht platzt. „Streitbar“ wirkt da einerseits ein wenig so, als ob die Autorin das Buch schnell auf den Markt bringen wollte, bevor ihr Bekanntheitsgrad womöglich wieder kleiner wird. Andererseits ist es, wie de Maizière lobt, „voller Emotionen und mit Leidenschaft geschrieben“. Beides ist selten geworden in einer Politik, deren Akteure zunehmend auf den äußeren Schein und den nächsten Karriereschritt achten.

    Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann, „Streitbar – Was Deutschland jetzt lernen muss“, 144 Seiten, Paperback, 14 Euro.

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