Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Soziales: Teils mehr als 2000 Euro im Monat: Pflegeplätze werden immer teurer

Soziales

Teils mehr als 2000 Euro im Monat: Pflegeplätze werden immer teurer

    • |
    Pflegebedürftige müssen für die Betreuung im Heim trotz Pflegeversicherung immer mehr aus eigener Tasche zuzahlen.
    Pflegebedürftige müssen für die Betreuung im Heim trotz Pflegeversicherung immer mehr aus eigener Tasche zuzahlen. Foto: Marcel Kusch, dpa (Symbolbild)

    Die Kosten für Pflegeheimbewohner und ihre Angehörigen kennen schon seit Jahren nur eine Richtung: nach oben. Nun überschritt der monatliche Durchschnitts-Eigenanteil für die stationäre Pflege erstmals die Marke von 2000 Euro. Bayern liegt mit einem durchschnittlichen Eigenanteil von 2018 Euro leicht über dem Mittel der Bundesländer. Am meisten zahlen die Menschen in Nordrhein-Westfalen mit 2405 Euro im Monat, am wenigsten in Sachsen-Anhalt mit 1436 Euro. Das geht aus den neuesten Daten des Verbands der Ersatzkassen hervor.

    In den Summen ist zum einen der Eigenanteil für die reine Pflege und Betreuung enthalten. Denn die Pflegeversicherung trägt – anders als die Krankenversicherung – nur einen Teil der Kosten. Die Eigenanteile, die Bewohner von Pflegeheimen selbst bezahlen müssen, setzen sich zusammen aus den Kosten für Unterkunft und Verpflegung sowie aus der Beteiligung an den Investitionskosten des Heimträgers und an den Kosten für die Pflege im Heim. Der Eigenanteil allein für die reine Pflege stieg im bundesweiten Schnitt auf 786 Euro im Monat, nachdem es zum 1. Juli 2019 noch 693 Euro gewesen waren.

    Präsidentin des Sozialverbands: „Pflege darf nicht zum Ruin führen“

    Der Sozialverband VdK fordert ein schnelles und entschiedenes Gegensteuern. „Pflege darf nicht regelhaft zum Ruin führen“, sagt Verbandspräsidentin Verena Bentele unserer Redaktion. „Schon heute bekommt ein Drittel aller Pflegeheimbewohner Sozialhilfe. Die Eigenanteile in der Pflege müssen endlich sinken.“ Das Ziel des VdK ist eine Pflegevollversicherung, die alle pflegebedingten Kosten abdeckt. Bislang ist dies nicht der Fall. „Die zu erwartenden Kosten für eine Pflegevollversicherung wären für die Versicherten und Arbeitgeber überschaubar – aber nur dann, wenn die gesetzliche und die private Pflegeversicherung nicht mehr getrennt wären“, sagt Bentele.

    Unterstützung für dieses Anliegen erhält der VdK von der Diakonie. „Schon lange dringen wir darauf, dass die Eigenanteile für die Pflege mindestens begrenzt werden“, sagt Maria Loheide, Vorstand Sozialpolitik der Diakonie Deutschland. „Die Pflegeversicherung sollte das Pflegerisiko absichern.“

    Pflegereform im Rahmen der Corona-Krise auf den Herbst verschoben

    Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) will die Debatte über eine grundlegende Pflegereform im Herbst neu starten – nachdem dies in der Corona-Krise weitgehend in den Hintergrund gerückt ist. Dann soll auch klar sein, wie sich die Pandemie auf die Sozialkassen auswirkt.

    Ein Sprecher des Bundesgesundheitsministeriums verwies am Freitag auf Anfrage darauf, dass Spahn noch in diesem Jahr ein tragfähiges Konzept zur künftigen Finanzierung der Pflege vorlegen werde. Ziel soll es sein, den Menschen zu helfen, die die gestiegenen pflegebedingten Eigenanteile nicht alleine schultern können. Wie genau das passieren soll, ist indes noch unklar. Spahn hatte in einem Interview erklärt, es gebe „auch noch gute andere Ansätze, als den Eigenanteil festzuschreiben.“

    Linke fordern eine Pflegevollversicherung für alle

    Der Linkspartei ist das zu vage. „Pflege macht arm, und Spahn schaut zu. Das ist die traurige Entwicklung seit vielen Jahren, und sie verschärft sich weiter“, sagt deren Vorsitzender Bernd Riexinger. Auch er erhöht den Druck und pocht auf eine Pflegevollversicherung. „Die Finanzierung der Pflegevollversicherung ist leicht möglich, wenn alle, ohne Beitragsbemessungsgrenze, einzahlen, auch Beamte, Abgeordnete und Selbstständige“, sagt Riexinger. „Dann kann auch mehr Personal eingesetzt werden, ohne dass Eigenanteile gezahlt werden müssen.“

    Einen Schritt hat die Koalition schon gemacht: die Entlastung von Angehörigen. Wenn Eltern pflegebedürftig werden und nicht genug Geld für die Pflege vorhanden ist, müssen Kinder erst ab einem Jahreseinkommen über 100.000 Euro einspringen.

    Absagen und Wartelisten: Auch in der ambulanten Pflege gibt es Probleme

    In Deutschland sind 800.000 Menschen auf stationäre Pflege angewiesen, 2,9 Millionen auf ambulante. Der VdK macht darauf aufmerksam, dass es keineswegs nur in der stationären Pflege Probleme gibt. Ambulante Pflegedienste nehmen keine neuen Patienten mehr auf, für Tagespflegeeinrichtungen gibt es Wartelisten.

    Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar: Die Pflege sollte uns einen Kraftakt wert sein

    Das könnte Sie außerdem interessieren:

    Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden