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Schuldenkrise: Europäer bei G-20-Treffen unter Druck

Schuldenkrise

Europäer bei G-20-Treffen unter Druck

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    Bundeskanzlerin Angela Merkel
    Bundeskanzlerin Angela Merkel

    Beim Treffen der  Finanzminister und Notenbankchefs der großen Industrie- und  Schwellenländer (G-20) machten mehrere Staaten in Paris deutlich,  dass sie bereit seien, Europa zu helfen. Doch hieß es am Samstag im Teilnehmerumfeld: "Niemand will den Europäern einen Blanko-Scheck ausstellen."

    Schwellenländer wie Brasilien und China scheinen bereit, mehr  Mittel für den Internationalen Währungsfonds (IWF) zur Verfügung zu  stellen, um Europa zu helfen. Die USA lehnen dies jedoch ab. Auch  Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte zum Auftakt des  G-20-Treffens am Freitagabend gesagt, dass die Europäer selbst in  der Pflicht seien. Er versicherte, dass die Europäer "klare  Maßnahmen" ergreifen würden, um eine Ausbreitung der Euro-Krise zu  verhindern.

    In Paris wurde am Samstag zu den europäischen Schritten keine  detaillierte Erklärung erwartet; zunächst soll der EU-Gipfel am 23.  Oktober die Maßnahmen beschließen, bevor Anfang November die  G-20-Staats- und Regierungschefs im südfranzösischen Cannes  zusammenkommen. In der gemeinsamen Abschluss-Erklärung der  Finanzminister soll aber laut Entwurf festgehalten werden, dass der  IWF mit ausreichenden Mitteln ausgestattet sein soll. Dies solle  beim Gipfel in

    Ziel in Cannes ist ein gemeinsamer Aktionsplan, um die  Weltwirtschaft wieder in Schwung zu bringen, die unter den  gravierenden Problemen in Europa leidet. Neben einer Lösung der  Euro-Krise zählen dazu auch Schritte hin etwa zu einer  Konvertibilität der chinesischen Währung Yuan oder  konjunkturstützende Maßnahmen. Die G-20 machen 85 Prozent der  Weltwirtschaft aus.

    Obama und Merkel suchen Gespräch

    US-Präsident Barack Obama telefonierte am Freitag wegen der Krise mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Beide hätten erneut  bekräftigt, dass sich ihre Länder "eng abstimmen werden, um die  Weltwirtschaft auf einen starken, nachhaltigen und ausgewogenen  Wachstumspfad zu führen", teilte Regierungssprecher Steffen Seibert  in der Nacht zum Samstag mit. Thema der Unterredung sei auch Cannes  gewesen. Merkel hatte zuvor angesichts des Drucks auf die  Euroländer die USA und Großbritannien aufgefordert, die Einführung  einer weltweiten Finanztransaktionssteuer zu unterstützen.

    Die Europäer wollen die Euro-Krise eindämmen, indem das griechische  Schuldenproblem entschärft wird, möglicherweise durch einen höheren  Schuldenschnitt als bisher geplant. Infolge eines höheren Verzichts  auf ihre Forderungen, worunter manche Banken leiden könnten, ist  auch eine Stärkung der Eigenkapitalquote der Geldinstitute im  Gespräch. Außerdem soll der Euro-Rettungsfonds EFSF gestärkt werden.

    Schäuble schloss in Paris auch eine zwangsweise Kapitalisierung  systemrelevanter Banken nicht aus: Wenn die Banken die Vorgaben  nicht aus eigener Kraft erfüllen könnten, "dann würde ihnen  notfalls auch durch die Staaten geholfen", sagte er. Vertreter  mehrerer Banken, darunter auch Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann,  hatten sich gegen solche Pläne gewandt. Eine höhere  Eigenkapitalquote von neun Prozent bis zur Jahresmitte 2012 wird  von Frankreich unterstützt. Die Quote beschreibt das Verhältnis vom  Kapital einer Bank zu ihren risikobehafteten Geschäften, also zu  vergebenen Krediten und Geldanlagen. afp/AZ

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