Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hält in den aktuellen Tarifverhandlungen Lohnzuwächse für berechtigt. "Es ist in Ordnung, wenn bei uns die Löhne aktuell stärker steigen als in allen anderen EU-Ländern", sagte Schäuble dem Magazin Focus. Deutschland habe seine Hausaufgaben gemacht und könne sich höhere Tarifabschlüsse besser leisten als andere Staaten. "Wir haben viele Jahre der Reformen hinter uns", sagte er.
Schäuble für Lohnsteigerungen
Schäuble fügte hinzu, dass Deutschland mit höheren Lohnabschlüssen auch Forderungen anderer Länder nachkomme. "Diese Lohnsteigerungen tragen auch zum Abbau von Ungleichgewichten innerhalb Europas bei." Deutschland wird auch innerhalb der EU vorgeworfen, durch seine Exportstärke auf Kosten der anderen Länder zu wirtschaften und zu wenig für die Stärkung der Inlandsnachfrage und damit für Absatzchancen anderer Länder zu tun. Schäuble warnte zugleich: "Aber wir müssen aufpassen, dass wir nicht übertreiben. Das rechte Maß müssen wir wahren."
IG Metall droht erneut mit Streiks
Die IG Metall hat nach der ersten Warnstreikwoche im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie erneut mit einem harten Arbeitskampf gedroht. "Wenn bis Pfingsten auf der anderen Seite keine Einsicht einkehrt, dann führt kein Weg an einem Streik vorbei, auf breiter Front", sagte IG-Metall-Chef Berthold Huber der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Er bekräftigte damit die Forderung nach 6,5 Prozent mehr Lohn für die 3,6 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie.
"Die Metall- und Elektroindustrie ist eine Hochleistungsökonomie. Das muss sich in den Löhnen niederschlagen", sagte Huber dem Blatt. Das Angebot der Arbeitgeber - drei Prozent mehr Lohn für 14 Monate - sei dagegen ein "Witz".
Arbeitgeber-Präsident Hundt: Realitätsferne Forderungen
Arbeitgeber-Präsident Dieter Hundt zeigte "wenig Verständnis" für die Streikdrohung und warf der IG Metall vor, "längst überholte Rituale" zu pflegen. "Die Forderung von 6,5 Prozent ist realitätsfern und entbehrt jeder Grundlage", sagte er derPassauer Neuen Presse. Lohnsteigerungen seien aber möglich und drei Prozent ein deutliches Plus. afp/dpa