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Ulrichspreis: Preisverleihung in Berlin: Was Gerd Müller in Afrika für Europas Einheit tut

Ulrichspreis

Preisverleihung in Berlin: Was Gerd Müller in Afrika für Europas Einheit tut

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    Gerd Müller bei der Verleihung des Ulrichspreises.
    Gerd Müller bei der Verleihung des Ulrichspreises. Foto: Marcus Merk

    Mitten auf der staubigen Landstraße in Burkina Faso lässt Gerd Müller den Autokonvoi anhalten. Eine kleine Ansammlung ärmlicher Hütten hat sein Interesse geweckt. Schnell ist der Bundesentwicklungsminister ins Gespräch vertieft mit einem Kleinstbauern. Es geht darum, wie viel Milch dessen einzige Kuh gibt und welche Absatzmöglichkeiten der neunfache Vater für die wenigen Früchte seiner kargen Felder hat. Der kantige CSU-Politiker, selbst auf einem Bauernhof aufgewachsen, hat viele Fragen. Die Offiziellen, die er in der nächsten großen Stadt treffen will, müssen warten.

    Gerd Müller erhält den St. Ulrichs-Preis der Stiftung in Dillingen

    Szenen wie diese, bei einem Besuch in Westafrika vor einigen Jahren, prägen seit 2013 das Bild des 65-Jährigen. Gerd Müller, der sich in Indien mit Teepflückerinnen im Hochland unterhält, in Bangladesch Näherinnen nach ihren Arbeitsbedingungen fragt. Der In Brasilien in eine Favela marschiert, um mit den Bewohnern zu sprechen, gegen den Protest seiner Personenschütze, die seine Sicherheit in dem Elendsviertel nicht garantieren wollen. Mit Afrika, Asien und Lateinamerika verbinden die Deutschen den Schwaben. Nun ist Müller ausgerechnet für seine Verdienste um die Einheit Europas ausgezeichnet worden, was sich nicht sofort erschließen mag. Er erhielt den Europäischen St. Ulrichs-Preis, den die von Landkreis und Stadt Dillingen 1993 gegründete Stiftung zur Förderung der Einheit

    Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble, 2016 selbst Ulrichspreisträger, arbeitete in seiner Laudatio fein heraus, worin die Bedeutung von Müllers Einsatz in Afrika für Europa liegt. Die Verantwortung für Afrika, so der CDU-Politiker, zähle von Beginn an zu den zentralen Werten des europäischen Einigungsprozesses. Immer wieder lege Müller den Finger in die Wunde, wenn er etwa Verbraucher darauf hinweise, dass mancher Schnäppchenpreis für Produkte aus Schwellenländern ohne moderne Sklaverei und Kinderarbeit nicht möglich wäre. Afrika sei für Europa Jahrhundertaufgabe, Schicksal, aber auch Chancenkontinent. Die Herausforderungen von Klimawandel und Flüchtlingskrisen sind, so Schäuble, „nur zusammen mit Afrika möglich“.

    Politischer Erfolg auch gegen den Widerstand aus der Union

    Der Kampf gegen Ausbeutung und unwürdige Arbeitsbedingungen sei für Müller eben nicht nur Lippenbekenntnis. Sein Kampf für ökologische und soziale Standards habe im Textilsiegel „Grüner Knopf“, im „Marshallplan mit Afrika“ und zuletzt im Lieferkettengesetz Ausdruck gefunden, so Schäuble. Diesen politischen Erfolg habe Müller auch gegen den Widerstand aus der Union erzielt. Auch Schäuble und Müller haben, obwohl sie sich achten und ähnliche Werte teilen, immer wieder heftig miteineinander „gehakelt“, wie es Müller ausdrückt. Denn als Wolfgang Schäuble noch nicht Bundestagspräsident war, sondern sparsamer Finanzminister, da ging ihm manche Forderung Müllers nach höheren Entwicklungsbudgets zu weit. Doch weil Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) stets hinter dem Kurs des Allgäuers gestanden habe, habe dieser es geschafft, den Etat des Ministeriums während seiner Amtszeit zu verdoppeln.

    Gerd Müller, der überzeugte Katholik, ist der 13. Ulrichspreisträger und steht damit nun in einer Reihe mit Persönlichkeiten wie dem ehemaligen Bundeskanzler Helmut Kohl, Ex- Bundespräsident Roman Herzog, der Geigerin Anne-Sophie Mutter, dem polnischen Ex-Gewerkschaftsführer und späteren Staatspräsidenten Lech Walesa und eben Schäuble. Der sagte, die Verdienste Müllers zeigten sich auch an der großen Wertschätzung, die er in anderen politischen Lagern erfahre. Und in den Entwicklungshilfeorganisationen werde schon jetzt bedauert, dass bald ein wichtiger Ansprechpartner fehle, so Schäuble

    Gerd Müller scheidet bald aus dem Bundestag aus

    Denn für Müller ist nach zwei Amtsperioden als Entwicklungsminister definitiv Schluss. Mit dem Ende dieser Legislaturperiode scheidet er aus dem Bundestag aus. Die Regierung hat ihn als Kandidat für die Leitung der UN-Organisation für industrielle Entwicklung Unido benannt. Im Juli fällt die Entscheidung, wählen ihn die Mitglieder würde er als eine Art globaler Entwicklungsminister nach Wien wechseln. Und auch wenn es nicht klappen sollte mit dem Spitzenposten bei den Vereinten Nationen, verspricht Müller: „Ich werde mich weiter einsetzen für eine gerechte Gestaltung der Globalisierung, in welcher Weise, das wird sich zeigen. Sein Preisgeld von 10000 Euro reichte er jedenfalls postwendend nach Afrika weiter. Im westafrikanischen Togo soll es beim Bau einer Schule helfen.

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