Startseite
Icon Pfeil nach unten
Politik
Icon Pfeil nach unten

Regionalkonferenz: AKK, Merz und Spahn liefern sich Dreikampf um die CDU-Spitze

Regionalkonferenz

AKK, Merz und Spahn liefern sich Dreikampf um die CDU-Spitze

    • |
    Nein, das sind keine Noten. Vor der ersten von insgesamt acht Regionalkonferenzen haben die Kandidaten für den CDU-Vorsitz ausgelost, in welcher Reihenfolge sie reden werden.
    Nein, das sind keine Noten. Vor der ersten von insgesamt acht Regionalkonferenzen haben die Kandidaten für den CDU-Vorsitz ausgelost, in welcher Reihenfolge sie reden werden. Foto: Carsten Rehder, dpa

    Wer den Schlagabtausch sehen will, muss durch ein stillgelegtes Werftgelände, in einem der alten Gebäude wird geboxt. Auf die besonders harte, die thailändische Art. Erlaubt sind Schläge und Tritte mit Fäusten, Ellenbogen, Knien und Füßen. Der erste Kampf um den CDU-Vorsitz wird nebenan in einer alten Backsteinhalle ausgetragen. Mit Worten zwar, doch die drei Kontrahenten schenken sich nichts. Schließlich geht es darum, wer beim Parteitag im Dezember Angela Merkel nach 18 Jahren an der Parteispitze ablösen wird.

    AKK ist die erste Gewinnerin des Abends

    Nachdem die Bundeskanzlerin ihren Rückzug angekündigt hatte, meldeten drei prominente Bewerber ihre Ansprüche an: Friedrich Merz, Annegret Kramp-Karrenbauer und Jens Spahn. Auf acht eilig organisierten Regionalkonferenzen sollen sie sich und ihre Pläne vorstellen. Zum Auftakt am Donnerstagabend in der Hansestadt Lübeck ist das Interesse gewaltig – die bevorstehende Kampfabstimmung sorgt in der CDU spürbar für Aufbruchsstimmung. Die erste Gewinnerin des Abends heißt

    Sie fackelt nicht lange, um jene anzusprechen, die in ihr kaum mehr als einen Klon von Angela Merkel sehen, ihrer Mentorin, die sie aus dem Saarland nach Berlin geholt und zur CDU-Generalsekretärin gemacht hat. Gleich zu Beginn geht Kramp-Karrenbauer auf Distanz zu Merkel und deren Flüchtlingspolitik. „Seit Herbst 2015 haben viele Menschen Zweifel, ob die CDU noch für innere Sicherheit steht“, sagt sie. Die Partei müsse klären, wie sie zu den Ereignissen vom Herbst 2015 stehe und vor allem dafür sorgen, „dass sich das nicht wiederholen kann“.

    26 Prozent der Wählerstimmen seien für die CDU als Volkspartei kein Maß, die Partei müsse wieder mehr Menschen überzeugen. Kramp-Karrenbauer verweist auf ihre Fähigkeit, „harte Wahlkämpfe zu führen und zu gewinnen“. Eine Breitseite gegen Merz und Spahn: Die frühere Regierungschefin des Saarlands ist die Einzige aus dem Bewerber-Trio, die echte Wahlerfolge vorweisen kann.

    Merz dankt Merkel - und kritisiert dann deren Politik

    Friedrich Merz, 63, der Sauerländer, von Merkel 2002 gegen seinen Willen als Unionsfraktionschef abgelöst, muss sich nicht von der Kanzlerin abgrenzen, seine Feindschaft zu ihr ist bekannt. Merz spricht zunächst von Dankbarkeit für die 18 Jahre mit Angela Merkel, nur um anschließend deren Politik zu kritisieren: „Die CDU ist eine Volkspartei der Mitte, wir verschieben sie nicht nach links und nicht nach rechts.“ Innere und äußere Sicherheit seien der Markenkern der Union, betont Merz. Er kündigt ein konsequentes Vorgehen an „gegen die Clans in den Städten und gegen unkontrollierte Zuwanderung an den Grenzen, die wir ja gerne offen hätten“.

    Die CDU bleibe „die Europapartei“, Deutschland müsse einen großen Beitrag dafür leisten, „dass Europa aus der Krise herauskommt“. Merz fordert im Erneuerungsprozess der CDU eine größere Bürgerbeteiligung. Er wolle nationales Denken mit Weltoffenheit verbinden. Als Partei, die für einen durchsetzungsstarken Rechtsstaat stehe, könne die CDU wieder Wahlergebnisse von 40 Prozent erzielen. „Und dann traue ich mir zu, die AfD zu halbieren“, sagt Merz. Großer Applaus brandet auf.

    Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz, Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer und Gesundheitsminister Jens Spahn (von links) stehen Rede und Antwort.
    Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz, Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer und Gesundheitsminister Jens Spahn (von links) stehen Rede und Antwort. Foto: Carsten Rehder, dpa

    Spahn startet mit einem Seitenhieb auf Merz

    Einen „echten Neuanfang“ in der CDU wünscht sich Jens Spahn, der jüngste der drei Kandidaten. In den bisherigen Stimmungsbildern liegt der Bundesgesundheitsminister weit hinter seinen Mitbewerbern. Spahn hat sich in den vergangenen Jahren als Kritiker der Flüchtlingspolitik Angela Merkels profiliert und wurde zur Hoffnung der Konservativen. Die nun in großer Zahl Friedrich Merz unterstützen. So teilt der 38-jährige Spahn nun gegen Merz aus: „Ich hätte mir gewünscht, wir hätten Sie damals 2015 an Bord gehabt“, wirft er Merz vor, der Politik lange den Rücken gekehrt zu haben.

    Die CDU als „Partei für innere Sicherheit und Rechtsstaat“ müsse ohne Wenn und Aber den Schutz der Bürger garantieren, „im Park, auf der Straße, an den Grenzen, das ist unser Markenkern.“ Mit Blick auf die Wahlerfolge der AfD sagt Spahn: „Wenn wir ehrlich sind, haben wir es zugelassen, dass die heute in 16 Landesparlamenten sitzen. Wir sind auch die, die sie wieder verschwinden lassen können.“

    Den meisten Applaus bekommt der Rückkehrer

    In der Diskussion streifen die drei Kandidaten eine Vielzahl von Themen. Merz spricht sich für eine Unternehmensteuerreform aus, Spahn will die Grunderwerbsteuer für die erste Wohnimmobilie abschaffen, Kramp-Karrenbauer bekennt sich zu einem stärkeren Engagement in der Nato. Immer wieder scheint auf, dass sie konservative Positionen nicht ihren Konkurrenten überlassen will.

    Eine Vorentscheidung lässt sich an diesem Abend nicht erkennen. Geht es nach dem Applaus, liegt Merz, der sich als souveräner Redner präsentiert, wohl einen Hauch vor der betont unaufgeregt auftretenden Kramp-Karrenbauer. Spahn folgt mit Abstand, er wirkt bisweilen aufgeregt, vielleicht ahnt er, dass seine Zeit noch nicht gekommen ist.

    Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther, der Gastgeber, glaubt: „Andere Parteien würden uns beneiden um diese Auswahl an Kandidaten.“ Und er dürfte die Meinung vieler der CDU-Anhänger im Saal treffen, wenn er sagt: „Wer auch immer am Ende gewinnt, wir brauchen euch alle drei in verantwortungsvollen Positionen.“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden