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Corona-Pandemie: Sind überhaupt genügend FFP2-Masken vorhanden? Antworten zur Maskenpflicht

Corona-Pandemie

Sind überhaupt genügend FFP2-Masken vorhanden? Antworten zur Maskenpflicht

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    Bayern erweitert die Maskenpflicht deutlich.
    Bayern erweitert die Maskenpflicht deutlich. Foto: Angelika Warmuth, dpa

    In Bayern gilt vom kommenden Montag an eine Pflicht zum Tragen von FFP2-Masken im öffentlichen Nahverkehr und im Einzelhandel. Das hat das Kabinett beschlossen. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

    Warum sollen mehr Menschen FFP2-Masken tragen?

    Es sind nicht nur die stagnierenden Infektionszahlen selbst, die die Landesregierung umtreiben. Vor allem die Mutation des Virus treibt der Politik immer tiefere Sorgenfalten auf die Stirn. Deshalb will vor allem Ministerpräsident Markus Söder den Schutzwall höher ziehen. FFP2-Masken filtern Aerosole besonders wirksam aus der ein- und ausgeatmeten Atemluft. Das erhöht den Schutz sowohl für den Träger selbst als auch für die Menschen in der Umgebung.

    Alltagsmasken, wie sie viele Menschen tragen, halten kleinere Partikel nicht so gut ab und sind daher für den Selbstschutz nicht so gut geeignet. Bekannt ist dies schon lange, doch gerade zu Beginn der Corona-Pandemie gab es einen massiven Mangel an FFP2-Masken. Die sollten deshalb medizinischem Personal vorbehalten sein. Inzwischen ist der Markt deutlich besser aufgestellt.

    Wie wirken FFP2-Masken?

    Sie sind ursprünglich als sogenannte "Staubschutzmaske" aus dem Bereich des Handwerks bekannt, sie sind weiß, oft kuppelförmig oder faltbar: Mund-Nase-Masken filtern einen Teil der Partikel und Viren aus der Luft heraus. Dadurch sinkt deren Konzentration und damit das Infektionsrisiko. Ausgeatmete Aerosolpartikel sind durch anhaftende Feuchtigkeit relativ groß, auch einfache Masken können sie daher recht effizient zurückhalten. In der Raumluft schrumpfen die Partikel aber - und können darum beim Einatmen durch einfache Masken hindurch gelangen.

    Was kostet eine FFP2-Maske?

    Die Masken sind auch deshalb bislang nicht so weit verbreitet, weil sie deutlich teurer sind als die Alltagsmasken. Mit zwei bis fünf Euro pro Stück muss man rechnen, normale Stoffmasken gibt es für unter einen Euro. Hinzu kommt: Eigentlich sind die Masken Einwegprodukte, sie sollten regelmäßig gewechselt und nach der Verwendung entsorgt werden.

    Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht. "Infektionsschutz und Seuchenbekämpfung gehören zur Gefahrenabwehr, für die grundsätzlich Bund und Länder die Aufgaben- und Ausgabenverantwortung tragen", sagt ein Sprecher der AOK unserer Redaktion. Die Krankenkassen seien keine "allgemeinen Infektionsschutzbehörden". "Hinzu kommt, dass sich die Finanzperspektive der gesetzlichen Krankenkassen durch die Pandemie, vor allem aber durch die vielen ausgabenträchtigen Gesetze vor Corona zusehends verdüstert."

    Über 60-Jährige und Menschen mit bestimmten chronischen Erkrankungen erhalten Unterstützung von der Bundesregierung. In einem ersten Schritt im Dezember vergangenen Jahres sollten Betroffene drei Masken gratis in der Apotheke holen können. Ab 1. Januar sollten sie von der Krankenkasse Gutscheine für zweimal je sechs Masken mit einem Eigenanteil von jeweils 2 Euro bekommen. Allerdings hatte auch diese Aktion mit einigen Hürden zu kämpfen. Erst gab es nicht genug Masken, nun verläuft der Versand der erforderlichen Gutscheine nur schleppend. Die Techniker-Krankenkasse versandte nach eigenen Angaben bisher etwa 20 Prozent der Gutscheine. Bei der Barmer-Krankenkasse sind nach deren Angaben ein Drittel der bestellten Voucher geliefert worden. Die Krankenkassen rechnen damit, dass sich die Aktion bis in den Februar hinein zieht.

    Intensivkrankenschwestern sind wegen der Coronavirus-Pandemie aktuell einer sehr hohen Belastung ausgesetzt.
    Intensivkrankenschwestern sind wegen der Coronavirus-Pandemie aktuell einer sehr hohen Belastung ausgesetzt. Foto: Sebastian Gollnow, dpa

    Darf ich die FFP2-Maske wirklich nur einmal benutzen?

    Auch wenn die Masken eigentlich Wegwerfprodukte sind, gibt es die Möglichkeit, sie häufiger zu benutzen – was alleine aus praktischen Gründen erforderlich sein wird. Das Bundesamt für Arzneimittel und Medizinprodukte schreibt dazu: "Die Untersuchungen zeigen, dass nach 7 Tagen Aufbewahrung die Menge der infektiösen Coronaviren (SARS-CoV-2) auf und in den Masken auf ein akzeptables Maß verringert werden konnte. Bei der (…) Desinfektion im Backofen wird das Coronavirus (…) sogar nahezu vollständig inaktiviert." FFP2-Masken sollten hingegen nicht in der Mikrowelle, der Wasch- oder Spülmaschine gereinigt werden, dabei wird der Filter beschädigt. Beim Kauf sollte man zudem unbedingt auf die CE-Kennzeichnung achten. Laut Verbraucherschützern sind viele minderwertige Exemplare im Umlauf.

    Wo kann ich FFP2-Masken kaufen?

    FFP2-Masken sind nach Auskunft des bayerischen Apothekerverbands nicht apothekenpflichtig. Sie können daher auch im normalen Einzelhandel angeboten werden, wie ein Verbandssprecher sagte. Unter anderem Drogeriemärkte führen sie seit Kurzem in ihrem Sortiment.

    Sind überhaupt genügend FFP2-Masken im Handel verfügbar?

    Der Ansturm auf die FFP2-Masken setzte unmittelbar nach Markus Söders Ankündigung in der Pressekonferenz ein. Wie schnell die Menschen reagierten, war unter anderem bei der Drogeriekette DM im Großraum Augsburg zu sehen. In den DM-Filialen in der Stadt und im Umland gab es gegen 13.30 Uhr, als die Pressekonferenz noch lief, überall noch eine große Anzahl an FFP2-Schutzmasken. So etwa rund 40 Fünfer-Packungen der Schutzmasken in den DM-Märkten im Augsburger Stadtteil Haunstetten und in der Stadt Gersthofen, knapp 80 Packungen waren sogar noch im Markt in Stettenhofen (Kreis Augsburg) verfügbar. Knapp zwei Stunden später gab es in keinem der Märkte mehr FFP2-Masken – binnen kürzester Zeit waren die Vorräte dort zumindest fürs Erste ausverkauft.

    Beim Apothekerverband gibt man sich deshalb zurückhaltend, was eine Prognose angeht. "Die Staatsregierung geht offensichtlich davon aus", sagt Werner Kurzlechner von der bayerischen Apothekenkammer. Tatsächlich lässt man in München keine Zweifel aufkommen: "Die Verfügbarkeit im Handel ist ausreichend gewährleistet, also es gibt keine Mangelware FFP2", betont Ministerpräsident Markus Söder. Die Masken seien zum Teil sogar "deutlich im Überfluss, zum Teil jedenfalls, vorhanden".

    Markus Söder fürchtet, dass die Infektionslage sich durch die Mutation des Coronavirus verschlechtern könnte.
    Markus Söder fürchtet, dass die Infektionslage sich durch die Mutation des Coronavirus verschlechtern könnte. Foto: Peter Kneffel, dpa

    Was sagt der Einzelhandel zur FFP2-Regel?

    Die Gefühle sind gemischt. "Wir waren überrascht von diesem Beschluss", sagt Wolfgang Puff, Hauptgeschäftsführer des Handelsverband Bayern. Es sei eine große Belastung für alle Beteiligten. "Aber wenn dies den Weg ebnet, dass wir wieder ungezwungener und freier einkaufen können, dass auch Geschäfte öffnen können, die vom Lockdown brutal getroffen sind, dann wird uns dieser Beschluss weiterhelfen", sagt Puff. Die Erwartung ist also klar: Der Handel verbindet mit der FFP2-Maske ganz klar die Hoffnung auf eine Lockerung der Auflagen.

    Ansonsten hat der Handel in den vergangenen Monaten Gelassenheit gelernt. "Für die Kundschaft ist es, glaube ich, in jeder Hinsicht machbar", sagt Wolfgang Puff. Die Maske während der kurzen Zeit des Einkaufs zu tragen, sei kein Problem. Den Angestellten müssten zwischendurch immer wieder Pausen eingeräumt werde – "wohl wissend, dass das eine starke Belastung ist."

    Bernd Ohlmann, Pressesprecher des Handelsverbandes Bayern, erwartet dennoch einen "heißen Montag" mit teils hitzigen Diskussionen mit Kunden, wenn diese ohne FFP2-Maske nicht mehr in die Geschäfte gelassen würden. Der Handel werde jedenfalls aus eigenem Interesse strikt auf die Einhaltung achten. Weitaus schwieriger sei es für die Händler, die eigenen Mitarbeiter mit den FFP2-Masken auszustatten – dies falle nämlich aus Gründen des Arbeitsschutzes in deren Verantwortung. Innerhalb kürzester Zeit teils tausende Masken zu besorgen, sei zumindest eine Herausforderung.

    Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, muss ab Montag FFP2-Maske tragen.
    Wer mit den öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs ist, muss ab Montag FFP2-Maske tragen. Foto: Sven Hoppe, dpa

    Wie reagierte der ÖPNV?

    Auch die bayerischen Verkehrsverbünde sind von dem Beschluss überrascht worden. "Alle bisherigen Studien haben nachgewiesen, dass der ÖPNV sicher ist", sagt Burkhard Hüttl vom Verband Deutscher Verkehrsunternehmen Bayern. "Von daher wird eine hohe Sicherheit jetzt noch weiter erhöht - dem verschließen wir uns natürlich nicht." Allerdings: "Wir sind vorher dazu nicht angehört worden", sagt Hüttl. Daher würden sich nun Umsetzungsfragen stellen. Hüttl zufolge trägt schon jetzt ein signifikanter Anteil der Fahrgäste FFP2-Masken in Bussen und Bahnen. Generell werde die Maskenpflicht zu über 95 Prozent eingehalten.

    Werden andere Bundesländer die bayerische Regelung übernehmen?

    Bislang war Bayern häufig die Blaupause für andere Länder. Doch diesmal sind die Reaktionen zurückhaltend. "Ich gehe davon aus, dass Niedersachsen eine Pflicht zum Tragen einer FFP2-Maske nur dann erwägen würde, wenn auch wirklich sichergestellt ist, dass alle Menschen in Niedersachsen kostenlosen Zugang zu einer solchen Maske hätten", sagt etwa die niedersächsische Regierungssprecherin. Auch eine Sprecherin der Staatskanzlei in Mainz sagte, in Rheinland-Pfalz sei ein solcher Schritt aktuell nicht vorgesehen. Sachsens Gesundheitsministerin Petra Köpping (SPD) erklärt hingegen, dass die Regierung des Freistaats über eine ähnliche FFP2-Maskenpflicht wie jene in Bayern nachdenken werde. (mit dpa, jöh)

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