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Beerdigung: Abschied von Wolfgang Schäuble mit tiefem Respekt und liebevoller Heiterkeit

Beerdigung

Abschied von Wolfgang Schäuble mit tiefem Respekt und liebevoller Heiterkeit

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    Heike Springhart, Landesbischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden, betet beim Gottesdienst bei der Trauerfeier für Wolfgang Schäuble.
    Heike Springhart, Landesbischöfin der Evangelischen Landeskirche in Baden, betet beim Gottesdienst bei der Trauerfeier für Wolfgang Schäuble. Foto: Philipp von Ditfurth, dpa

    Erst zehn Tage war es am Freitag her, dass Wolfgang Schäuble an Heiligabend noch mit seiner Familie das Krippenspiel in der Evangelischen Stadtkirche in Offenburg besucht und dort mit der Gemeinde „O du Fröhliche“ gesungen hatte. An diesem Freitag erklang das Lied dort erneut. Aber

    Wolfgang Schäuble war am 26. Dezember mit 81 Jahren gestorben

    Der 81-jährige Staatsmann, schon an den Weihnachtstagen im Bewusstsein seines nahenden Endes und verstorben nach langem Kampf an seiner Krebserkrankung am 26. Dezember, hatte das Lied und die musikalische Begleitung für diesen Anlass selbst festgelegt. So, wie er auch den ganzen Ablauf der Trauerfeierlichkeiten mit seiner Familie besprochen hatte. Es wurde ein tief bewegender, aber durchaus heiterer, von Dank, größtem Respekt und der Erinnerung an ein reiches Leben getragener Abschied, den Familie, langjährige Freunde und politische Weggefährten aus der CDU, aber auch andere Spitzenpolitiker aus Bund, Land und EU dem Staatsmann, überzeugten Europäer und dabei immer heimatverbundenem Südbadener und Familienmenschen bereiteten.

    Die Gäste kommen zum Gottesdienst bei der Trauerfeier für Wolfgang Schäuble.
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    Der CDU-Politiker starb am zweiten Weihnachtsfeiertag. Im badischen Offenburg verabschieden sich die Familie und Wegbegleiter nun bei einer Trauerfeier von ihm.

    Den bei aller Trauer durchaus heiteren Schlusston setzten Wolfgang Schäubles Tochter Christine Strobl und seine Ehefrau Ingeborg. Bei ihrer Rede am Schluss des Trauergottesdienstes berichteten sie aus den letzten Wochen, Tagen und Stunden des Verstorbenen und schilderte, wie bewusst Wolfgang Schäuble Abschied genommen hatte von der Familie. Er habe keine Angst vor dem Sterben gehabt, sagten sie, sei am ersten Weihnachtstag, dem Tag vor seinem Tod, noch mit der Familie traditionell Rehrücken und Spätzle essen gegangen. „Auf den Fotos sieht er glücklich und überhaupt nicht todgeweiht aus. Er hat Abschied genommen“, sagte

    Ihr Vater sei mit sich im Reinen gewesen. „Papilein, jetzt ist alles erledigt. Wir werden dich immer lieben und auf Mama aufpassen. Wir lassen dich jetzt gehen. Alles ist gut“, sagte Christine Strobl und verwies noch darauf, dass seine beiden bereits verstorbenen Brüder „da oben“ jetzt den dritten Mann zum Skat hätten und Wolfgang Schäuble überhaupt dort dringend gebraucht werde –„denn auch da oben müssen weltpolitische Probleme gelöst werden“.

    Wolfgang Schäuble, ein CDU-Urgestein, ist am Dienstag verstorben.
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    Der frühere Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble ist am Dienstag gestorben – nach einem langen und ereignisreichen Politikerleben. Hier finden Sie große Momente und kleine Schnappschüsse.

    "Wir verneigen uns in großem Respekt": Weggefährten würdigen Schäubles Lebenswerk

    Zuvor hatten Baden-Württembergs Regierungschef Winfried Kretschmann, der CDU-Bundesvorsitzende Friedrich Merz, der Offenburger Oberbürgermeister Marco Steffens und der CDU-Landesvorsitzende Manuel Hagel den Verstorbenen gewürdigt. Kretschmann lobte Schäuble als streitbaren Demokraten und „ganz große politische Persönlichkeit, die über Jahrzehnte auch als Mensch herausgeragt“ und dem Land in jedem Amt, das er innegehabt habe, gedient habe, „ohne ein Schauspiel zur Profilierung“ aufzuführen. „Wir verneigen uns in großem Respekt, Dankbarkeit und Zuneigung vor einem ganz großen Sohn unseres Landes“, so Kretschmann.

    Friedrich Merz, ein langjähriger Wegbegleiter und enger Freund Schäubles, würdigte den politischen Weg und Beitrag Schäubles in der Geschichte der Bundesrepublik über Wiedervereinigung und Euro-Einführung. „Er hat sechs Bundeskanzler kommen und fünf gehen sehen. Ohne ihn stünde ich heute nicht hier“, bekannte Merz. Zwar seien Schäuble zwei hohe Staatsämter – des Bundespräsidenten und Bundeskanzlers – versagt geblieben, weswegen ihn manchen den „Unvollendeten“ genannt hätten. „Aber er hätte sie ohne Zweifel ausfüllen können“, sagte Merz. „Wolfgang, du hast Großes geleistet. Und es ist gut“, nahm Merz Abschied.

     "Wolfgang, du hast Großes geleistet", sagte der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz bei der Trauerfeier.
    "Wolfgang, du hast Großes geleistet", sagte der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz bei der Trauerfeier. Foto: Philipp von Ditfurth, dpa

    Auch der Offenburger Oberbürgermeister Marco Steffens hatte Schäuble als Staatsmann von Weltrang gewürdigt, der nie vergessen habe, wo er herkam, und seiner Heimat nicht nur immer verbunden geblieben war, sondern sie mit seinem Handbike immer wieder neu „erfahren“ und damit vielen Menschen Mut gemacht habe. „Er war nicht nur Ehrenbürger der Stadt, sondern auch eine Ehre für Offenburg“, sagte Steffens.

    Von Juncker bis Bas: Politik verneigt sich vor Schäuble

    Unter den vielen prominenten Gästen aus der Politik waren neben dem langjährigen EU-Kommissionspräsidenten Jean-Claude Juncker auch Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, der Präsident des Bundesverfassungsgerichts, Stephan Habarth, Innenministerin Nancy Faeser, der frühere EU-Kommissar und Ministerpräsident Günther Oettinger, die früheren CDU-Ministerpräsidenten Erwin Teufel und Stefan Mappus, oder auch die CDU-Politker Jens Spahn, Armin Laschet sowie alles, was in der baden-württembergischen CDU und in Südbaden Rang und Namen hat, darunter CDU-Vize Andreas Jung und Thorsten Frei, parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion im Bundestag. Wie groß die Anteilnahme an Schäuble und der Respekt für ihn war, zeigte sich auch an der langen Reihen an Kränzen und Gebinden, die an der seitlichen Außenwand der Kirche aufgereiht waren. Unter ihnen auch mit Viktor Orban ein Name als Absender, dessen europafeindliche

    In einem feierlichen Trauerzug durch die Innenstadt Offenburgs, geehrt durch das große militärische Ehrengeleit der Bundeswehr, vorbei an einem Ehrenspalier von Bürgerwehren aus dem ganzen Südwesten, wurde der von einer Deutschlandfahne bedeckte Sarg Schäubles nach dem Trauergottesdienst zum letzten Verbleib ans Grab auf den Stadtfriedhof gebracht.

    Das Grab von Wolfgang Schäuble.
    Das Grab von Wolfgang Schäuble. Foto: Ulrike Bäuerlein

    Auch Schäubles Witwe Ingeborg, erst vor kurzem von den Folgen eines schweren Unfalls genesen, folgte dem Sarg zu Fuß, auf dem halbstündigen Gang geleitet und gestützt von Tochter Christine und deren Ehemann Thomas Strobl, baden-württembergischer Innenminister und Vize-Regierungschef. Auch die Beisetzung wurde nach Schäubles Willen nicht im engsten Familienkreis, sondern öffentlich abgehalten. Alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt sollten am Grab Abschied nehmen können – so wollte es der Bürger Wolfgang Schäuble.

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