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SPD-Gesundheitsexperte: Für Demenzkranke ist die Klinik gefährlich: Was Patientenschützer fordern

SPD-Gesundheitsexperte

Für Demenzkranke ist die Klinik gefährlich: Was Patientenschützer fordern

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    Durch Krankenhausaufenthalte verschlimmert sich bei vielen älteren Patienten die Demenzerkrankung.
    Durch Krankenhausaufenthalte verschlimmert sich bei vielen älteren Patienten die Demenzerkrankung. Foto: Jens Büttner, dpa (Symbol)

    Ein Aufenthalt in einer Klinik kann demenzkranke Menschen völlig aus der Bahn werfen. Häufig ist ihr Zustand nach der Zeit im Krankenhaus schlechter als davor. Mehrere Studien haben sich mit dem Thema beschäftigt und nachgewiesen, dass die ungewohnte Umgebung in vielen Fällen zu Verwirrtheitszuständen führt. Ein großer Teil der Betroffenen erholt sich davon nicht mehr, muss anschließend in Senioren- oder Pflegeheimen aufgenommen werden. Menschen mit Demenzerkrankungen können sich meist nicht auf ein neues Umfeld einstellen, sie verstehen nicht, wo sie sich befinden und was mit ihnen geschieht. So kommt es zu einer Abwehr- oder Verweigerungshaltung, einem Gefühl der Hilflosigkeit und starker innerer Unruhe. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach begrüßt daher Forderungen von Patientenschützern, in Krankenhäusern spezielle Begleiter für Menschen mit Demenzerkrankungen einzuführen. Von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) fordert er schnell ein entsprechendes Gesetz.

    Stiftung Patientenschutz fordert Demenzbegleiter in Krankenhäusern

    "Die Zahl der Demenzkranken wird in den kommenden 20 Jahren massiv zunehmen, wir müssen davon ausgehen, dass jeder dritte Bürger über 65 Jahren an

    Die Deutsche Stiftung Patientenschutz hatte gefordert, mobile Teams in Krankenhäusern einzusetzen, die sich besonders um Menschen mit Demenz kümmern. Es brauche endlich spezielle "Demenzbegleiter", die solche Patienten auf allen Stationen betreuen, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. Das würde auch Pflegekräfte und Mediziner deutlich entlasten. Demnach sei das Krankenhaus für Betroffene "ein gefährlicher Ort".

    1,7 Millionen Menschen in Deutschland leiden an Demenz

    Laut Brysch werde Demenz in den Kliniken oft nicht erkannt oder berücksichtigt. Zudem förderten die fremde Umgebung, fehlende Bezugspersonen, mangelnde Kommunikation und Hektik Angstzustände. Speziell geschulte Begleiter für Demenzkranke könnten erwiesenermaßen die Situation der Betroffenen verbessern. Doch diese Kräfte kosteten zusätzliches Geld. Deshalb sei Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gefordert, eine gesetzliche Grundlage zur Finanzierung zu schaffen, sagte Brysch. Der Patientenschützer verwies auf eine steigende Zahl von Menschen mit Demenz. Aktuell seien es 1,7 Millionen in Deutschland, jedes Jahr erkrankten rund 300.000 neu. "Diese Patienten spielen in Krankenhäusern eine immer größere Rolle." Etwa 85 Prozent der Betroffenen würden kurz vor oder nach einer Demenz-Diagnose wegen einer Erkrankung stationär behandelt.

    Der SPD-Politiker Karl Lauterbach nannte die Forderungen Bryschs gegenüber unserer Redaktion "hoch sinnvoll und richtig". Der SPD-

    Bundesregierung arbeitet an nationaler Demenzstrategie.

    Auch der CSU-Gesundheitsexperte Georg Nüßlein spricht sich für eine bessere Versorgung demenzkranker Menschen aus: "Ich halte bei der Fortentwicklung unserer Krankenhäuser die Verzahnung des stationären und ambulanten Sektors und die Honorierung der Grundversorgung für zentral." Im Rahmen dessen mache es auch Sinn, die Bedürfnisse betagter Patienten und die Kurzzeitpflege stärker zu integrieren. Für die Vorschläge der Patientenschützer zeigt sich der CSU-Politiker offen: "Was die Demenz angeht, sollten wir durchaus Konzepte prüfen, die bezahlbar die Behandlung von Alzheimerpatienten verbessern."

    Eine Sprecherin von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagte unserer Redaktion, die "demenzsensible Versorgung im Krankenhaus" sei ein wichtiges Anliegen. Die Bundesregierung erarbeite derzeit die Nationale Demenzstrategie. In diesem Rahmen seien "unter anderem weitere Maßnahmen im Krankenhausbereich geplant".

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