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Saudi-Arabien: Vor einem Jahr starb Jamal Kaschoggi - Ein Mord ohne echte Folgen

Saudi-Arabien

Vor einem Jahr starb Jamal Kaschoggi - Ein Mord ohne echte Folgen

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    Der saudische Journalist Dschamal Kaschoggi (1958–2018). 
    Der saudische Journalist Dschamal Kaschoggi (1958–2018).  Foto: dpa (Archiv)

    Ein Jahr nach dem Mord an dem saudischen Dissidenten Jamal Kaschoggi erfreut sich Saudi-Arabien der vollen Unterstützung des Westens. Im neu aufgeflammten Konflikt mit dem Nachbarn Iran ist Saudi-Arabien besonders für die Politik der USA wichtiger denn je. Kurz vor dem Jahrestag des Mordes an Kaschoggi am Mittwoch gab das US-Verteidigungsministerium die Verlegung von zusätzlichen Radarsystemen, Flugabwehrbatterien und 200 Soldaten nach Saudi-Arabien bekannt. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman, genannt MBS, kann es sich inzwischen sogar leisten, öffentlich die politische Verantwortung für die Gewalttat zu übernehmen – weil er weiß, dass dies keine Folgen haben wird.

    Was mit den sterblichen Überresten Kaschoggis geschah, ist bis heute ungeklärt

    Der Mord Um 13.15 Uhr Ortszeit am 2. Oktober 2018 betritt Jamal Kaschoggi das saudische Konsulat in Istanbul, um Dokumente für die geplante Hochzeit mit seiner türkischen Verlobten Hatice Cengiz abzuholen. Der 59-jährige Kolumnist der Washington Post ist ein bekannter Kritiker von MBS, der die saudische Regierung oft geärgert hat. Im Konsulat wird er von einem aus Saudi-Arabien angereisten Killerkommando erwartet. Der türkische Geheimdienst hört mit, als die Mörder den Journalisten ein „Opfertier“ nennen, das geschlachtet werden soll. Laut dessen Erkenntnissen erzählen die Mörder Kaschoggi, dass er nach Saudi-Arabien gebracht werden soll. Sie betäuben ihn und halten ihm Mund und Nase zu. „Ich habe Asthma, macht das nicht, ihr erstickt mich“, sagt Kaschoggi demnach. Es sind seine letzten Worte. Anschließend zersägt ein aus Riad angereister Forensiker mit einer Knochensäge die Leiche des Journalisten – was dann mit den sterblichen Überresten Kaschoggis geschieht, ist bis heute ungeklärt.

    Dschamal Kaschoggi beim Betreten des Konsulats in Istanbul.
    Dschamal Kaschoggi beim Betreten des Konsulats in Istanbul. Foto: dpa

    Nach dem Mord schicken die Saudis einen Doppelgänger Kaschoggis auf die Straßen Istanbuls, um vorzutäuschen, dass der Dissident die Vertretung lebend verlassen habe. Kaschoggis Verlobte Cengiz, die vor dem Gebäude vergeblich auf ihn gewartet hat, schaltet die türkische Regierung ein.

    Fall Kaschoggi: Die US-Regierung weigert sich, öffentlich Druck zu machen

    Die Empörung In den Tagen danach verstricken sich die saudischen Behörden in immer neue Ausflüchte. Schließlich müssen sie zugeben, dass Kaschoggi im Konsulat getötet wurde. Das Killerkommando kann unerkannt nach Riad zurückkehren. Monate später werden zwar rund ein Dutzend mutmaßliche Tatbeteiligte in Saudi-Arabien in einem Geheimverfahren vor Gericht gestellt, doch das Königreich bleibt bis heute bei der Darstellung, dass der Mord an dem Journalisten eine Einzelaktion von Geheimdienstlern war, von der die Regierung und insbesondere der Kronprinz nichts wussten.

    Trotz der weltweiten Empörung weigert sich die US-Regierung, öffentlich Druck auf MBS und die saudische Regierung zu machen. Präsident Trump argumentiert, die Verwicklung der saudischen Regierung in den Mord sei nicht erwiesen. Zudem wolle er nicht, dass saudische Rüstungsaufträge an andere Länder gingen.

    Auch die Inhaftierung von Frauenrechtlerinnen haben dem Prinzen nicht geschadet

    Der saudische Kronprinz Unmittelbar nach dem Mord an Kaschoggi sieht es so aus, als sei Kronprinz Mohammed bin Salman drauf und dran, seine Position in der saudischen Königsfamilie zu verlieren. Auch wegen des Krieges im Jemen gerät der Prinz unter Druck. Inzwischen hat sich MBS dank amerikanischer Unterstützung aber auf seiner Position behauptet, auch wenn er in der Öffentlichkeit weniger präsent ist als vor Kaschoggis Tod. Der 34-jährige Prinz will Saudi-Arabien mit ehrgeizigen Wirtschaftsreformen in die Zukunft führen und duldet dabei keinen Widerspruch.

    In Interviews mit US-Medien räumt der Prinz inzwischen ein, er trage die Verantwortung für den Mord an Kaschoggi, weil die Gewalttat unter seiner Regierung verübt wurde. Gleichzeitig bekräftigt MBS jedoch, er habe nichts von der Tat gewusst. Den Mord nennt er heute einen „Fehler“ und „abscheulich“ – zugleich zeigt er sich aber zuversichtlich, dass die USA weiter zu ihm stehen werden. Auch die Inhaftierung von Regierungskritikern und Frauenrechtlerinnen in Saudi-Arabien selbst haben dem Prinzen bisher international nicht geschadet.

    Lesen Sie dazu aus unserem Archiv: Wer war eigentlich Jamal Kaschoggi?

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