Eigentlich hätte man sich die Fragerunde mit den Kandidaten für den CDU-Vorsitz auf dem digitalen Parteitag sparen können. Technische Probleme, ein "Herr Schütz", der erst etwas fragen wollte und dann offenbar unbekannt verzogen ist. Ein anderer Delegierter, Herr Adams, der nichts hörte und folglich auch nichts fragte.
Aber dann folgte der Überraschungsauftritt von Jens Spahn. Der trat ja bekanntlich im Team mit Armin Laschet an und machte sich kurzerhand zu dessen Telefonjoker. Statt eine Frage zu stellen, machte der Gesundheitsminister ein bisschen Werbung für seinen Chef. Das warf gleich mehrere Fragen auf.
CDU-Parteitag: Mit dem Auftritt von Spahn ist für Diskussionsstoff gesorgt
Erstens: Wie kam Spahn in die Leitung, hatte sich die Parteitagsregie nicht zu Neutralität verpflichtet? Und zweitens: Hat er Laschet damit wirklich einen Gefallen getan? Oder wirkte diese Aktion nicht eher wie ein Foulspiel im Kampf um den CDU-Vorsitz?
In CDU-Chatgruppen, die eher Friedrich Merz nahestehen, setzte sofort der Furor ein. Von roter Karte für Spahn war da die Rede und kaum jemand glaubte natürlich, dass die Sache nicht mit Laschet abgesprochen war. Schon nach der Niederlage von Friedrich Merz gegen Annegret Kramp-Karrenbauer 2018 hatte es im Merz-Lager Unmut gegeben. Angeblich sei sein Mikro leiser gestellt gewesen als das seiner Rivalin. Für Diskussionsstoff hat dieser kurioseste Moment des CDU-Parteitags definitiv gesorgt.
Spahn bekommt schlechtes Ergebnis - Retourkutsche von Merz-Anhängern?
Ob er Armin Laschet geholfen hat, bleibt Spekulation. Zumindest hat Spahns Kurzauftritt ihm offenbar nicht geschadet. Laschet setzte sich im zweiten Wahlgang klar gegen Friedrich Merz durch und ist neuer CDU-Parteivorsitzender - Telefonjoker Spahn dürfte zu den ersten Gratulanten gehört haben. Er selbst wurde als einer von fünf Stellvertretern gewählt - allerdings mit dem schlechtesten Ergebnis von allen. Eine kleine Retourkutsche von den genervten Merz-Anhängern?
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