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Spekulationen um Rücktritt: Finanzminister Schäuble: Immer im Dienst

Spekulationen um Rücktritt

Finanzminister Schäuble: Immer im Dienst

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    Schäuble will Sparkurs halten
    Schäuble will Sparkurs halten Foto: DPA

    Wolfgang Schäuble ist vielleicht krank - aber nicht amtsmüde. Seit zehn Minuten schon redet sein Sprecher Michael Offer erfolglos gegen die neuesten Spekulationen über einen Rücktritt des 68-Jährigen an, als der Finanzminister sich plötzlich selbst einschaltet. In die laufende Pressekonferenz hinein schickt Schäuble, der das Geschehen offenbar vom Krankenbett aus am Fernsehen verfolgt hat, eine kurze Nachricht auf Offers Handy: Er habe, lässt er ausrichten, der Kanzlerin weder seinen

    So leicht gibt ein Pflichtmensch wie er nicht auf. Einen Vormittag lang hat ein Bericht des Stern das politische Berlin auf Trab gehalten, nach dem der Finanzminister angesichts seiner gesundheitlichen Probleme über einen Abschied nachdenkt. "Wenn ich nach vier Wochen merke, es geht nicht mehr", soll Schäuble gegenüber Vertrauten gesagt haben, "ziehe ich die Konsequenzen." Und: "Davon hält mich niemand ab." Ehe er sich in der vergangenen Woche erneut in eine

    An der Berliner Spekulationsbörse kursiert allerdings noch ein anderes Modell: Danach kehrt Schäuble in drei oder vier Wochen wie geplant in sein Amt zurück, bleibt dort aber aus Rücksicht auf seine angeschlagene Gesundheit nur noch ein paar Monate. Für diesen Fall wird Innenminister Thomas de Maizière als aussichtsreichster Anwärter auf die Nachfolge gehandelt. Er war in Sachsen bereits Finanzminister.

    Wie gut sich der dienstälteste Minister des Kabinetts wirklich fühlt, ist nach wie vor unklar. Der Stern zitiert Schäubles Bruder Thomas mit den Worten, es sei ihm oft "sauschlecht" gegangen: "Das über halbjährige Wundsein hat ihn zermürbt." Bei Ministeriumssprecher Offer dagegen klingt die Sache weit weniger dramatisch: Im Urlaub, auf Sylt, habe der Chef sich im Sommer gut erholt, sagt er, und auch jetzt schreite der Heilungsprozess planmäßig voran. Bei wichtigen internationalen Konferenzen wie dem großen Finanzministertreffen in Südkorea wird Schäuble sich von Wirtschaftsminister Rainer Brüderle vertreten lassen. Die Alltagsgeschäfte erledigt er mithilfe von Handy und Laptop vom Krankenhaus aus. Wichtige Akten bringt ihm der Fahrdienst täglich vorbei.

    Mehr als acht Wochen hat Schäuble in diesem Jahr schon in Krankenhäusern verbracht und sich anschließend immer wieder neuen Mut gemacht. Mittlerweile, frotzelt er einmal, sei sein Sitzfleisch so weit hergestellt, dass er wieder den Götz von Berlichingen zitieren könne. Noch im Mai beteuert er: "Ich bin fit und fühle mich den schwierigen Aufgaben, die vor uns liegen, gewachsen." Wenige Tage später allerdings muss er schon wieder in eine Klinik: Während seine EU-Kollegen das Rettungspaket für angeschlagene Euro-Länder beraten, liegt Schäuble in einem Brüsseler Krankenhaus. Er hat ein Medikament nicht vertragen, es gibt Komplikationen. Eilends wird daraufhin de Maizière eingeflogen, der an seiner Stelle die Verhandlungen führt.

    Heute weiß Schäuble, dass er sich Anfang des Jahres länger hätte schonen sollen. Den Rat seiner Ärzte, die Politik nach dem Einsetzen eines Implantats mindestens drei Wochen sein zu lassen, ignoriert er damals noch. Er glaubt, es gehe schon wieder. Wie bei vielen Querschnittsgelähmten verheilt allerdings auch bei ihm die Operationswunde durch das viele Sitzen deutlich langsamer, nun plagt ihn ein sogenannter Dekubitus, ein schmerzhaftes, nur langsam verheilendes Druckgeschwür.

    Seinen letzten längeren Krankenhausaufenthalt hat Schäuble genutzt, um das Sparpaket der Regierung zu entwerfen. Und bis auf Weiteres gilt auch jetzt , was einer seiner Mitarbeiter damals sagte: "Der Minister muss nicht ins Amt zurückkehren, er befindet sich im Amt."

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